Unsere Gesichtshaut ist ein Alleskönner. Sie schützt vor Kälte, Hitze und anderen Reizen. Deswegen hat sie es verdient, liebevoll behandelt zu werden. Doch wie sieht die richtige Pflege für sie aus? Dermatologe Dr. Richard Koch von der Hansaklinik in Dortmund gibt Tipps.
Dortmund.
Unsere Gesichtshaut ist ein Alleskönner. Sie schützt vor Kälte und Hitze, vor Druck und anderen Reizen – und weil sie so wertvoll ist, hat sie es verdient, liebevoll behandelt zu werden. Doch wie sieht die richtige Pflege für sie aus? Kein Mensch hat es sein Leben lang mit einer Wunschlos-Glücklich-Haut zu tun, die sich niemals meldet. Dermatologe Dr. Richard Koch von der Hansaklinik in Dortmund erklärt, auf was es bei einer Creme ankommt.
Eine neutrale Tagespflege passt zu jedem Typ – so einfach ist das nicht, oder?
„Es ist sinnvoll, seine Hautpflege individuell abzustimmen“, sagt Koch. Denn je nach Hauttyp, Geschlecht, Alter und klimatischen Verhältnissen muss sie völlig unterschiedlichen Anforderungen genügen. Der Fettgehalt der Haut ist abhängig von Zahl und Größe der Talgdrüsen, deren Aktivität in erster Linie hormonell reguliert wird. So produziert die Haut eines erwachsenen Mannes deutlich mehr Talg als die Haut einer Frau oder eines Kindes. „Also benötigt weibliche oder kindliche Haut auch eine intensivere oder reichhaltigere Pflege.“
Gibt es einen Hauttyp, der eine besonders sensible Pflege verlangt?
Richard Koch beschreibt es so: Vor der Pubertät ist die Haut aufgrund des Hormonmangels besonders gefährdet auszutrocknen, ebenso im fortgeschrittenen Alter. Das gilt besonders für weibliche Haut nach der Menopause.
Zudem neigen in Mitteleuropa viele Menschen veranlagungsbedingt zu sehr trockener Haut, in ausgeprägten Fällen kann es sogar zu Austrocknungsekzemen kommen. Eine geeignete Pflege sollte in diesen Fällen beispielsweise Harnstoff (Urea) oder Glycerin enthalten, diese Substanzen binden Feuchtigkeit in der Haut.
Das Angebot in Drogerien und Apotheken ist groß und unübersichtlich. Wie steige ich da durch?
„Man muss sich zunächst klar machen, dass es eine Universalcreme, die lebenslang und zu jeder Zeit die Richtige ist, nicht gibt. Die Beschaffenheit der Haut ändert sich im Laufe des Lebens und sogar im Laufe des Kalenderjahres oft erheblich“, sagt der Mediziner. Viele Menschen dürften bereits die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Haut im Winter mehr Pflege benötigt als im Sommer. Ebenso führen hormonelle Umstellungen, wie das Wechseln oder Absetzen der Antibabypille häufig zu einem vollkommen veränderten Hautbild und folglich zu einem veränderten Pflegebedarf. Es ist also nötig, seine Hautpflege immer wieder anzupassen. „Eine Beratung durch einen Dermatologen ist hilfreich.“
Welches sind die häufigsten Fehler bei der Hautpflege?
Sehr häufig wird bei der Tagescreme nicht auf einen ausreichenden Lichtschutzfaktor geachtet. Kinderhaut und weibliche Haut ist besonders anfällig für sonnenbedingte Zellschädigung. Oft wird auch Feuchtigkeitscreme geradezu exzessiv verwendet, obwohl insbesondere reifere Frauenhaut eher von einer höheren Lipidzufuhr (Fette) profitiert.
Generell sollte man beachten, dass Gesichtshaut eine völlig andere Struktur aufweist als die Haut anderer Körperzonen. Eine handelsübliche Bodylotion auch für das Gesicht zu verwenden, wäre also ebenso ein klassischer Pflegefehler.
Kann man die Haut überpflegen?
„Selbstverständlich kann man es mit der Hautpflege auch übertreiben“, so Koch. Aus einer übertriebenen Anwendung von sehr fettigen Cremes oder Salben kann eine Akne oder die sogenannte Stewardessen-Krankheit resultieren, also hartnäckige Entzündungen um Mund und Kinn.
Hält der Experte eine Nachtcreme und eine spezielle Augencreme für sinnvoll?
„Sicherlich.“ Nachts regeneriert sich die Haut, ihre Zellteilung ist gesteigert, die Talgproduktion gedrosselt. Eine Nachtpflege sollte daher reichhaltiger als die Tagespflege ausfallen, der Bedarf an Feuchtigkeit und Fett ist um diese Zeit höher. „Zu der Augenpflege muss man sagen, dass abgesehen von den Schleimhäuten die Haut der Augenlider die dünnste und empfindlichste des gesamten Körpers ist. Zudem ist der Besatz an Talgdrüsen hier besonders gering, so dass es nicht selten zu Trockenheitsekzemen mit Hautschuppung kommt“, sagt Richard Koch. Ein geeignetes Pflegeprodukt muss besonders reichhaltig, aber gleichzeitig wenig irritativ sein, um die empfindliche Bindehaut der Augen nicht zu reizen.
Und was ist mit der Männerhaut?
Dermatologen wie Dr. Richard Koch von der Hansaklinik Dortmund sagen, dass Männerpflegeprodukte durchaus sinnvoll sind. „Männliche Haut ist dicker, weist mehr Talg- und Schweißdrüsen und einen niedrigeren pH-Wert auf.“ Daher sollten Männer nicht einfach in den Cremetop der Partnerin greifen, sondern eigene Pflegeprodukte verwenden. Diese sollten deutlich „leichter“ sein, also weniger Lipide enthalten. Während weibliche Haut im Laufe des Lebens immer mehr Fett benötigt, gilt dies für männliche Haut nur bedingt. Zwar wird auch diese mit dem Alter trockener, im Gesicht nimmt ihre Talgdrüsenaktivität aber nur wenig ab, so dass auch ältere Männer keine zu reichhaltige Gesichtscremeverwenden sollten.