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„Tatort“-Star Wotan Wilke Möhring: Sein neuer Film macht fassungslos – „Kein Funken von Empathie“

In seinem neuen Film „Gletschergrab“ ist „Tatort“-Star Wotan Wilke Möhring über sich hinausgewachsen, wie er im exklusiven Interview verrät.

"Tatort"-Star Wotan Wilke Möhring
© IMAGO / Horst Galuschka

Tatort: Das sind die bekanntesten Ermittler-Teams

Die Krimiserie „Tatort“ begeistert schon seit Jahrzehnten die deutschen TV-Zuschauer. Sonntags um 20.15 Uhr lösen unterschiedliche Kommissaren-Teams Mordfälle in der ARD. Aktuell ermitteln 22 Ermittler-Teams in 20 deutschen Städten, sowie in Wien und Zürich. Wir stellen euch die bekanntesten aktuellen Besetzungen vor.

Im April feiert Wotan Wilke Möhring sein zehnjähriges „Tatort“-Jubiläum. Seit 2013 spielt er die Rolle des Hamburger Polizisten Thorsten Falke. Der nächste Fall von Falke und seiner Kollegin Julia Grosz wird am 16. April in der ARD ausgestrahlt.

Fans des „Tatort“-Stars können sich jedoch schon seit dem 9. März einen weiteren Krimi mit Wotan Wilke Möhring ansehen – und das sogar auf der großen Leinwand im Kino. Im Thriller „Gletschergrab“ spielt er allerdings nicht den aufrichtigen Kommissar, sondern einen skrupellosen Killer. Im Interview mit dieser Redaktion hat Wotan Wilke Möhring über die größte Herausforderung an seiner Rolle, die Zusammenarbeit mit „Game of Thrones“-Star Iain Glen und seine Liebe für Island gesprochen.

DerWesten: Neben der spannenden Handlung stechen bei „Gletschergrab“ vor allem die starken Bilder, die vor einer eindrucksvollen Kulisse entstanden sind, hervor. Für die Dreharbeiten seid ihr nach Island geflogen, ein absolutes Traumreiseziel. War es dein erster Besuch dort?

Wotan Wilke Möhring: Immer, wenn man Island erwähnt, sagen fast alle: „Ah, da wollte ich auch noch mal hin!“ Das ist wohl ein Traum von vielen Menschen. Ich habe aber tatsächlich schon vor zehn Jahren auf Island gedreht, auch für eine deutsche Produktion namens „Nichts als Gespenster“. Deswegen wusste ich, was mich erwartet und habe mich auch total gefreut. Normalerweise ist der Drehort nicht das Entscheidungskriterium, aber das ist auf jeden Fall einer meiner Lieblingsorte.

Wie lange durftest du denn dort bleiben?

Ich bin zwei-, dreimal ein- und ausgeflogen. Es war wieder ein Dreh im Winter – wunderschön! Aber die haben natürlich auch einen tollen Sommer, den möchte ich unbedingt mal mitbekommen.

Blieb denn da noch genug Zeit, um Island in seiner vollen Pracht zu genießen?

Ja, das habe ich schon so eingeplant. Was zum Beispiel auf gar keinen Fall fehlen darf, ist der „Golden Circle“ (eine beliebte Reiseroute, ausgehend von der Hauptstadt Reykjavik, Anm.d.Red.). Da habe ich jetzt auch tatsächlich gesehen, was sich durch den Tourismus allein in den letzten zehn Jahren verändert hat. Lustigerweise hatten die Isländer in der Lockdown-Zeit erstmals wieder die Gelegenheit, zu ihren eigenen Sehenswürdigkeiten zu reisen, weil keine Touristen da waren. Das fanden die alle super. Es ist eben eine ganz besondere Insel. Es ist nicht nur ein anderes Land, sondern das ist fast so, als ob man einen anderen Planeten betritt. Diese Mondlandschaft ist einfach unvergleichlich.

"Gletschergrab"
Der isländische Thriller „Gletschergrab“ ist am 9. März im Kino gestartet. Foto: IMAGO / Horst Galuschka

Als Agent Simon spielst du den eiskalten Killer, nicht gerade ein Publikumsliebling, sondern eher in die Kategorie Bösewicht einzuordnen. Was war die größte Herausforderung an dieser Rolle?

Simon wird als Mittel zum Zweck eingesetzt. Die Herausforderung, die du normalerweise als Schauspieler hast, der Figur Fleisch und Gefühl zu verleihen, war genau hier nicht gefragt. Die Frage war eher: Wie stellt man eine Maschine dar, die eine reine Funktion hat und mehr nicht? Wir erleben nicht einmal, dass er eine persönliche Befriedigung aus dem Töten zieht. Das war neu für mich. Alles andere bei Seite zu lassen, was man sonst beizutragen hat, war schon etwas Besonderes. Wir erfahren in keiner Sekunde etwas über ihn. Das ist ja auch die maximale Bedrohung, wenn wir etwas über grauenhafte Taten lesen, diese totale Entmenschlichung. Da ist kein Funken von Empathie oder Moral vorhanden. Das ist es, was so bedrohlich ist – und das habe ich versucht, zu transportieren.

Was war dir bei der Gestaltung der Figur Simon besonders wichtig?

Mir ging es darum, ihn nicht als alltäglichen Kneipenschläger oder vorhersehbar darzustellen. Er ist effizient und sich seiner Fähigkeit der Maschine bewusst. Der will auch gar nicht laut auf den Plan treten, der will gar keinen Lärm machen, sondern präzise einen Auftrag erfüllen. Er ist eine Art fleischgewordener Algorithmus.

Du bist als einziger deutscher Darsteller in der Produktion tätig. Hast du dich für die Rolle beworben oder wurdest du angefragt?

Ich wurde gefragt und als es dann um Island ging, wurde es direkt noch interessanter. Dann hatte ich ein sehr gutes Gespräch mit dem Regisseur Óskar Thór Axelsson, und das sind auch einfach super Leute auf Island. Diese Insel formt einfach tolle Menschen.

Du spielst viele Szenen an der Seite von „Game of Thrones“-Star Iain Glen. Ist man da aufgeregt oder sieht man ihn auch nur als einen weiteren Schauspielkollegen?

Da war ich nicht aufgeregt. Ich durfte schon mal vor langer Zeit mit Tom Cruise drehen und letztlich stehen da zwei Menschen vor der Kamera, die sich was zu erzählen haben in ihren Figuren oder eben nicht. Ob dich da 100 Menschen angucken, die hinter der Kamera stehen, oder einer: Am Ende sind da zwei Menschen vor der Kamera, die spielen, sie wären jemand anderes.

Es handelt sich bei „Gletschergrab“ um eine Romanverfilmung. Hast du das Buch vorher gelesen?

Nein, das ist manchmal auch gar nicht so gut. Weil du dann von innen Informationen hast, die du auch unbewusst einforderst. Deswegen ist es für mich besser, das erst im Nachhinein zu lesen.


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Viele Menschen sehen dich auch gerne im „Tatort“. Dieses Jahr feierst du dein zehnjähriges Jubiläum als Hamburger Kommissar Thorsten Falke. Am 16. April erscheint der neue Film „Verborgen“. Was ist außerdem für dieses Jahr geplant?

Wir drehen ja immer ein Jahr voraus und ich blicke da manchmal selbst nicht durch, weil die Arbeitstitel oftmals auch anders sind als bei der Ausstrahlung. Aber genau, das Zehnjährige wird jetzt im April gefeiert, auch mit ein paar Veranstaltungen. Dann habe ich noch einen in petto und dann drehen wir auch dieses Jahr wieder einen.

Du bleibst dem „Tatort“-Universum also noch länger erhalten. Sehr schön!

Genau, ich sehe kein Ende. Das ist ja das Interessante an der Figur Thorsten Falke. Du wirst mit der zusammen groß und das ist etwas ganz Besonderes, dass du gar nicht alles erzählen musst über die Figur, weil du so viel Zeit hast.