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Schauspieler Christian Friedel macht Musik mit Polarkreis 18

Schauspieler Christian Friedel macht Musik mit Polarkreis 18

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Christian Friedel Foto: dpa
Johnny Depp greift regelmäßig zur Gitarre, Juliette Lewis und Kevin Costner haben Bands, und auch Scarlett Johansson macht Musik. Auch deutsche Stars fahren zweigleisig. Schauspieler Christian Friedel will testen, ob sein Hobby zum Beruf taugt. Dabei bekommt er Unterstützung von Polarkreis 18.

Dresden. 

Schauspieler haben oft mehrere Talente. Nora Tschirner hat ebenso eine Band wie Robert Gwisdek und Jan Josef Liefers. Und dessen Frau Anna Loos ist die Frontfrau von Silly. Ihr junger Kollege Christian Friedel lebte seine musikalische Ader bisher nebenbei aus, auf der Bühne dominierte das Mimische. Mit seiner Darstellung des Lehrers in Michael Hanekes „Das weiße Band“ 2009 kam die Karriere richtig in Fahrt. Kinofilme wie „Russendisko“ und „Ende der Schonzeit“ folgten. Am Theater in Dresden war Friedel zugleich auf Traumrollen abonniert: Wilhelm Meister, Peer Gynt, Don Carlos, König Oedipus, Hamlet und die Frauenrolle Portia.

Mit 34 gibt der gebürtige Magdeburger nun dem Drang zur Musik nach: Im Sommer geht er aus dem festen Engagement, um mehr Zeit zu haben. Einen Vorgeschmack gaben er und seine 2011 gegründete Band Woods of Birnam schon im „Hamlet“. Nach gefeiertem Debütkonzert nehmen sie derzeit das erste Album auf, planen im Herbst eine Club- Tour. Dabei stehen Friedel andere Profis zur Seite: Seine Musiker sind die Jungs von Polarkreis 18. Die bekannte Dresdner Popband um Frontmann Felix Räuber pausiert gerade nach sehr intensiver Zeit.

Pausenkonzerte auf dem Schulhof

„Ich bin ein leidenschaftlicher Musiker“, sagt Friedel, der einst den Schulhof für Pausenkonzerte nutzte. „Das war immer mein großer Traum.“ Nun will er endlich testen, ob das Hobby zum Beruf taugt. „Derzeit hat die Musik Priorität.“ Ohne Zwänge durch Proben- und Spielpläne will er ausprobieren, „wie weit und wie tief man da eintauchen kann“. Der Dresdner Schauspielbühne bleibt er als Gast treu. „Ich liebe das Theater, und es wird auch weitere Filmprojekte geben.“

Gerade erst stand der Wahl-Dresdner als junger Dichter Heinrich von Kleist für den neuen Film „Amour fou“ von Jessica Hausner vor der Kamera. Friedel studierte an der Münchner Otto Falckenberg Schule, das erste Engagement folgte am Bayerischen Staatsschauspiel und den Münchner Kammerspielen, danach wechselte er ans Schauspiel Hannover. Dessen Intendant Wilfried Schulz nahm ihn 2009 mit nach Dresden – und hat volles Verständnis für den neuen Schritt des Schauspielers.

„Ich finde es klasse, wenn jemand noch einen anderen Weg geht“, sagt Schulz. „Beide Berufe, Schauspieler und Musiker, beinhalten ja einen intensiven Umgang mit Publikum.“ Zudem gehöre Musik oft auch zu Bühnenstücken. Und Friedel gründete schon als Jugendlicher seine erste kleine Band, die unzählige Kassetten aufnahm. Parallel lief die Theaterkarriere: zunächst als Statist, dann in Laienspielgruppen und Theaterjugendclubs, dann auf großer Bühne.

Autodiebstahl brachte Stein ins Rollen

Erst ein Zufall gab den Anstoß für den beruflichen Seitensprung: als Friedels Auto in Dresden gestohlen wird: „Da war eine seltene CD von Polarkreis 18 drin, die sie bei ihren ersten Konzert verkauft haben“, erzählt er. Friedel fragte bei der Band nach Ersatz an. „Die kannten „Das weiße Band“, so kam der Kontakt zustande.“ Die Musiker waren sofort Feuer und Flamme, als sie für „Hamlet“ engagiert wurden. „Es ist ein Riesenglück und purer Luxus, mit so tollen Musikern zu arbeiten“, lobt der Mime und freut sich über die gemeinsame musikalische Sprache. „Er kann super singen und Lieder schreiben“, gibt Bassist Uwe Pasora das Kompliment zurück. Dem Publikum gefällt die neue Konstellation offenbar, denn die Live-Aufnahme mit „Hamlet“-Songs fand zum Erstaunen von Friedel reißenden Absatz.

Dabei hat er weder musikalische Wurzeln noch viel Ausbildung. „Das Klavierspielen habe ich mir beigebracht, und an der Schauspielschule bekam ich klassischen Gesangsunterricht.“ Seine Songs schreibt er aus dem Bauch heraus, mit Unterstützung der Profis. „Ich will nicht irgendwann sagen: Ach hätte ich es doch bloß versucht“, begründet er seinen Schritt auf unsicheres Terrain. „Englischsprachige Popmusik gibt es ja wie Sand am Meer“, weiß Friedel. „Es wäre naiv zu glauben, dass man nur von der Musik leben kann.“ Auch deshalb bleibt er der Schauspielerei treu, im Theater und vor der Kamera. Und falls es mit Musik doch nichts wird, bleibt eine andere Leidenschaft: die Regie. (dpa)