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Sie singt, sie tanzt, sie spielt – das Wunderweib Helene Fischer

Sie singt, sie tanzt, sie spielt – Wunderweib Helene Fischer

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Foto: Dirk Bartling
Am Dienstag sticht die Schlagerkönigin in See. Auf dem Traumschiff debütiert Helene Fischer als Schauspielerin, nachdem sie schon in Revues und Hitparade ihre Beliebtheit demonstrierte. Sie kommt mit Pathos durch, das anderswo verlogen wirkt. Doch wie echt ist dieses Wunderweib?

Essen. 

Sie singt ja nicht nur. Sie tanzt auch. Bei ihrer Weihnachtsshow im Ersten hat sie sich in schwindelerregender Höhe in einem Spagat unter der Hallenkuppel verewigt. Helene Fischer ist die Meisterin der Vielseitigkeit. Dienstagabend zeigt sie eine neue Facette. Im „Traumschiff“ (ZDF, Dienstag, 20.15 Uhr) gibt sie ihr Debüt als Schauspielerin in der Rolle einer Reiseleiterin.

Bei Helene Fischer läuft es rund. 2012 war ihr Jahr. Sie räumte den Echo der Kategorie „Deutschsprachiger Schlager“ ab, ihr Live-Album „Für einen Tag“ ist sofort auf Platz eins geschossen. Fünf Millionen verkaufte CDs insgesamt, eine ausverkaufte Europatournee mit 300.000 Zuschauern. Und ihre besagte Weihnachtsshow schlug mit 5,39 Millionen Zuschauern die anderen Unterhaltungs-Größen an Weihnachten um Längen: Rosamunde Pilcher (4,37 Mio), Carmen Nebel (3,15 Mio).

Die Erfahrung einer Achtzigjährigen

Helene Fischer, die man noch vor sich sieht, wie sie sich mit Schlagerfee Andrea Berg („Du hast mich tausend Mal belogen“) ein ständiges Kräftemessen um die Vorherrschaft in den Hitlisten lieferte, wird zu einer Art Wunderkind der Fernseh-Unterhaltung. Wie macht sie das?

Wer sieht, wie sie in ihren Shows ihre Hand aufs Herz legt, wie sie dem Publikum Dank ausspricht oder „von ganzem Herzen Spaß“ wünscht, ist überrascht: Das ist Pathos pur. Solche Gesten wirken, wenn nicht gleich verlogen, so doch in vielen Fällen aufgesetzt. Bei ihr nicht. Was ein Rätsel ist.

Helene Fischer, sie ist gerade mal 28 Jahre alt, geht so reif mit ihrem Publikum um, als hätte sie die Lebenserfahrung einer Achtzigjährigen. Dass sie nicht so aussieht, sondern einer wunderhübschen Puppe ähnelt, die sogar traumwandlerisch sicher auf Stöckelschuhen tanzen kann, mag ihrem Erfolg durchaus zu Gute kommen.

Die Rolle der ehrlichen Haut

Letztlich geht es im Job als Entertainerin natürlich ums Aussehen, aber entscheidend im Rennen um die Gunst des Publikums ist die Ausstrahlung. Und das ist das nächste Rätsel. Eine Frau, die sich traut, gar nicht sie selbst zu sein, sondern eifrig zu kopieren, um dann wie US-Star Pink als Rocklady von der Decke zu schweben, gleich zum „Ave Maria“ überschwenkt – geht da nicht ein zu hohes Selbstbewusstsein mit mangelndem Stilbewusstsein einher? Ach was. So ist Show.

Das Publikum feiert sie. Eben nicht nur wegen ihrer Stimme, die locker über drei Oktaven trägt. Sondern auch und vor allem wegen ihrer Ausstrahlung, die Bodenhaftung signalisiert. Sie wirkt bescheiden, wenn sie ihren Musikern, Tänzern dankt und sie mit Namen vorstellt. Ein bisschen Demut inmitten einer Scheinwelt voller Glitzer?

Auch wenn jeder Zuschauer weiß, dass die junge Frau geradezu erste Repräsentantin einer heilen Welt der Schnulze ist – es ist egal. Wichtig ist nur, dass man ihr die Rolle der ehrlichen Haut abnimmt. Sie tut so, als schlüpfe sie nur für Momente in die Rolle der Märchenprinzessin – und dann ist sie wieder eine von uns. Das ist entweder wirklich toll oder ein überaus cleverer PR-Gag.

Am liebsten in Jogginghose

Helene Fischer sitzt mittlerweile fest auf dem Schlager-Thron, die Krone der Volksmusik auf dem blonden Schopfe. Der Durchbruch übrigens gelang dem Mädchen mit dem Realschulabschluss und der dreijährigen Musical-Ausbildung 2005 beim „Hochzeitsfest der Volksmusik“. Moderator Florian Silbereisen war so beeindruckt von der Traumfrau aus Sibirien, und sie von ihm, dass sie ein Paar wurden.

Bei allem Erfolg bleibt die Frage: Wie echt ist dieses Wunderweib, das es zur Wachsfigur bei Madame Tussaud gebracht hat. „Ich brauch’ keine Villa in der Schlossallee“ singt sie, und da ist es wieder: Ihr Bekenntnis zu uns. Sagen wir so: Sie ist Profi – denn eine Frau, die zugibt, dass sie am liebsten Jogginghose trägt, macht sich keine Feindinnen. Mit so einer Frau können sogar Frauen leben.