Sie ist eine der beliebtesten Figuren im beliebtesten „Tatort“ der Deutschen: Seit 2002 bereits spielt ChrisTine Urspruch im Münster-„Tatort“ an der Seite von Jan Josef Liefers (in der Rolle des Professor Boerne) und Axel Prahl (alias Frank Thiel).
Doch wer die 52-Jährige nur auf ihre Rolle im „Tatort“ reduziert, liegt falsch. Wird ChrisTine Urspruch doch am 22. und 29. September mal in eine ganz andere Rolle schlüpfen. In der Serie „Einspruch, Schatz!“ spielt die Schauspielerin die Rolle der Anwältin Eva Schatz. Wir haben mit ChrisTine Urspruch über ihre neue Rolle, den „Tatort“ und ihre Wunschrolle als „Jane Bond“ gesprochen.
Liebe Frau Urspruch, in „Einspruch Schatz“ spielen Sie eine Anwältin. Konnten Sie keine Leichen mehr sehen?
Nein, ich kann noch sehr gut Leichen sehen (lacht). Und ich hoffe, unser „Tatort“ geht auch noch sehr lange weiter. Aber unser Autor Torsten Lenkeit, der auch gleichzeitig der Produzent von „Einspruch Schatz“ ist, hat mir dieses Format sozusagen auf den Leib geschrieben. Und so spiele ich jetzt eine Anwältin mit einem turbulenten Privatleben.
Das merkt man, Sie gehen richtig in der Rolle auf. Was fasziniert Sie an Eva Schatz?
Es ist die große Selbstverständlichkeit und Lässigkeit, die diese Rolle für mich ausgemacht hat. Dieses ganze Format ist modern und zeitgemäß. Das hat großen Spaß gemacht. Dazu kam, dass ich wunderschöne Kostüme bekommen habe. Eine Kostümbildnerin meinte kürzlich zu mir: „Du bist die bestangezogene Schauspielerin im deutschen Fernsehen.“ Das ist ein großes Kompliment (lacht).
Hand aufs Herz, wie viele der Kostüme hängen nun in ihrem privaten Kleiderschrank?
Ich hätte gerne alles übernommen. Aber ich dachte: Nein, immer auch ein bisschen abergläubig, lass es mal lieber da. In der Hoffnung, dass es weitergeht und das ein oder andere auch noch mal aus dem Fundus geholt wird.
Sie spielen eine Figur, die mitten im Leben steht. Die aber auch mit den Problemen konfrontiert wird, die das Leben so mit sich bringt. Welche Eigenschaften von Eva Schatz haben Sie ihr aus Ihrem Leben mitgegeben?
Die Probleme, die Eva Schatz hat, sind natürlich Eva-Schatz-Probleme. Da gibt es schon einen Unterschied zu meinem persönlichen Leben. Aber die Serie spielt am Puls der Zeit und es sind Themen, in die ich mich gut hineinversetzen konnte. Was mir sehr geläufig ist, ist, dass man oft zweifelt, obwohl es manchmal keinen Grund dafür gibt.
Sie spielen auf die Zweifel an, die Eva zu Beginn in der Beziehung zu Hanno Bertram hat?
Genau. Das war ein Hirngespinst ihrerseits. Aber so ist es oft im Leben. Es gibt so viele unterschiedliche Wahrheiten. Wenn mehrere Personen über ein und dieselbe Sache reden, gibt es mindestens zwei Meinungen oder drei. Das fällt mir immer wieder auf. Jeder hat doch eine individuelle Wahrnehmung von den Dingen. Manchmal steht man sich selbst im Wege. Das ist bei Eva Schatz so und bei ChrisTine Urspruch auch.
Sind Sie ein unsicherer Mensch?
Nein, ich bin überhaupt kein unsicherer Mensch. Aber wenn ich zu Hause in meinem stillen Kämmerlein sitze und über das Leben nachdenke, dann frage ich mich schon manchmal, ob ich nicht etwas ganz anderes machen müsste. Im Gegenteil: Ich bin sehr lebenslustig und forsch.
Forsch. Wie äußert sich das?
Ich bin sehr mutig. Ich mache Dinge einfach. Wenn es irgendwo ein Problem gibt, suche ich sofort nach einer Lösung und mir ist da auch nichts heilig. Ich fahre auch entgegen der Einbahnstraße, wenn es gerade keine andere Möglichkeit gibt (lacht). Ohje, jetzt kommen wieder Zuschauerbriefe …
Sie haben die Zuschauerbriefe selbst angesprochen. Spüren Sie sehr viel Druck von außen? Thema Social-Media.
Im Zuge von Social-Media muss man doch sehr auf der Hut sein. So unverfänglich wie noch vor zwanzig Jahren kann ich mich nicht mehr in der Öffentlichkeit äußern. Ich bin auch auf Instagram und überlege dann stets genau, welche Untertitel oder Bilder ich wähle, damit ich gar nicht erst in problematische Situationen gerate. Ich bedaure das sehr, weil dadurch die Spontanität flöten geht.
Ihre Rolle der Alberich wird von Professor Boerne beziehungsweise Jan Josef Liefers maximal politisch inkorrekt behandelt. Glauben Sie, dass eine solche Rolle heute noch möglich wäre, wenn sie neu erscheinen würde?
Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich glaube, es wäre sehr schwierig. Es war vor zwanzig Jahren schon seitens der Redaktion schwierig. Da gab es bereits die sogenannten Bedenkenträger. Wir haben es aber durchgeboxt und es ist zu einem Mega-Erfolg geworden. Ich könnte mir vorstellen, dass es heute schwieriger wäre.
Und es ist auch so, dass meine Rolle von verschiedenen Seiten – im Drehbuch zum Beispiel – nicht mehr Alberich genannt wird. Wenn ich beispielsweise einen Dialog mit Jan Josef Liefers habe, dann steht im Buch Professor Friedrich Boerne und Silke Haller (Anm. d. Red.: der echte Rollen-Name). Da steht nicht mehr Alberich.
Auch unsere Ausdrucksweise, die Witze, die Professor Boerne auf meine Kosten macht, haben sich gewandelt. Sie sind abgemilderter. Das war ein großes Bestreben der Redaktion.
Aber Boerne wird Sie weiterhin Alberich nennen?*
Professor Boerne wird mich in meiner Rolle der Silke Haller im Tatort auch künftig Alberich nennen – und das ist gut so. Nochmal zur Erläuterung: In den Drehbüchern steht – für das Publikum unsichtbar – über meinem Text inzwischen meist der Rollenname Silke Haller und nicht mehr Alberich. Für alle Figuren im Tatort außer Boerne ist das auch der Name, mit dem sie mich in der Rolle ansprechen. Dass insgesamt sensibel und differenziert mit dem Namen und der Rolle umgegangen wird, finde ich gut.
Sie und auch Herr Liefers würden aber gerne die Witze von früher machen?
Ich bin eine Befürworterin unseres Humors miteinander. Und ich glaube, Jan Josef Liefers auch. Wir finden das nach wie vor sehr lustig. Es gab natürlich auch Dialoge, die nicht so lustig waren. Die haben wir am Set aber einfach umgeändert. Und das war vollkommen okay. Nur so kommt die gewisse Lebendigkeit. Das werden wir in Zukunft auch beibehalten.
Woher kommt der Name „Alberich“?
- ChrisTine Urspruchs Rollenname im Münster-„Tatort“ heißt eigentlich Silke Haller
- Der Spitzname Alberich stammt aus der Oper „Rheingold“ von Richard Wagner
- Es handelt sich dabei um einen Zwergenkönig
Apropos Zukunft. Der Münster-Tatort ist der mit Abstand erfolgreichste Tatort. Wie lange dürfen wir uns noch an Boerne, Thiel und Alberich erfreuen?
Ich würde mir wünschen, wir machen das noch sehr, sehr lange. Im Herbst gibt es wieder Verhandlungen, in denen darüber entschieden wird, wie viele Tatorte noch gedreht werden.
Dann wird wieder neu entschieden. Vielleicht ist es dann aber auch einfach mal vorbei. Man sollte zwar aufhören, wenn es am schönsten ist, aber es ist seit zwanzig Jahren schön. Von daher bin ich froh, dass wir noch nicht aufgehört haben.
Was gibt Ihnen Hoffnung, dass „Einspruch Schatz“ genauso ein Erfolg wird, wie der Münster-Tatort?
„Einspruch Schatz“ ist eine modern erzählte Geschichte, sehr am Puls der Zeit. Eva Schatz ist einfach zum Niederknien. Sie ist eine hinreißende Person. Ich glaube, dass man viel Freude an ihr hat.
Sie haben als Schauspielerin die Option, in jede Rolle zu schlüpfen. Gibt es eine, bei der Sie partout nein sagen würden?
Nein. Das kann ich so nicht sagen. Ich sage mal, ich soll einen Zwerg spielen, aber das Drehbuch und das Drumherum ist so lustig, abgefahren und meinetwegen auch Science-Fiction. Dann würde ich mir das doch dreimal überlegen und es nicht kategorisch ausschließen. Es kommt auf den Kontext an.
Also ChrisTine Urspruch im neuen Star Wars.
(lacht) Zum Beispiel. Oder als Jane Bond.
Agentin 00 …
Siebeneinhalb.
Was wären Ihre Agenten-Eigenschaften?
Ich wäre sehr schlagkräftig. Ich wäre sehr forsch. Ich wäre sehr intelligent und sehr hübsch.
Welches Auto würden Sie fahren?
Ich würde Retro fahren. Ein BMW Z3 Cabrio.
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Die ersten beiden Folgen von ChrisTine Urspruchs neuer Serie „Einspruch, Schatz!“ zeigt die ARD am 22. September 2023 und am 29. September 2023. Alle Infos findest du hier.
*Frage wurde nachträglich eingefügt.