„Phantastische Tierwesen“: Diese 3 Dinge MUSS die Reihe dringend verbessern
Meinung
Sie sollten alte wie neue „Harry Potter“-Fans wieder ins Kino locken – aber so richtig verzaubern konnten die „Phantastische Tierwesen“-Filme das Publikum bisher noch nicht.
Gelingt mit „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ (Kinostart: 7. April 2022) jetzt die Trendwende? Dafür muss das Franchise zunächst aber einige Probleme beseitigen.
„Phantastische Tierwesen“ – „Harry Potter“-Prequel überzeugt noch nicht komplett
Im Jahr 2016 brachte Warner „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ in die Kinos – der erste von geplanten fünf (!) Filmen, basierend auf dem gleichnamigen fiktiven Hogwarts-Schulbuch über magische Kreaturen. Doch trotz eines Skripts von Potter-Autorin J.K. Rowling und der Regie von David Yates (Harry Potter 5 bis 7) fielen die Kritiken äußerst gemischt aus.
Der erste Teil spielte weltweit noch rund 735 Millionen Euro ein – Teil zwei („Grindelwalds Verbrechen“) fuhr nur noch knapp 590 Millionen ein. Ein Negativtrend, den kein Filmstudio gerne sieht. Viele Zuschauer hatten offenbar bereits keine Lust mehr auf die Reihe und blieben der Fortsetzung fern.
Doch warum? Ganz einfach: Die Reihe hat einige schwerwiegende Probleme, die der dritte Teil möglichst beheben sollte, um dem Projekt noch eine Chance zu geben.
1. Newt Scamander ist ein schwacher Hauptcharakter
Der erste Film etabliert Newt Scamander (Eddie Redmayne) als Protagonisten – einen Magizoologen, der später auch das „Phantastische Tierwesen“-Schulbuch verfasst. Er muss seine entlaufenen Zaubertiere wieder einsammeln und trifft dabei auf den mysteriösen Credence (Ezra Miller).
Credence hat besondere magische Fähigkeiten, die der abtrünnige Zauberer Grindelwald (zuvor: Johnny Depp, jetzt: Mads Mikkelsen) für seine finsteren Pläne nutzen will. Dumbledore (Jude Law) will das verhindern – und somit wird Credence zum Spielball zwischen Gut und Böse. Und zur Kernfigur der Handlung, die die Filme eigentlich erzählen wollen.
Besetzung: Eddie Redmayne, Jude Law, Mads Mikkelsen, Ezra Miller, Katherine Waterston, Dan Fogler
Regie: David Yates
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Newt Scamander hat damit genau genommen überhaupt nichts zu tun. Und es gibt auch keine nachvollziehbare Charaktermotivation seinerseits, sich in diese Story einzumischen. Er sagt sogar selbst, dass ihn Zauberer-Politik überhaupt nicht interessiert.
Aber da die Filmreihe „Phantastische Tierwesen“ heißt, muss man Schulbuch-Autor Newt halt irgendwie in diesen Konflikt hineinzwingen – und als Zuschauer merkt man den Filmen diesen krampfhaften Versuch zu jeder Sekunde an. So holt man das Publikum nicht ab.
2. Die phantastischen Tierwesen sind völlig irrelevant
Thema Handlung: Es geht um den Konflikt zwischen Zauberern und Muggeln, um die Ideologien der Ex-Liebhaber Dumbledore und Grindelwald und um Credences Rolle in diesem Chaos. Worum geht es NICHT? Richtig: Die titelgebenden „phantastischen Tierwesen“.
Genauso wie Newt Scamander müssen auch diese Zauberviecher ständig zwanghaft in die Filme eingebaut werden – weil man sich eben blöderweise für ein 64-Seiten-Lexikon als Grundlage entschieden hat. Ein Lexikon hat nun mal keine Geschichte, die man erzählen kann. Das ist schlicht kein gutes Fundament.
Und jetzt sitzt man auf diesem Titel fest – und damit auch auf diesen Tierwesen, die seit Newts Treffen mit Credence keinerlei Relevanz mehr haben. Stattdessen werden sie gefühlt willkürlich in die Handlung geworfen und liefern dabei nicht viel mehr als hübsche Effekte und nette Actionszenen.
3. Kein Konzept und keine Magie
So wirklich durchdacht wirkt diese ganze Reihe einfach nicht. Ob Franchise-Name oder Hauptcharakter tatsächlich zu der Story passen, die man über fünf Filme erzählen möchte, hätte man doch durchaus bereits zu Beginn der Planungen feststellen können, oder etwa nicht?
Aber „Phantastische Tierwesen“ war bereits ein Begriff in der „Harry Potter“-Fan-Community. J.K. Rowling hatte das Schulbuch 2001 als reales Buch herausgebracht. Der Name war also bekannt und ließ sich vermarkten – einen anderen Grund, warum wir uns plötzlich mit Newt Scamander und den ganzen Tierwesen herumschlagen müssen, gibt es nicht.
Man versucht das Ganze aufzupeppen mit Fan-Service-Figuren wie Dumbledore, Nagini oder Nicholas Flamel. Man zeigt Hogwarts wieder. Man spielt die „Harry Potter“-Filmmusik von John Williams ein. Aber all das kann nicht verbergen, dass es sich hierbei nur um einen verzweifelten Versuch handelt, die letzten Dollars aus der Potter-Marke herauszuquetschen.
„Phantastische Tierwesen“ muss das Ruder herumreißen
Genau wie die Filme im Marvel-Universum müssen jetzt auch die Potter-Filme in einer „Wizarding World“ angesiedelt sein – mit reichlich Platz für noch mehr künftige Storys und Spin-Offs. Die Magie soll weiter effektiv vermarktet werden.
„Phantastische Tierwesen“ hat alle Zutaten, die man braucht, um einem Potter-Fan ein Ticket anzudrehen – aber nicht die, die man für einen guten Film mit einer mitreißenden Geschichte braucht. Das ist kein magisches Storytelling mehr. Das ist nur noch ein Geschäftsmodell.
Wenn die „Phantastische Tierwesen“-Reihe die Fans wieder zurückgewinnen will, müssen sie an diesen Dingen schleunigst arbeiten.