Rechte Hetze – Donots platzt beim „Song-Contest“ der Kragen
Die Donots feuern beim „Bundesvision Song Contest“ gegen Rechts – und treffen den Nerv der Zuschauer. Musikalischer Sieger aber wird Mark Forster.
Bremen.
Ein letztes Mal Bundesvision Song-Contest. Zumindest mit Stefan Raab. Das Konzept ist nach zehn Jahren BuViSoCo bekannt: 16 Bundesländer, 16 größtenteils unbekannte Bands.
Doch die Besetzung ist nicht das Besondere an diesem Abend. Vielmehr scheinen die Musiker ein Zeichen setzen zu wollen. Sie schreiben sich „Refugees Welcome“ auf die Fahne und nutzen die Bühne, um Stimmung gegen Rechts und für Flüchtlinge zu machen. So trägt der Hamburger Solokünstler Ferris MC, die Band Madsen und auch die Siegerband des Vorjahres „Revolverheld“ bei ihren Auftritten T-Shirts mit der Aufschrift „Refugees Welcome“. In den Backstage Interviews bekommt sogar Elton noch ein Shirt von Madsen geschenkt und schenkt großzügig sein eigenes „Vollgeschwitztes“ ein paar nahezu barbusigen Hintergrundtänzerinnen.
Donots feuern gegen rechte Flüchtlingshasser
Vor allem die Donots waren richtig wütend. Sänger Ingo Knollmann nutzte die Bühne, um seiner Empörung über die rechte Hetze in Deutschland Luft zu machen: „Liebe Leute! Es ist absolut zum Kotzen. Aber während wir hier diese Sendung haben, laufen da draußen sogenannte „besorgte Bürger“ und rechte Wichser rum, die Flüchtlingsheime anzünden und hetzen gegen Leute, die ganz dringend unsere Hilfe brauchen. Seid laut gegen diese Leute!“
Seine Botschaft kommt an und trifft den Nerv der Zuschauer. Die Band aus Ibbenbüren, die mit „Dann ohne mich“ für NRW an den Start gegangen ist, belegt zwar „nur“ Platz zwei. Ihr Statement wird allerdings zum Hit im Netz und bis zum Sonntagmittag tausendfach geteilt.
Erst vor wenigen Tagen hatten sich die Donots auf Facebook mit deutlichen Worten an die rechten Hetzer gewandt: „Ernsthaft. Haut endlich ab. Wir werden nicht tatenlos daneben stehen, wenn Menschen beleidigt, bedroht, bedrängt, vertrimmt oder vertrieben werden. Jede verdammte Hetze werden wir öffentlich machen und anzeigen.“
Auch Klaas Heufer-Umlauf, der mit seinem Bandkollegen Mark Tavassol, dem Ex-Mitglied von „Wir sind Helden“, in der Kombo Gloria für Bremen auftritt, lässt sich die Chance nicht nehmen. Das Bühnenbild zu dem Song „Geister“ liefert eine Message. Einige Bandmitglieder tragen Trikots der deutschen Fußballnationalmannschaft und graue Jogginghosen.
Kurios: In ihrem Schritt sticht ein großer feuchter Fleck heraus. Erinnerungen werden wach. An ein Foto, das 1992 um die ganze Welt ging: Ein sichtlich Volltrunkener, der sich in die Hose gemacht hat und die rechte Hand nach oben streckt. Er galt als Symbolfigur der Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 und versinnbildlichte die Taten hunderter Rechtsextreme, die ein Wohnheim von Asylbewerbern mit Molotowcocktails in Brand steckten und dafür Applaus tausender Zuschauer kassierten. Eine weitere – zum Abend passende – Geste hat sich das Bundesland Berlin für die Punktevergabe überlegt: Ein Flüchtling aus Afghanistan vergibt den ersten Punkt aus der Hauptstadt.
Auf Mark Forster folgen Donots und Catterfeld
Insgesamt fällt das gesamte Voting größtenteils identisch aus: Das eigene Bundesland bekommt zwölf Punkte (denn anders als bei der europäischen Version dürfen die Bundesländer für sich selber abstimmen). Mark Forster für Rheinland-Pfalz: zehn. Und wer hätte es gedacht: Forster gewinnt den Musikwettbewerb mit 170 Punkten, gefolgt von den Donuts auf Platz zwei und Yvonne Catterfeld auf Platz drei. Der Verlierer des Abends ist Bayern. Dem Rapper Olli Banjo helfen nicht einmal die ihn flankierenden nackten Brüste (abgesehen von den Streifen auf den Brustwarzen). Die einzigen beiden Punkte vergibt sich der Freistaat selbst.
Am meisten gefeiert wird Raab: Viele Moderatoren der einzelnen Bundesländer heben ihr Bedauern um sein Karriereende hervor. Und auch bei Twitter gilt er als Höhepunkt des Samstagabends: „Das wahre #BuViSoCo Highlight sind die Einspieler und Raab!“, „Ohne Stefan Raab wird dem deutschen Fernsehen was fehlen.“