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Schauspieler Jean-Paul Belmondo ist mehr als ein Haudegen

Schauspieler Jean-Paul Belmondo ist mehr als ein Haudegen

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Foto: dpa
Der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo hat mit der Nouvelle Vague Kino-Geschichte geschrieben. Später machte Belmondo Kasse mit Action-Filmen. Seinen Charme hat sich der ehemalige Berufsboxer bis heute bewahrt. Am Dienstag feiert er seinen 80. Geburtstag.

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Mit der Kugel aus einem Polizeirevolver im Rücken sank er aufs Straßenpflaster und blies mit dem letzten Luftzug noch eine Rauchwolke aus. Der kleine Ganove, der doch nur ein bisschen wie Bogart sein wollte, erhob den Verlierer zur mythischen Figur des Kinos. Und der Mann, der ihn so unerhört lässig erscheinen ließ, wurde nach 87 Minuten so unsterblich wie der ganze Film.

Jean-Luc Godards 1959 gedrehter Schwarzweiß-Krimi „Außer Atem“, der mit Lust die Erzählregeln brach, war der Beginn einer großen Schauspielkarriere: Jean-Paul Belmondo, Sohn eines Pariser Bildhauers und für kurze Zeit auch mal Berufsboxer, avancierte zum französischen Weltstar. Heute wird „Bébel“, wie ihn die Nation nennt, 80.

Nach einem Schlaganfall musste er das Sprechen neu lernen

Wie man über den braun gebrannten Mann denkt, mit der breitgeprügelten Nase, den tiefen Furchen im Gesicht, den aufgeworfenen Lippen und dem breiten Grinsen, das schneeweiße Zähne freilegt, was man von ihm mitgenommen hat in all den Jahren, das ist eine Generationsfrage. Den Jüngeren ist der vierfache Vater womöglich nur noch als alter Frauenheld geläufig, der sich zuweilen mit zu jungen Freundinnen blamiert. Nach langer Zeit will Jean-Paul Belmondo immerhin wieder drehen, eine Krimikomödie von Claude Lelouch, man wird sehen. Nach einem Schlaganfall vor zwölf Jahren war er halbseitig gelähmt, musste das Sprechen neu lernen.

Seine schauspielerischen Meriten verdiente er sich als junger Bursche. Als ihn die rebellischen Regisseure der „Nouvelle Vague“ für ihre neue Art des Filmemachens einspannten und eine Reihe aufregend unangepasster Werke mit ihm verwirklichten: Truffaut, Clement, Chabrol und Malle. Bei Jean-Pierre Melville brillierte er 1962 als hinterhältiger Gangster in „Der Teufel mit der weißen Weste“, Philippe De Broca prägte in den Jahren darauf sein Image als Draufgänger in Filmen wie „Cartouche, der Bandit“ und „Abenteuer in Rio“.

Belmondo machte von sich reden, weil er mit seinem athletischen Körper an Hubschraubern hing, über fahrende Züge sprang oder den Eiffelturm hochkletterte: Zum Schrecken der Versicherer übernahm er auch wilde Stunts und kam in mehr als 70 seiner 100 Filme ohne Double aus. Es wurde zu einem Markenzeichen. Als er sich 1985 für den Film „Der Boss“ bei einem Sturz am Kopf verletzte, gab er das gefährliche Hobby auf.

In den 70er-Jahren verlegte er sich auf Actionstreifen und Komödien

Schon in den 70er-Jahren allerdings waren seine darstellerischen Qualitäten zusehends verblasst, seine Regisseure und seine Filme wurden schlechter, seine Gagen indes stiegen, weil er sich auf Actionstreifen und Komödien verlegte, knallharte Typen und lustige Vögel verkörperte: Zu dieser Zeit war Belmondo der einzige Europäer, der die Kinosäle so locker füllte wie sonst nur die amerikanische Konkurrenz.

Rainer Brandt hatte Peer Schmidt da bereits als Synchronsprecher in Deutschland abgelöst und die Filme ganz im Stil seiner erfolgreichen Arbeit bei der Fernsehserie „Die Zwei“ mit Juxen vollgepumpt. Es machte sie nicht besser. Oder wie Kritiker Fritz Göttler Belmondos künstlerischen Abstieg einst in der „Zeit“ bedauerte: „Man sieht dem schauspielerischen Tod bei der Arbeit zu.“

Trotz seines Erfolges hat Jean-Paul Belmondo Angebote aus Hollywood stets abgelehnt. „In Frankreich ist der Film noch Handwerk, in den USA ist er eine Industrie“, sagte er und blieb der Heimat treu. Die wird ihn am Dienstag mächtig feiern.