Aufsehen erregte der Geistliche Notker Wolf mit seinen Auftritten als „rockender Abt“. Nun kehrt er in seine Heimat in Bayern zurück.
Sankt Ottilien.
Er ist Geistlicher und Rocker – da ist es wohl kein Zufall, dass er die Himmelsleiter von Led Zeppelin („Stairway to Heaven“) zu seinen Lieblingssongs zählt. An diesem Freitag hat der 76-jährige Notker Wolf seien letzten Arbeitstag als Abtprimas von mehr als 800 Benediktinerklöstern mit über 20.000 Mönchen und Nonnen weltweit, am Samstag, 10. September, wird der alle vier Jahre tagende Äbtekongress einen Nachfolger wählen. Wolf wird dann nach 16 Jahren in Rom wieder in seine Heimatabtei St. Ottilien in Oberbayern zurückkehren.
Er wurde 1940 als Sohn eines Schneiders in Bad Grönenbach im Allgäu geboren und verbrachte schon seine Schulzeit teils in dem Kloster in der Nähe des Ammersees. Im Jahr 1977 wurde er dann in der Abtei St. Ottilien zum Erzabt gewählt, im Jahr 2000 folgte der Wechsel nach Rom. Für das Managen des weltumspannenden Ordens musste Wolf keine Führungsseminare besuchen: „Für moderne Unternehmensführung reichen die benediktinischen Regeln völlig aus“, sagte er.
Immer wieder als Bischofs-Kandidat gehandelt
Das Kloster Sant‘ Anselmo in Rom kannte Wolf schon gut, als er dort vor 16 Jahren den Chefsessel einnahm. Denn an der dortigen Päpstlichen Benediktinerhochschule hatte er selbst studiert, später war er dort Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie.
In den vergangenen Jahren wurde Wolf immer wieder als ein Kandidat gehandelt, wenn im Freistaat ein Bischofsstuhl vakant war. Etwa 2007, als ein neuer Münchner Erzbischof gesucht wurde, aber auch, als drei Jahre später der umstrittene Oberhirte Walter Mixa in Augsburg zurücktrat. Doch letztlich blieb Wolf in Rom der oberste Vertreter der Benediktiner. Seine erste Amtszeit als Abtprimas dauerte acht Jahre, 2008 und 2012 wurde er jeweils im Amt bestätigt.
Auch CDs mit klassischer Musik aufgenommen
Bereits vor seinem Wechsel nach Italien hatte der Mönch mit seinem Hobby für Schlagzeilen gesorgt. Denn als E-Gitarrist in Mönchskutte steht er bis heute regelmäßig mit der Band Feedback auf der Bühne. Dass der Abtprimas auch Querflöte spielt, kommt ihm nicht nur beim covern des Jethro-Tull-Klassikers „Locomotive Breath“ zugute, er hat auch CDs mit klassischer Musik aufgenommen.
Daneben hat der prominente Mönch zahlreiche Bücher veröffentlicht – und schon deren Titel machen den Humor des bayerischen Geistlichen deutlich. Das neue Werk hat den schlichten Namen „Läuft“ und kommt mit dem Untertitel „Pessimisten stehen im Regen – Optimisten duschen unter Wolken“ daher, ein anderer Band heißt „Altwerden beginnt im Kopf, Jungbleiben auch“.
Widerstand gegen Papst Franziskus
Wann genau der 76-Jährige nach Deutschland zurückkehrt, ist noch unbekannt. In einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ sagte er kürzlich, dass er bis Dezember einen vollen Terminkalender habe – und ergänzte: „Was danach kommt, weiß ich nicht. Ich habe keinen konkreten Plan.“
Bei politischen Themen nimmt der gerngesehene Talkshow-Gast weiterhin kein Blatt vor dem Mund – weder inner- noch außerhalb der Kirche. So lobt er die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel und wünscht der CDU-Chefin trotz des Gegenwinds eine weitere Amtszeit. Auch die Vorgänge in der Kurie in Rom werden von ihm nicht beschönigt: Der Vatikan sei „eine Behörde – und in jeder Behörde gibt es Machtspielchen und Intrigen“. Gegen den Kurs von Papst Franziskus gebe es dort einen „festen Widerstand“, betonte Wolf in dem Zeitungsinterview, „aber der gute Franziskus hat auch einen Dickschädel“. (dpa)