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Siegfried wird 75 – ein Leben für Magie und Illusion

Siegfried wird 75 – ein Leben für Magie und Illusion

Siegfried Fischbacher und Uwe Horn im Frühjahr 1981 auf ihrem Anwesen in Las Vegas.
Siegfried Fischbacher und Uwe Horn im Frühjahr 1981 auf ihrem Anwesen in Las Vegas. Foto: Foto: dpa
Magier Siegfried Fischbacher wird 75 Jahre alt – er führte ein Leben voller Magie und Illusionen. In Las Vegas wurde er reich, aber der Unfall seines Partners Roy hat auch seinen Alltag völlig verändert. Die beiden haben sich vielleicht nicht gesucht, aber als sie sich gefunden haben.

Essen. 

Vielleicht hätte Siegfried Fischbacher weitermachen können damals. Nach dem Unfall seines Partners. Aber darüber hat er angeblich niemals nachgedacht. Siegfried ohne Roy, das wäre wie Fix ohne Foxy. Zumindest auf der Bühne, wo die beiden die Welt verzauberten. Ein eingespieltes Team – erst beruflich, dann auch privat. Ein Duo, das es nur zusammen gibt. Auch heute noch, an dem Tag, an dem Fischbacher 75 wird.

Sie haben sich vielleicht nicht gesucht, aber als sie sich gefunden haben, wissen sie, dass sie viel gemeinsam haben. Einzelgänger sind sie und Außenseiter. Gehänselt in der Schule, kaum beachtet von ihren Vätern. „Das Einzige, was mir Sicherheit gab, war die Zauberei“, hat Siegfried mal gesagt. Niemand lacht dann über ihn, keiner übersieht ihn mehr, wenn er Glühbirnen verschluckt oder Stöcke in der Luft tanzen lässt. Mit 17 steigt er im Rosenheimer Hauptbahnhof allein in einen Zug. „Wenn du jetzt gehst, brauchst du nie mehr zurückkommen“, warnt seine Mutter. Doch Siegfried ist nicht mehr zu stoppen. Zu groß ist seine Sehnsucht nach Anerkennung.

Der Page und der Magier auf dem Traumschiff

Anfang der 1960er-Jahre treffen sie auf dem Kreuzfahrtschiff „Bremen“ erstmals aufeinander. Roy Horn, der Page, und Siegfried Fischbacher, der zaubernde Entertainer. Einen Hasen lässt Fischbacher dort regelmäßig verschwinden. Nichts Besonderes. „Nimm doch lieber einen Geparden“, schlägt Horn vor und bietet gleichzeitig seine Mitarbeit an. Siegfried willigt ein, die Show wird ein Erfolg und aus den beiden Deutschen ein Paar – auf der Bühne und abseits davon auch.

Über Monaco und das Lido in Paris nimmt die Karriere Fahrt auf und führt die beiden in den 1970ern nach Las Vegas. Aus dem Gepard ist da längst ein Rudel von weißen Tigern geworden, um die herum die Magier ihre Show aufbauen. Kaum ein großes Casino am Strip, an dem die Zauberer nicht irgendwann einmal auftreten, bis das berühmte Mirage ihnen 1990 ein eigenes Theater baut und sie auf Dauer verpflichtet. 10,5 Millionen begeisterte Zuschauer sehen ihnen im Laufe der Jahre zu, mehr als 1,5 Milliarden Dollar verdient das Casino an ihnen. Für sie selbst bleibt auch was übrig. Geschätztes Jahreseinkommen von Siegfried & Roy 2002: rund 52 Millionen Dollar. Geschätztes Vermögen: mehrere hundert Millionen.

Sie sind jedenfalls ganz oben. Und sie zeigen es, leben ein Leben voll Glitter und Glamour, exzentrisch, verschwenderisch, extrovertiert. Aber erfolgreich. Stern auf dem „Walk Of Fame“, Wachsfigur bei Madame Tussauds und geehrt mit dem Titel „Magier des Jahrhunderts“. Die Show ist ihr Leben, ihr Leben ist die Show. Bis zu jenem schicksalhaften 3. Oktober 2003.

Ruhige Tage in „Little Bavaria“

Einer der Tiger beißt Roy da während eines Auftritts. Klinisch tot liegt er auf einer Bühne in Nevada. Hat keinen Herzschlag, keine Hirnströme mehr, aber dafür ein faustgroßes Loch in der Schulter und eine durchtrennte Halsschlagader. Dazu einen Schlaganfall und Hirnverletzungen. Selbst die Ärzte haben anfangs kaum noch Hoffnung. Mehr als das „Niveau eines Kleinkindes“ werde er nicht mehr erreichen. Sie täuschen sich. Gut ein Jahrzehnt später kann Roy Horn schon lange wieder sprechen, kann laufen. Und das alles ganz ohne Magie. Aber dafür mit Hilfe von Siegfried.

Heute leben Siegfried und Roy zurückgezogen in ihrer Residenz „Little Bavaria“ in Las Vegas. Die Show ist vorbei, das Leben, es bleibt. Aber es ist ein anderes. Es hält keine Jubelstürme mehr bereit und hat kein Publikum mehr. Für Fischbacher nach eigener Aussage kein Problem. „Heute ist Roy das für mich, was früher für mich die Show war“, hat er der Bild-Zeitung im vergangenen Jahr mal gesagt. „Er ist alles.“