Schütze von Konstanz kam nach Streit mit Kriegswaffe zurück
Zwei Tote, mindestens vier Verletzte: Eine Schießerei in einer Disco erschüttert Konstanz
Ein Mann schoss – angeblich mit einer Maschinenpistole – mitten in der Nacht im „Grey Club“ um sich
Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler soll das tote Opfer zum Sicherheitsdienst gehört haben
Konstanz.
Die ersten Schüsse sind kaum zu hören. Viel zu laut dröhnt die Musik noch aus den Lautsprechern. Was aber Sekunden später über die tanzenden Gäste im Konstanzer „Grey Club“ hereinbricht, muss der blanke Horror sein.
„Ich sah, wie ein Mann das Magazin in eine Maschinenpistole steckte und plötzlich wahllos auf die Menschen schoss“, beschreibt ein Zeuge wenig später die Szene. Es ist mitten in der Nacht, gegen 4.30 Uhr, als ein Mann um sich schießt. Er war wohl nicht im Innern der Disco. Zu den Schüssen kam es nach Angaben der Ermittler vor allem im Eingangsbereich des Clubs. Am Ende sind zwei Menschen tot – der mutmaßliche Täter und sein Opfer.
Opfer war Türsteher im Club
Das gehörte laut Polizei zum Sicherheitsdienst der Disco. Wie die Ermittler in einer Pressekonferenz am Sonntag erklärten, war es zu einem Streit zwischen dem Täter und dem Opfer gekommen. Der 34-Jährige Täter hatte daraufhin den Club verlassen, war nach Hause gefahren und mit einem Sturmgewehr vom Typ M16 – einer US-Kriegswaffe, wie Experte Andreas Stenger vom Landeskriminalamt sagte – zum „Grey Club“ zurückgekehrt. Dann erschoss er den Türsteher. Warum es zu dem Streit kam, war zunächst nicht bekannt. Die Ermittler gehen von einer persönlichen Auseinandersetzung aus, die auf „unsagbare Weise eskaliert“ sei. Woher der Mann die Waffe hatte, war zunächst unklar.
Der Täter war bei einem Schusswechsel mit Polizeibeamten lebensgefährlich verletzt worden. Er starb später in einem Krankenhaus.
Mindestens drei weitere Personen wurden durch den Kugelhagel in der Diskothek schwer verletzt. Außerdem wurde ein Polizist verwundet. Er befindet sich nicht in Lebensgefahr. Sein Helm hatte den Beamten im Einsatz geschützt.
34-Jähriger lebte seit 15 Jahren in Konstanz
Nach Angaben von Polizeipräsident Ekkehard Falk sei wohl Schlimmeres verhindert worden. Durch ein neues Einsatzkonzept der Polizei seien so bezeichnete Erstinterventionskräfte schnell an Ort und Stelle gewesen, sagte Falk am Sonntag. Dadurch sei wohl verhindert worden, dass mehr Menschen zu Schaden kamen. An der Disco seien nach Eingang der Notrufe rasch elf Einsatzwagen gewesen.
Bei dem Schützen handelte es sich um einen Iraker. Der Mann war als Kind 1991 nach Deutschland gekommen und lebte seit 15 Jahren in der Umgebung von Konstanz in Baden-Württemberg. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es nicht, so die Ermittler. Der Mann war polizeibekannt und vorbestraft wegen schwerer Körperverletzung und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Er war der Schwiegersohn des Betreibers der Disco, so die Ermittler.
Gäste konnten aus dem Club fliehen
Die schockierende Tat in der Nacht dauerte nur wenige Minuten, wie sich der 27 Jahre alte Augenzeuge erinnert. Wie er, so standen auch zahlreiche andere, meist junge Gäste unter dem Eindruck des unerwarteten Angriffs: Als die Musik plötzlich verstummte, Schreie zu hören waren und Panik ausbrach. Die Polizei berichtete, die Gäste seien aus dem Club geflohen. Auch der Augenzeuge erzählte, er und seine Freunde hätten entkommen können.
Kurze Zeit später waren viele Polizisten, Sanitäter und Notfallseelsorger vor Ort um zu helfen. „Die Erinnerungen bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf“, sagte der junge Mann. Er habe beobachtet, wie der Angreifer einem Mann direkt in den Schädel geschossen habe. „Ich war mir sicher, dass er tot ist.“ Andere Besucher hätten später berichtet, es sei noch ein weiterer Angreifer an der Tat beteiligt gewesen. Die Polizei gab aber schließlich Entwarnung: Es war ein Einzeltäter.
Der Club selbst galt bei der Polizei nicht als besonders auffällig. Erst im Mai war die Diskothek von einem neuen Pächter nach längerer Pause wieder eröffnet worden. (dpa/jha)