Für Schlagerstar Matthias Reim könnte 2023 nicht besser laufen! Der Sänger, der bereits seit über 33 Jahren im Musikbusiness arbeitet, startet nach längerer Krankheitsphase endlich sein großes Bühnencomeback. Seine Tour geht quer durch Deutschland. Premiere feiert der „Verdammt ich lieb dich“-Interpret in diesem Monat in der Arena in Oberhausen.
Wir haben mit Matthias Reim kurz vor seinem Tourstart gesprochen. Darüber, wie es ihm mittlerweile gesundheitlich geht, warum der Ruhrpott so besonders für ihn ist und wie es ist, mit 65 Jahren noch mal Vater zu sein.
Hier ist Teil 1 unseres Interviews:
Deine Tournee startet am 24. März in Oberhausen – warum ist es der Ruhrpott geworden?
Matthias Reim: In Oberhausen ist es nach meiner blöden Krankheit wieder der erste Auftritt. Hinzu kommt, dass ich ja Kinder habe, die in NRW wohnen. Und die kommen mit ihren Kumpels – da kommen 25 pubertierende Jugendliche. Da freue ich mich tierisch drauf. Ein wunderschönes Wiedersehen. Und dann Oberhausen auch zu zeigen, wo der Hammer hängt musikalisch. Das, was wir vorbereitet haben, ist groß, harmonisch und wunderschön.
Klingt ja schon fast nach einer Familienfeier, wenn alle kommen.
Das ist ein toller Tour-Auftakt.
Dein erster Auftritt nach deinem „Burnout-Problem“, wie du es selbst genannt hast, war auch schon in Oberhausen (Schlagernacht des Jahres) – was bedeutet dir die Stadt?
Ich kenne das Ruhrgebiet ziemlich gut und gehe immer gerne ins Centro in Oberhausen, weil man da immer coole Klamotten bekommt. Da fährt ja das ganze Ruhrgebiet zum Einkaufen hin. Ich war ja jahrelang durch meine damalige Frau mit dem Ruhrgebiet verbunden, weil sie da ja herkam. Und da war ich eben auch öfter mal im Centro und habe Plakate gesehen, die auf mich hingewiesen haben und dachte, cool! Die Arena Oberhausen ist angenehm, da gehen die Leute gerne hin. Die hat was.
Was unterscheidet das Publikum im Ruhrgebiet vom Publikum in anderen Regionen?
Das ist ein bisschen wie auf Schalke (lacht). Es ist ein sehr leidenschaftliches Publikum und ein sehr ehrliches. Wenn die Leute jemanden nicht mögen, lassen sie ihn das spüren. Und wenn sie jemanden mögen, lassen sie ihn das auch spüren. Da gibt es nur ein Ja oder Nein. Das ist die Ruhrgebiets-Mentalität. Auch wenn man sich mit ihnen unterhält, klingen die immer sehr direkt, man meint, sie wären hart. Dabei sind sie das gar nicht so. Sie wollen selbst feiern und sie machen die Party. Ich bin nur ein bisschen das Begleitpersonal, dafür, dass sie ein bisschen toben können (lacht).
Was können die Fans diesmal erwarten?
Ich habe diese Shows mit viel Zeit vorbereitet, umgebaut, habe mir tolle Musiker geholt, habe bis zum Exzess geprobt. Es ist die Magic der Songs aus 33 Jahren Matthias Reim. Und es ist erstaunlich, wie sehr die Menschen die alten Songs feiern. Ich genieße diese Zeit, weil das Publikum, was damals jung war, kommt zurück, erinnert sich, genießt die Musik und die Geschichten, die ich erzähle. Das ist ein so großes Geschenk, dass mir das gelungen ist mit meinen Songs. Dafür verstelle ich mich auch nicht, die kommen bei mir aus dem Herzen und aus dem Bauch. Und die Magie, dass alle die Songs mitsingen können – das ist auch für mich einfach ein Konzerterlebnis.
Die Fans sind sicher froh, dich wieder live zu sehen nach der langen Krankheitsphase. Wie geht es dir denn?
Knock on wood (Anm.d.Red.: Zu Deutsch auf Holz klopfen). Mir geht es super, ich bin fit. Diese wirklich elend verschleppte Grippe- und Erkältungswelle… ich musste irgendwann abbrechen, weil ich zu oft mit Krankheiten gespielt habe. Da wird man ja nicht gesünder, sondern ist am nächsten Tag noch kaputter. Der Körper brauchte einfach eine Auszeit, um sich zu erholen. Ich hatte das einfach unterschätzt, dass man durch das zweieinhalb Jahre zu Hause sitzen durch Corona nichts abkriegt – keine Viren. Du baust ja keine Abwehrkräfte auf, sondern die bauen sich ab. Dann habe ich mir eben bei der Silbereisen-Tour 2022 durch 25 Arenen jede Bakterie und jedes Virus einfach eingesogen und bekam dann die Quittung. Ich konnte es nicht richtig kurieren, weil ich ununterbrochen unterwegs war.
Das ist das Leid des Künstlers sozusagen.
Du kannst nicht einfach absagen. Wenn man ein bisschen Fieber hat, nimmt man Ibuprofen und geht auf die Bühne. Habe ich ja auch gemacht. Und irgendwann ging einfach nichts mehr, da wollte der Körper nicht mehr. Und wenn der Körper nicht mehr will – und du musst stehen -, dann wollte auch die Psyche nicht mehr. Ich war dann wirklich so frustriert darüber, dass, worauf ich mich so gefreut hatte, nicht mehr ging. Und das durch eine blöde Erkältung. Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Fieber und dann ging es von vorne los, dass ich nichts mehr genießen konnte. Bis ich dann gesagt habe: Pause. Die habe ich gebraucht und jetzt bin ich topfit. Das war für mich ein sehr schwieriges Jahr, weil all das, worauf ich mich gefreut hatte, zum Albtraum wurde.
Beschäftigt dich das immer noch?
Ganz am Ende hatte ich Corona. Das war drei Tage schlapp sein, und zwar so richtig. Da war mein Körper auch unten. Ich kannte 25 Jahre lang keine Halsentzündung mehr. Wenn man lange keine Kinder hatte. Aber das kommt jetzt auch wieder auf mich zu. Da kommt der Kindergarten, da holt man sich auch wieder alles.
Du hast kürzlich im Interview gesagt, dass du nicht auf die Warnsignale deines Körpers gehört hast und zum Beispiel trotz schwerer Erkältung auf der Bühne standest – gehst du heute anders mit dir und deinem Körper um?
Ich habe das ein bisschen umstrukturiert und mache keine Marathonläufe mehr. Wir haben 42 Wochenenden im Jahr, ich spiele gerne Freitag und Samstag. Sonntag und Donnerstag nicht mehr. Ich mache zwei Konzerte die Woche, danach gehe ich in mein Gym und werde gut bekocht von meiner jetzt aus Gesundheitsgründen eingestellten Köchin. Durchs Baby hat man einfach keine Zeit, sich zwei Stunden in die Küche zu stellen. Meine Frau hat die Zeit nicht. Sie hat den Moderationsjob und den Sängerjob und zwölf Stunden ein waches und wirklich süßes, aber echt forderndes, lebendiges Baby.
Du sprichst deine Tochter Zoe schon selbst an und bist ja im vergangenen Jahr wieder Vater geworden. Wie fühlst du dich?
Zoe ist so bezaubernd, dass selbst ich – und ich habe immer gesagt, kleine Kinder sind nicht so mein Ding, ich steige später ein – darin aufgehe. Ich liebe es, wenn ich sie quieken höre und steht schon am Gitterchen von ihrem Spielzimmer. Das ist einfach süß und rührt mich. Und ich muss sie auch immer in den Arm nehmen, weil ich die so gerne rieche. Sie ist so hübsch. Ich habe meiner Frau aber gesagt, bei dem Stress kann ich nicht wirklich helfen, das kann und will ich auch nicht mehr. Aber warte mal ab, wenn sie 3 ist. Das Erste, was ich gemacht habe, ich habe ein Motorrad-Gespann gekauft mit Sicherheitsgurt, womit ich sie dann in den Kindergarten fahre. Ich habe einen Kinderwagen geholt, der uns beiden richtig Spaß machen wird (lacht).
Das wird ein richtig cooles Mädchen.
Meine Frau sagt: ‘Was willst du denn damit?‘ Ich so: ‘Das ist ein Kinderwagen.‘ Da war sie zwei Monate alt.
In einer Musikerfamilie ist eben alles etwas anders.
Ja in vier Wochen hat sie ihren ersten Geburtstag und ich gucke schon nach einer Carrera-Autorennbahn. Und meine Frau sagt: ‘Matthias, was willst du denn damit?!‘
An Zoes Geburtstag am 31. März spielst du ja ein Konzert in Radolfszell. Bleibt trotzdem Zeit zum Feiern?
Abends ist sie ja im Bett, die Show fängt um 20 Uhr an und ich bin 15 Kilometer weg von unserem Haus. Da passt das alles. Da haben wir Glück gehabt, dass es nicht in Dresden, Leipzig oder Hannover ist.
Deine Kinder Marie und Julian sind selbst Musiker geworden. Zeigt sich auch bei Zoe schon das musikalische Talent?
Wenn Musik läuft, dann fängt sie immer an, mit ihrem kleinen Windelhintern auf und ab zu wippen. Wir stellen dann fest: Sie hat es im Blut. Ich hoffe, sie wird Ärztin oder Rechtsanwältin oder irgendwas Anständiges, bitte nicht noch eine Musikerin (lacht).
Und wenn Zoe doch Musikerin werden will?
Dann werde ich sie genauso unterstützen wie ich die beiden anderen unterstütze.
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Im zweiten Teil unseres Interviews verrät Matthias Reim die irre Geschichte, wie es zum Duett mit Rapper Finch kam, warum er Schiff gegen Schlauchboot getauscht hat und warum er nie in der DSDS-Jury saß.