Kurz vor Halloween veröffentlicht Netflix sein neues True-Crime-Drama: Nach „Dahmer“, „Ich. bin. so. glücklich.“ und „The Watcher“ könnte „The Good Nurse“ als Nächstes die Streaming-Charts dominieren. Doch was fasziniert die Zuschauer so an den Gräueltaten?
All diese Netflix-Produktionen stammen nicht etwa aus der Feder eines Thriller-Autors, sondern basieren auf wahren Begebenheiten. Die Geschichte hinter „The Good Nurse“ jagt einem besonders große Angst ein.
Netflix verfilmt die Taten von einem der gefährlichsten Serienmörder der USA
Es ist die Geschichte des Serienmörders Charles Cullen, der als Krankenpfleger in zehn verschiedenen Krankenhäusern bis zu 45 Patienten ermordet hat. Ermittler glauben jedoch, dass die tatsächliche Zahl eher bei 400 liegt. Er gilt bis heute als der gefährlichste Serienmörder des US-Bundestaates New Jersey. Hätte ihn seine Kollegin Amy Loughren nicht überführt, wären sicherlich noch mehr Menschen getötet worden.
19 Jahre nachdem Charles Cullen verhaftet worden ist, hat Netflix die Horror-Taten des Krankenpflegers verfilmt. Besonders erschütternd: Wäre Amy nicht auf das unerklärliche Verschwinden der eigentlich gesunden Patienten aufmerksam geworden, hätte Charles noch jahrelang weitermorden können. In seiner Position als vermeintlicher Lebensretter, der kranken Menschen Gutes tun will, ist der Killer 16 Jahre lang unentdeckt geblieben.
Die echte Amy ist noch immer von den Taten ihres Kollegen traumatisiert, wie sie gegenüber „CBS“ gesteht. Den Netflix-Film habe sie sich nur ein einziges Mal ansehen können. Dass ihr guter Freund „Charlie“ in Wirklichkeit ein skrupelloser Mörder ist, hat die 57-Jährige nie verarbeiten können: „Die Person, die ich kannte, war wirklich ein anderer Mensch. Ich sah, wie er sich von diesem wunderbaren, sanften, wortgewandten, großartigen Kollegen in diese sehr wütende, selbstgefällige Person verwandelte.“
Netflix‘ „The Good Nurse“: Charles Cullen soll ständig an den Tod gedacht haben
Dass sie Charles Cullen nicht schon eher gestoppt hat, belastet Amy bis heute. „Ich habe immer noch eine Menge Schuldgefühle, weil ich es nicht früher gesehen habe“, gesteht die Krankenschwester. Schließlich sind sie diejenigen, die im Gegensatz zu den Ärzten die meiste Zeit mit den Patienten verbringen. Gerade das macht diesen Fall wohl auch so erschreckend. „Es sind die Krankenschwestern, die dein Leben retten“, betont Amy.
Auf die Frage, warum Charles so viele Menschen ermordet hat, gibt es keine genaue Antwort. Seine Freundin Amy Loughren glaubt, dass eine „schiefgelaufene Zwangsstörung“ der Grund sei. In dem gleichnamigen Buch des Journalisten Charles Graeber, auf dem der Netflix-Film basiert, heißt es zudem, Charles Cullen habe mehr als 20 Selbstmordversuche überlebt. Und auch seine Ex-Frau Adrianne Taub, mit der er zwei Töchter hat, soll mehrere einstweilige Verfügungen gegen ihn eingereicht haben, da sie befürchtet hat, dass er sich und den Töchtern das Leben nehmen würde, wenn man ihn mit ihnen allein ließe.
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Netflix unterschlägt Amy Loughrens heldenhaften Einsatz
Was man im Film nicht zu sehen bekommt, ist, dass sich Amy Loughren in eine für sie lebensgefährliche Situation begeben hat, um Charles zu überführen. Um dem Serienmörder ein Geständnis zu entlocken, lässt sie sich von Ermittlern verkabeln und trifft sich anschließend mit Charles in einem Diner. Was bei Netflix jedoch nicht erwähnt wird, ist, dass Amy kurz zuvor einen Herzschrittmacher einsetzen lassen hat. Die Polizisten haben sich deshalb zunächst geweigert, sie zu verkabeln, weil sie befürchtet haben, dass dies ihre Gesundheit gefährden könnte.
Doch das habe Amy nicht zulassen können. „Die Wahrheit ist, dass ich nicht wusste, wie sich das auf mein Herz auswirken würde, aber ich wusste, dass ich da reingehen und dieses Geständnis bekommen musste“, erklärt sie im „Glamour“-Interview. Gegenüber dem „People“-Magazin betont die Heldin darum auch: „Krankenpfleger sind knallhart.“ Für den Schutz der Patienten ist Amy bereit gewesen, alles aufs Spiel zu setzen.
„The Good Nurse“ ist seit dem 26. Oktober bei Netflix verfügbar.