Nachdem er den offziellen DFB-Song zur Fußball-EM eingesungen hat, gastiert Roger Cicero im Juli in Dinslaken. Das Gespräch mit dem Barden handelt folglich nicht nur von Noten und Neigungen, sondern auch vom Niederrhein.
Dinslaken.
Er hat Deutschlands bekannteste Jazz-Stimme – und sein Markenzeichen ist der Hut: Roger Cicero hat mit seinem gut gelaunten Bigbandsound und wunderbar selbstironischen Texten vor genau sechs Jahren erstmals für Furore gesorgt. Am Donnerstag, 19. Juli, wird er mit einem Konzert im Dinslakener Burgtheater das „Fantastival“ eröffnen. Ein Gespräch mit dem 42-jährigen Wahl-Hamburger über Noten, Neigungen und den Niederrhein.
Hand aufs Herz, Herr Cicero, Sie waren noch nie in Dinslaken?
Roger Cicero: Falsch. Ich habe einige Zeit am Niederrhein gelebt, in Krefeld genau gesagt, das war zu Beginn meines Jazzstudiums in den Niederlanden.
Und?
Cicero: Ich fand es sehr schön, die ganze Gegend sowieso, ich war im Sommer da, und ich war echt überrascht.
Mit welcher Besatzung werden Sie in Dinslaken antreten?
Cicero: Mit meiner Big Band. 13 Mann und ich. Das wird eine Wand.
Wenn man sich Ihre Vita ansieht, hat das was Wunderkindiges. Mit 11 im Vorprogramm von Helen Vita, mit 16 sangen sie beim RiaS-Tanzorchester, später Konservatoriumsbesuch, Jazzstudium. Wie viel Vater steckt da auch drin?
Cicero: Mein Vater Eugen Cicero, der ja Jazzpianist war, war sicherlich ein Wunderkind. Ich war und bin eher nur ein Musikbegeisterter. Ich bin eben gerne auf Bühnen und definitiv auch eine Rampensau.
Welche Rolle spielte der Jazz in ihrer Kindheit?
Cicero: Ich bin weniger mit purem Jazz als eher mit amerikanischer Unterhaltungsmusik aufgewachsen, mit Gene Kelly, Judy Garland. Bei uns zu Hause lief damals in Berlin immer der amerikanische Soldatensender AFN. Mein Vater brachte mir aber auch Mario Lanza nahe, übrigens ein hervorragender Sänger. Mit dem Jazz habe ich mich dann ernsthaft erst im Studium auseinandergesetzt.
Bekannt geworden sind Sie ja mit Swingmusik wie dem Hit „Zieh die Schuh aus“. Dann kam mit dem jüngsten Album die Hinwendung zum Pop. Gab es auch negative Resonanz?
Cicero: Klar. Einige Leute fragten: Wo ist der Bigbandsound geblieben? Aber mit dieser CD bin ich einfach kompletter geworden als Künstler. Die ersten drei Alben waren schon sehr stark auf den Swing fixiert. Ich wollte mal eine andere Duftmarke setzen. In mir waren immer schon Pop und Soul. Die Suche nach neuen Sounds, das Ausprobierenwollen, das wird bleiben.
Inzwischen sind Sie sogar unter die Schauspieler gegangen. In „Hilde“ spielten Sie an der Seite von Heike Makatsch einen Musiker. Wie war’s? War das auch der Anfang einer neuen Karriere?
Cicero: Es hat Spaß gemacht und meinen Respekt vor Schauspielern vergrößert. Das hat vor der Kamera nämlich nichts mehr mit Rampensau zu tun, sondern mit Choreographie und Timing, das ist herausfordernd, fast wie ein Tanz, und man soll dabei auch noch völlig natürlich wirken. Aber Schauspielern ist sicherlich nicht meine Kernkompetenz.
Zum Schluss eine ganz originelle Frage. Warum tragen Sie eigentlich Hut?
Cicero: Er steht mir gut.