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Matthias Reim: Kein Risiko – „Das könnte das Ende von allem sein“

Sein Leben, es könnte auch ein Roman sein. Matthias Reim hat schon alles erlebt. Ein Gespräch über Gesundheit, Musik und ein Musical.

© imago/Jan Huebner

Marie Reim: Der irre Karriereweg der Tochter von Matthias Reim

Wir stellen Dir in diesem Video den ungewöhnlichen Karriere-Weg von Schlagersängerin Marie Reim vor.

Es gibt nicht viele Künstler in Deutschland, die man ohne mit der Wimper zu zucken, als Legende bezeichnen kann. Er ist einer davon: Matthias Reim. Der 67-Jährige steht seit Jahrzehnten auf der Bühne, schrieb Superhits, Zigtausende pilgern zu seinen Konzerten.

Und nun bekommt Matthias Reim auch noch eine eigene Sendung zu seinen Ehren. In „Pop-Giganten“ wird das ereignisreiche Leben des Superstars beleuchtet. Im Interview mit dieser Redaktion sprach Reim über die Sendung, seine Gesundheit und ein Matthias-Reim-Musical.

Schlager-Legende, Rockstar, jetzt bist du auch noch Pop-Gigant. Welche Bezeichnung ist dir die Liebste?

Der Rockstar (lacht). Aber ich weiß gar nicht, wie die Menschen mich wahrnehmen. Natürlich gibt es den Schlagerstempel. Ich baue aber auch sehr gerne Rock-Elemente in meine Songs. Im Endeffekt denke ich nicht darüber nach, ob ich nun Schlager oder Rock mache. Ich mache einfach meine Songs. Und die liegen dann immer irgendwo dazwischen.

Ich achte aber schon darauf, dass ich nicht zu heftig werde. Ich habe ja gerne mal die Ambition, die Gitarre in die Vollverzerrung zu bringen und dann auch etwas lauter zu werden. Das ziehe ich dann aber auch wieder zurück, weil mir der Song und die Geschichte wichtiger sind.

Frustriert dich das, dass du nicht bis ans Limit gehst?

Nein, ich darf das ja. Ich mache das auch auf der Bühne. Auf Alben eher seltener, aber wir fangen gerade damit an, dass zu versuchen. Song Nummer 13 eines Albums ist dann eben mit Helloween und wir gucken mal, was dabei herauskommt. Ich habe da keine Berührungsängste.

Das hat sich in den vergangenen Jahren durchaus verändert. Ich erinnere mich, du hast selbst gesungen „Schlagerhören war Hochverrat“. Heute ist der Schlager komplett angekommen.

Die Menschen sind gelassener geworden, lassen sich medial nichts mehr vorschreiben. Lieder, über die man in den 80er-Jahren abgelästert hätte, werden heute zum Kult erklärt. 19-Jährige hören sich leidenschaftlich gerne „40 Jahre die Flippers“ an und feiern dabei. Die Einordnung in Schubladen wird heute nicht mehr akzeptiert.

Und es ist ja erstaunlicherweise wirklich so: Jede Party, die mit Pop oder Rock begonnen hat, gelangt irgendwann zu später Stunde an den Punkt, an dem „Ich war noch niemals in New York“ oder „Verdammt ich lieb dich“ gespielt werden. Dann ist die Tanzfläche voll.

Gibt es Musik-Stile, mit denen du nichts anfangen kannst?

Es gibt Musikrichtungen, die ich nicht höre, einfach, weil ich mich nicht mit ihnen beschäftige. Ich habe zum Beispiel keinen Draht zu Jazz. Den verstehe ich nicht. Ich habe auch keinen großen Bezug zu Klassik. Das interessiert mich nicht. Und trotzdem würde ich nie sagen: Schafft das ab, hört eh keiner. Jede Musikrichtung hat ihre Berechtigung. Und wo wir gerade beim einst verpönten Schlager waren – der ließ sich eben nicht wegdiskutieren.

In den 80er-Jahren gab es Plakatwerbung für Radiostationen, auf denen zu lesen war: ‚Scheiß Schlager hört ihr bei uns nicht‘. Das war wirklich eine Hexenjagd. Früher hast du dich über die Musik, die du gehört hast, intellektuell definiert, und heute sagen die Menschen: Egal, ich höre, worauf ich Bock habe.

Matthias Reim – eine Schlager-Legende, die seit 35 Jahren im Musik-Business tätig ist. Foto: Electrola

Diesen ganz klassischen Schlager gibt es ja auch nicht mehr. Du hast Rockelemente, Helene Fischer Pop-Elemente … den klassischen Schlager, hörst du kaum noch.

Das stimmt, aber wenn Olaf der Flipper kommt und einen Schlager wie „Wir sagen Dankeschön“ spielt, brennt die Hütte. Mein 19-jähriger Sohn feiert das völlig ernst ab. Für ihn ist das Kult. In den 80er-Jahren war es das Grauen (lacht).

 Auf Mallorca ist Olaf ebenfalls Kult. Du bist damals auch auf der Insel im Oberbayern aufgetreten. Wäre das heute noch für dich denkbar?

Nein. Alles hat seine Zeit. Es interessiert mich nicht mehr, nachts um drei Uhr auf die Bühne zu gehen. Ich war damals auf dem Weg zurück, heute spiele ich wieder richtige Konzerte. Und dass ich das machen kann und die Konzerte besucht werden, ist ein Privileg und auch ein konsequenter Schritt nach vorne. Ich bereue jedoch die Zeit im Oberbayern nicht. Ich hatte dort viel Spaß, habe viele nette Menschen kennengelernt. Wenn ich aufgetreten bin, gab es auch keine Exzesse. Das war fröhlich, das hat Spaß gemacht, aber irgendwann wirst du älter und du musst ehrlich zu dir sein. Ein Auftritt nachts um drei bedeutet anderthalb Tage Regeneration. Das ist es dann auch nicht mehr wert.

Du hast gerade die Regenerationsphase angesprochen. Zum Ende der Doku ging es auch um deine Gesundheit. Marie hat beispielsweise gesagt, dass sie sich oft Sorgen um dich macht. Wo ziehst du für dich die Grenze?

Die Grenze kam bereits durch meine gesundheitlichen Probleme in den letzten Jahren. Dadurch bin ich deutlich konsequenter geworden. Ich würde heute nicht mehr mit einem fiebrigen Virusinfekt auf Tour gehen. Ich hatte diese Probleme nur, weil ich als junger Mensch darauf gepfiffen habe. Ich habe mit Fieber einfach weiter gemacht und dann geht das eben aufs Herz. Ich muss mit dieser Konsequenz heute leben. Eine erneute Herzmuskelentzündung würde ich nicht mehr riskieren. Das könnte das Ende von allem sein. Das verstehen zum Glück auch meine Fans.

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Du hast ein neues Projekt – du möchtest ein „Verdammt, ich lieb dich“-Musical machen. Wie weit sind die Planungen?

Die Dialoge stehen, die Songs stehen und im Herbst nach meiner Sommertour werde ich Gespräche aufnehmen. Ich wünsche mir das wirklich, und wenn ich mir etwas wünsche, bekomme ich das auch hin.

Worum wird es gehen?

Es ist die Story des jungen Matthias, der vom großen Erfolg träumt, immer wieder eins draufkriegt, aber am Ende seine große Liebe findet. Mit den Songs, die ich ausgewählt habe, und mit den Geschichten, die diese Songs erzählen, ist das eine musikalische Abenteuerreise.

Also spätestens übernächstes Jahr dürfen wir in die Theater gehen?

Ich gebe dem Ganzen mal eine Entwicklungszeit von drei Jahren. Es muss geplant werden, es muss gecastet werden und es muss geschliffen werden. Das kostet Zeit.

Wie muss der Musical-Matthias sein?

Der müsste schon ein Typ wie ich sein. Wir können keinen muskelbepackten 1,95-Klotz auf die Bühne stellen. Auf der Uni haben sie mich immer Spidy, wegen meiner dünnen Beine, genannt. Ich konnte trainieren, wie ich wollte, keine Chance. Aber das bin ich und daher brauchen wir einen schlaksigen, dünnen Träumer, der das gut verkörpert.



Und welche Stadt darf es sein?

Berlin fände ich cool, Hamburg fände ich auch cool. In Köln oder Oberhausen geht es auch. Aber das sollen die Fachleute entscheiden. Ich habe die Idee, ich habe die Musik und das Konzept, aber wie man so etwas auf die Bühne bringt, davon verstehe ich nichts. Ich muss aber auch nicht alles können (lacht).

Lass uns in die Zukunft schauen. Was wünschst du dir?

Ich möchte Konzerte spielen. Aber nicht siebzig im Jahr, sondern vielleicht eher wie dieses Jahr fünfzehn in größerem Rahmen. Ich war letztes Jahr 170 Tage nicht zu Hause. Von daher wünsche ich mir mehr private Zeit, um meine Kinder zu begleiten und meine kleine Tochter aufwachsen zu sehen.