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Räubertrio nutzte Teufelsdroge

Räubertrio nutzte Teufelsdroge

Paris. 

Ein chinesisches Gangstertrio raubte in Paris an die 30 Menschen aus, die sie zuvor mit einer höchst gefährlichen Droge in willenlose Zombies verwandelt hatten.

„Es ist kaum zu glauben: Die haben ihre Opfer einfach auf der Straße angesprochen, sie dieses Teufelszeug einatmen lassen und sie dann bis auf den letzten Cent ausgeraubt.“ Die Dreistigkeit, mit der ein jüngst festgenommenes Gaunertrio aus China wochenlang in Paris sein Unwesen trieb, sorgt bei der Pariser Kripo nach wie vor für Verblüffung. Doch ungleich größer ist die Besorgnis, die die „Masche“ der Täter hervorruft. Die Chinesen nämlich haben sich der wohl gefährlichsten Droge der Welt bedient, um ihre Raubüberfälle durchzuführen.

Es waren zwei Frauen, 42 und 59 Jahre alt, die in diesem Sommer im Pariser Viertel Belleville auf der Straße zumeist älteren und aus Asien stammenden Anwohnern ihre Heilkünste antrugen. Das Wundermittel in Form eines Atemsprays jedoch, welches sie Interessenten für eine Gratisprobe in die Hand drückten, war in Wirklichkeit ein sehr starkes Hypnosepulver, das in Südamerika „Atem des Teufels“ genannt wird. Die Droge basiert auf dem berüchtigten Wirkstoff Scopolamin, welcher aus vorwiegend in Kolumbien, Bolivien oder im Süden Mexikos wachsenden Pflanzen gewonnen wird.

Gelangt dieses Rauschgift in die Atemwege eines Menschen, macht es ihn beinahe umgehend völlig willenlos. Zwar spricht und wirkt eine Person auf Scopolamin-Trip ganz normal. Doch sie ist ihrem Gegenüber gänzlich ausgeliefert, da sie jeden ihr erteilten Befehl bereitwilligst befolgt. Kein Problem also für die beiden Chinesinnen, sich von ihren Opfern zu deren Wohnungen führen zu lassen, um sich dort Bargeld, Schmuck und andere Wertgegenstände aushändigen zu lassen. Insgesamt erbeuteten sie so mehr als zwei Millionen Euro.

Der geruch- und geschmacklose Atem des Teufels wirkt schon in winzigen Mengen (in Überdosierung ist er tödlich). Wobei das Scopolamin nicht nur willenlos macht, sondern auch das Erinnerungsvermögen weitestgehend ausschaltet. So gingen zwar die meisten der ausgeraubten Opfer zur Polizei, doch sie hatten bestenfalls nur sehr verschwommene Vorstellungen von dem, was geschehen war. Allein in mühsamer Kleinarbeit eingesammelte Augenzeugenberichte führten schließlich zur Verhaftung der zwei Frauen.

Bei der Durchsuchung des Hotelzimmers der beiden Chinesinnen konnten die Ermittler neben einem Teil der Beute ein ganzes Sammelsurium an Instrumenten und Mittelchen sicherstellen, das offenbar zur Herstellung der Droge gedient hatte. Und sie spürten auch einen 56-jährigen Mann auf, der der Chemiker des Trios gewesen sein soll. Zudem belegen die Pässe der Verhafteten, die laut Auskünften aus Peking Mitglieder einer chinesischen Triade sein könnten, dass sie sich in jüngster Zeit sowohl in Spanien als auch in Mexiko aufgehalten haben.