- Weil der Vulkan Agung auszubrechen droht, mussten auf Bali 100.000 Menschen evakuiert werden
- Zahlreichen Instagram-Nutzern scheint das egal zu sein
- Sie posten fleißig Fotos vor der Aschewolke des Vulkans – ihr Taktgefühl weicht dem Hunger nach Likes
Denpasar.
Eine graue Aschewolke schwebte über Bali – sie könnte der Vorbote einer Naturkatastrophe sein, welche die Leben Tausender bedroht. Der Vulkan Mount Agung hat sich zwar in den letzten Tagen wieder beruhigt. Dennoch gilt weiterhin die höchste Alarmstufe Rot. Zahlreiche Urlauber bleiben der Insel fern – andere hingegen nutzen die bedrohliche Kulisse des brodelnden Vulkans für Fotos von Selbstdarstellungen auf Instagram.
Dass 100.00 Menschen wegen des drohenden Ausbruchs evakuiert werden mussten, scheint den Posern auf sozialen Netzwerken egal zu sein. Empathie weicht hier einem Hang zur egozentrischen Inszenierung, dem Hunger nach Likes um jeden Preis. Das Taktgefühl wird vom Ego geschluckt.
Fotos vom Yoga vor dem brodelnden Vulkan
Zwei schwangere Frauen zeigen sich geschmacklos mit Atemmaske vor der Aschewolke, sogar Yoga-Übungen werden vor dem Agung fotografiert. Ein Nutzer entspannt sich auf einem Instagram-Bild im Swimming Pool – mit einem herrlichen Ausblick auf den Asche spuckenden Vulkan. Es ist Katastrophentourismus in Reinform.
Er wird im Duden definiert als „das Anreisen Schaulustiger aus größeren Entfernungen bei Naturkatastrophen.“ Und soziale Netzwerke scheinen mit ihrem narzisstischen Exhibitionismus die passende Plattform für dieses Phänomen zu bieten.
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Früher gab es Gaffer, jetzt Katastrophentouristen
Was früher nur die Gaffer auf der Autobahn waren, sind heute – aufgrund der weltweiten Mobilität – sensationsgeile Katastrophentouristen. Die Aschewolke über dem Mount Agung auf den Fotos ist eine geeignete Metapher. Sowohl für die von Selbstsucht vernebelten Gedankengänge der Selfie-Süchtigen. Als auch für deren sich in Rauch auflösendes Mitgefühl mit den Inselbewohnern. (leve)