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Schotten sind nicht mehr „unten ohne“

Schotten sind nicht mehr „unten ohne“

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Foto: AP

Edinburgh. 

Schottische Traditionshüter haben das „unten ohne“-Gebot für Kilt-Träger aufgehoben. Die Einhaltung des Unterhosenverbots wurde in der Armee sogar mit Spiegeln überprüft. Ein Grund ist die Hygiene.

Unter dem Schottenrock trägt der wahre Schotte – nichts. So ist es seit Urzeiten. Doch nun hat die für die Wahrung der Kleiderordnung zuständige Organisation einen historischen Richtungswechsel angekündigt. Zumindest bei gemieteten Kilts sei eine Unterhose aus Anstand und aus Gründen der Hygiene durchaus zu empfehlen, sagte der Traditionshüter Brian Wilton am Dienstag.

Der karierte Wickelrock hat in Schottland eine lange Tradition. Ursprünglich wurde er von den Stammeskriegern im Hochland getragen. Später wurde die Kleidungsart vom offiziellen Militär übernommen. Beim Exerzieren tragen schottische Regimenter den aus Tartan-Stoff gefertigten Rock bis heute. Und wie schon die alten Stammeskrieger, marschieren auch die Soldaten von heute „unten ohne“.

Hygienische Gründe

„Mein Vater war Hauptfeldwebel bei der Armee und er hatte immer einen kleinen Spiegel an seinem Marschier-Stab befestigt“, sagt Wilton, „damit hat er vor großen Paraden überprüft, ob seine Männer auch angemessen gekleidet waren – beziehungsweise unbekleidet.“

Doch die Zeiten ändern sich. Neuerdings raten Wilton und seine „Scotish Tartans Authority“ zu „gesundem Menschenverstand“. Vor allem aus hygienischen Gründen: Da der Kilt für moderne Schotten nicht unbedingt zur Alltagsmode gehört, ist es üblich, sich für bestimmte Anlässe einen Rock zu mieten.

Bar oder nicht bar? – das ist trotzdem noch immer die Frage. „Es ist Tradition, nichts drunter zu tragen, dagegen ist nichts einzuwenden“, sagt Ian Chisholm vom Verband der Kilt-Hersteller. Howie Nicholsby, der seit 14 Jahren grundsätzlich nur im Schottenrock aus dem Haus geht, räumt hingegen ein, dass eine Unterhose auch Vorteile hat. „Männer fühlen sich wegen dieser Macho-Kultur unnötig unter Druck gesetzt.“ (dapd)