Martin Rütter hat in dieser Woche deutschlandweit für großes Aufsehen gesorgt. In der Reportage „Martin Rütter – Das gnadenlose Geschäft mit den Welpen“ deckte der Hunde-Profi gemeinsam mit Tierschützern dubiose Machenschaften von Welpenhändlern in Deutschland auf.
Im Gespräch mit DER WESTEN verrät Martin Rütter, welche üblen Reaktionen die Reportage hervorgerufen hat, worauf Hunde-Liebhaber immer wieder hereinfallen und warum sich jetzt endlich etwas ändern wird.
DER WESTEN: Herr Rütter, Sie haben gesagt, dass Sie viele Bilder gesehen haben, die Sie nie wieder aus dem Kopf bekommen. Haben Sie den Vox-Zuschauern die schlimmsten Bilder noch erspart?
Martin Rütter: Die letzten Monate, in denen wir für die Reportage quer durch Europa gefahren sind, waren wirklich sehr aufreibend für mich und das gesamte Team. Wir haben lange überlegt, welche Bilder man wirklich zeigen kann, ohne dass die Menschen abschalten, weil es ihnen zu grausam ist.
Es gibt einfach kein Unrechtsbewusstsein bei einigen Welpenhändlern: Die verstehen nicht, was das für die Hunde bedeutet. Für die hat ein Hund gar keine Relevanz. Wenn ein Muttertier keine Welpen mehr werfen kann, ist für die völlig normal, dass dieses Tier nicht mehr gefüttert wird und verhungert. Das ist so, als würde in Deutschland einer auf eine Fliege hauen, wenn sie ihn nervt.
Sie haben sich durch Ihre Arbeit sicher nicht nur Freunde gemacht – haben sie manchmal Sorge, dass sie selbst zur Zielscheibe Krimineller werden können?
Ich habe ja schon oft zu solchen Themen meine Klappe aufgerissen. Sei es in der Pandemie zu Querdenkern oder als ich mich mit einem Clip mit Bülent Ceylan über Nazis lustig gemacht habe. Ich bin zwar nicht scharf darauf, dass Leute vor meiner Haustür herumlungern. Aber trotzdem finde ich, dass ich mit meiner Reichweite und mit meiner Kompetenz zu dem Thema in der Verantwortung stehe. Aber wir hatten schon in Ungarn mehrere Situationen, wo mir auch die Knie gewackelt haben. Aber ich bin nicht der Typ, der sich dann wegduckt.
Nach der Reportage brach ein regelrechter Shitstorm über einen Welpenhändler aus NRW herein. Haben Sie das mitbekommen?
Ja klar. Ich habe auch selber unzählige Rückmeldungen bekommen. Was natürlich gar nicht geht, dass da irgendwelche Gewaltdrohungen gegen Welpenhändler ausgesprochen werden. Wenn mir einer schreibt: ‚Dem Winkel sollten wir ein paar auf die Schnauze hauen‘, kriegt der sofort eine Mail von mir, dass so eine Äußerung gar nicht geht und wenn sich das wiederholt melde ich dich bei Instagram und auch der Polizei. Ich will keine Hexenjagd, sondern dass sich Gesetze verändern.
Welche gesetzlichen Änderungen braucht es denn, um Hunde besser zu schützen?
Seit 20 Jahren renne ich zu Politikern und plädiere für einen Hunde-Führerschein. Es geht dabei nicht darum, dass ich bereits einen Hund habe und bringe dem auf einem Hundeplatz ‚Sitz‘, ‚Platz‘, Fuß‘ bei. Sondern, dass ich eine Kompetenz erwerbe, bevor ich überhaupt einen Hund kaufe. Sie müssen in Deutschland sonst für jeden Mist einen Führerschein machen. Sogar zum Angeln. Dabei ist ein Angler gar keine Gefahr für die Gesellschaft. Ein Hundehalter hingegen kann eine massive Gefahr für die Gesellschaft sein, wenn er seinem Hund nicht gerecht werden kann.
Der Hundeführerschein ist das Minimum, was es braucht. Da reden wir von zwei Wochenendseminaren, bei dem die Leute ein Grundverständnis bekommen, was es bedeutet, einen Hund zu halten. Und differenzieren lernen: Was ist der Unterschied zwischen einem Züchter und einem Händler.
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Das zweite ist, dass bestehende Gesetze angewendet werden müssen. Es gibt Tierschutzgesetze, mit denen man sehr massiv gegen Tierquälerei vorgehen könnte. Man muss der Sache einfach nur nachgehen. Dabei kann man sich ein Beispiel an Österreich nehmen, die sehr radikal gegen Tierhandel vorgehen. Deshalb meiden Welpenhändler den Weg aus Ungarn über Österreich, obwohl es der direkte Weg nach Deutschland wäre.
Und der dritte wichtige Punkt ist: Warum darf eigentlich jeder in Deutschland mit Tieren handeln, ohne die Grundbedürfnisse der Tiere zu beachten? Die Haltungsbedingungen müssten als so natürlich wie möglich vorgeschrieben werden. Wenn jemand 200 bis 400 Welpen zeitgleich in einem Verschlag unterbringt, ist das gar nicht möglich.
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