Vier dicke Reifen, aber weder Auto noch Motorrad: Quads sehen cool aus. Gerade junge Leute fahren buchstäblich darauf ab. Allerdings bergen die Spaß-Mobile ein großes Gefahren-Potenzial. Experten erklären, worauf Fahrer achten sollten, bevor sie sich zu einer Spritztour aufmachen.
Köln.
Ob in der Türkei, auf Mallorca oder Deutschlands größter Insel Rügen – Sommer-Zeit ist Quad-Zeit. Nur mit Turnschuhen, T-Shirts und Bermudas bekleidet, heizen junge, aber auch gestandene Männer – und immer wieder gerne auch Frauen – durch das Ferien-Gelände oder heimische Gefilde. Lautstark auf der Suche nach dem ultimativen Spaß auf vier Rädern.
Mit einem Fahrzeug, das mit seinen vier dicken Reifen an ein Spielzeug erinnert, ohne ein Spielzeug zu sein, wie Alfred Ossendorf, Fahrlehrer und Verbraucherschützer beim ADAC-Nordrhein in Köln, warnt.
Traurige Schlagzeilen wie „Horror-Unfall mit Quad. Fahrer tot“ rufen immer wieder ins Gedächtnis, dass man mit den Spaßmobilen unter Umständen erhebliche Risiken eingeht. „Vor allem, wenn man ohne Vorbereitung einfach losfährt“, so Ossendorf. Denn aus einem solchen Verhalten resultierten zumeist die Unfälle.
„Tragen Sie Motorrad-Kleidung“
In Deutschland sind derzeit rund 120.000 Quads unterwegs. Die großen dürfen maximal 350 Kilogramm wiegen, eine Helmpflicht gibt es seit 2006. Jugendliche ab 16 können mit dem Führerschein AM kleine Quads fahren – mit einem Hubraum bis 50 Kubikzentimetern und einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Flottere Quads darf ab 18 lenken, wer einen alten Führerschein der Klasse 3 besitzt oder den heutigen der Klasse B.
Kommt es zu Unfällen, wird von Zeugen nicht selten berichtet, dass der Fahrer „nur schnell mal eine Runde drehen“ wollte – ohne Schutzkleidung, versteht sich – und plötzlich die Gewalt über das Gefährt verlor, das plötzlich in einer Kurve ausbrach und den Fahrer dabei vor eine Wand/einen Baum oder in einen Straßengraben katapultierte. Die Folgen: in den schlimmsten Fällen schwere oder sogar tödliche Verletzungen.
ADAC-Experte Ossendorf möchte Quads nicht verteufeln. Er weiß um das „Supergefühl“, das Fahrten mit diesen auf der Straße oder kreuz und quer durch das Gelände erzeugen können, rät aber dringend: „Lassen Sie sich das Quad vor einer Fahrt gut erklären! Tragen Sie Motorrad-Kleidung! Üben Sie auf einem ruhigen Platz, wie das Ding reagiert! Und fangen Sie vorsichtig und langsam an! Nehmen Sie nicht die erste Kurve mit Vollgas!“ Nicht zuletzt gebe es auch Sicherheitstrainings.
In Kurven relativ kippgefährdet
Auf einem Quad, erklärt der Experte, habe der Fahrer einen hohen Schwerpunkt. Daher seien zum Beispiel Kurven immer latent gefährlich. „Motorradfahrer etwa werden, wenn sie in eine Rechtskurve fahren, auch mit dem Körper nach rechts mitgehen – was richtig ist.
Wer sonst nur Auto fährt, bleibt auch in der Kurve oft gerade sitzen und lenkt nur nach rechts. Dabei besteht dann das Risiko, dass das Quad kippt und sich auf die Seite legt.“
Auch Hans-Ulrich Sander, Kraftfahrt-Experte beim TÜV Rheinland, weist darauf hin, dass Quads „durch ihre schmale Spurweite“ relativ kippgefährdet seien. „In Kurven kann das schon bei geringem Tempo sehr schnell gehen.“
Diese Fahrzeuge kombinierten sämtliche Nachteile von Auto und Motorrad: „Keine Knautschzone, keine elektrischen Stabilitäts-Helfer, keine Kurvenlage.“ Schon ein kleiner Ausweichschlenker könne das Quad auf die Seite legen, so Sander.
In den Unfall-Statistiken sollen Quads ab 2014 erstmals als eigene Kategorie ausgewiesen werden. Bei Unfällen wurden sie von der Polizei einmal wegen ihrer Bauart den Motorrädern, einmal wegen ihrer vier Reifen den Autos zugerechnet. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat sie als „leichte vierrädrige Kfz“ erfasst.
Die Versicherer wollen jetzt wissen, welche Risiken sie da eigentlich genau versichern. Ihre Unfallforscher versuchen dies gerade mit einer großen Studie herauszufinden. Die Ergebnisse werden für den Herbst erwartet.