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Schnösel-Doktor trifft Kassenärztin in „Auf Herz und Nieren“

Schnösel-Doktor trifft Kassenärztin in „Auf Herz und Nieren“

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Foto: SAT1
In der neuen Arztserie „Auf Herz und Nieren“ wird der Widerspenstige höchst unterhaltsam gezähmt: Sat. 1 schickt Max von Pufendorf und Stefanie Stappenbeck am Montag zur besten Sendezeit mit viel Humor in die Praxis. Am Montag zeigt der Privatsender die erste Folge.

München. 

Bei Arztserien, so scheint es, ist alles erzählt. Tatsächlich? Sat.1 geht mit dem zweiten Neustart dieses Herbstes neue Wege: „Auf Herz und Nieren“ (Sat. 1, Montag, 20.15 Uhr) setzt auf Scherz-Therapie im Kiez. Sie funktioniert überraschend gut.

Die gelegentlich überdeutliche Auftaktfolge nimmt sich viel Zeit, den Fiesen einzuführen: Max von Pufendorf als Schnösel-Mediziner Dr. David Heller. Der Schönling will Schönheitschirurg werden, liebt schnellen Sex, schnelle Autos, schnellen Reichtum. Natürlich muss eine solche Figur zwangsgeerdet werden. Genau das passiert auch, als er beinahe den Armen-Arzt Dr. Harry Hansen über den Haufen fährt.

Gerhard Garbers gibt ihn als väterliche, fast großväterliche Figur, die die Geschichte in Gang setzt: Sein Kollaps vorm Sportwagen ist keine Unfallfolge, sondern Symptom einer schweren Krankheit. Er nötigt Heller dazu, ihn zu vertreten – gemeinsam mit seiner ebenfalls promovierten Nichte Nina (Stefanie Stappenbeck).

Zwischen dem kühlen Dolce-Vita-Doc und der herzigen Kassenärztin knallt es

Die passionierte Radlerin ist, der Komödien-Logik entsprechend, das sympathische Gegenstück zu Heller, und natürlich knallt es zwischen dem kühlen Dolce-Vita-Doc und der herzigen Kassenärztin, der aber Gott sei Dank der Realitätssinn keineswegs abgeht. Das tut der Serie gut. Einerseits zeigt sie ein Milieu jenseits der einschlägig bekannten Mittelklasse-Szenerie des Reha-Fernsehens: die Hartz-IV-Welt mit all ihren Problemen, die kassenlose Gesellschaft. Andererseits vermeidet die Serie allzu schlimme Klischees handelsüblicher Sozialschnulzen. So will eine Patientin Hustensaft schnorren, der in größeren Dosen genommen durchaus bedröhnt, aber die Ärztin hustet ihr was.

Sie hustet auch ihrem Kollegen wider Willen was. Und damit aus der Startfolge eine Serie werden kann, muss der Widerspenstige mittelfristig gezähmt werden. Das funktioniert natürlich nur, wenn er mit einer Eigenschaft ausgestattet ist, die Annäherung erlaubt. Das haben Autor Daniel Douglas Wissmann sowie die Regisseure Zoltan Spirandelli und Kai Meyer-Ricks getan. Der vermeintliche Halbgott in Weiß ist ein toller Heiler, eine gelungene Vorstadt-Ausgabe von Dr. House.

Die schräge Verlierer-Figur

Zur Serie gehört zudem eine schräge Verlierer-Figur: HiFi-Fummler Düse (Marian Meder). Dort wird Heiler Heller vorerst einquartiert. Und die erste Nacht des Medicus’ im neuen Zimmer bietet einen Gag der besonderen Art. Ein Joint weckt bei Heller wohlige erotische Fantasien. Leider kommt es anders, als der Träumer denkt.

Dieser Gag ist keineswegs das einzig Unterhaltsame, was die Auftakt-Episode zu bieten hat: Sie lebt von sympathischen Darstellern, stimmiger Situationskomik und ordentlichen Dialogen, die zuweilen sogar den Biss von Screwball-Comedys haben. Die Serie beherzigt den günstigsten Therapie-Ansatz aller Zeiten: Lachen ist die beste Medizin.