„Spiel ohne Grenzen“ – Die Mutter aller Spielshows wird 50
Die europäische Fernseh-Show „Spiel ohne Grenzen“ hat Maßstäbe gesetzt. Noch heute bedienen sich Moderatoren bei ihr – beispielsweise Joko & Klaas.
Köln.
Es ist ein Samstagnachmittag im Mai vor 50 Jahren, und das münsterländische Warendorf kämpft gegen das französische Dax und gewinnt. Es ist kein Fußball, ist kein Boxen, es ist ein Spiel. Das „Spiel ohne Grenzen“. Es ist die Geburtsstunde eines TV-Klassikers. Die Premiere aber ist gespickt mit Pannen.
Die Idee zu den internationalen Kleinstadt-Duellen soll angeblich Charles de Gaulle gehabt haben. Die „europäische Annäherung“ will er fördern. Doch das gestaltet sich zunächst schwieriger als erwartet.
Zum Auftakt sei nur die Erkennungsmelodie nach Plan erklungen, hat sich Moderator Camillo Felgen später erinnert: „Danach ging alles drunter und drüber.“ Das ging es zwar auch später fast immer, beim ersten Mal allerdings stößt die Technik des noch recht jungen Fernsehens öfter als üblich an ihre Grenzen.
Bild und Ton kommen selten aus derselben Stadt, die Spiele laufen nicht so, wie sie sollen („ein kleiner Sturz da … und wieder ein Sturz … und noch ein Sturz …“) und wenn doch eines funktioniert, bleibt meist offen, wer gewonnen hat.
Alles Dinge, die den deutschen ARD-Moderator Armin Dahl verzweifeln lassen. Unfreiwilliger Höhepunkt aber ist eine durchgehende Kuh, die auf ein Trampolin springt und minutenlang darauf herumhüpft, weil sie nicht wieder herunter findet.
Es wird gerannt und geschwommen, gehüpft und geklettert
Co-Moderator Camillo Felgen lacht, die Kritiker toben, die Zuschauer der internationalen Koproduktion sind begeistert, und deutsche Bürgermeister stehen Schlange, um mit ihrer Stadt ins Fernsehen zu kommen. Deshalb folgen 208 weitere Ausgaben.
Die ersten moderiert der aus dem Radio bekannte Felgen alleine, 1968 kommt ein gewisser Frank Elstner als Co-Moderator dazu, der sich damals aber noch Tim nennt. Als die beiden Mitte der 70er-Jahre abtreten, übernehmen unter anderem Erhard Keller, Marie-Luise Steinbauer, Manfred Erdenberger und Heribert Faßbender.
Es wird gerannt und geschwommen, gehüpft und geklettert beim „Spiel ohne Grenzen“. Immer im Freien, auf Marktplätzen, in kleinen Stadien, manchmal auch im historischen Amphitheater. Miteinander und gegeneinander. Erst national, in der zweiten Runde dann gegen andere Länder. In möglichst lustigen und hinderlichen Kostümen.
Vorbei an Hindernissen aus Styropor, durch Schleim oder Schlamm. Gerne im Wasser, noch lieber auf Schmierseife. Und bis zu 100 Millionen Zuschauer europaweit klopfen sich vor Schadenfreude auf die Schenkel, wenn die Kandidaten mal wieder reihenweise auf die Nase fallen.
Das ist für viele Teilnehmer allerdings nicht so lustig, wie es aussieht. Prellungen, Schürfungen, Stauchungen oder gar Bänderrisse und Knochenbrüche sind an der Tagesordnung. Auf Einzelschicksale aber wird keine Rücksicht genommen. „Wer hinfällt und sich verletzt, muss aus dem Bild kriechen; wir wollen keine Leidenden sehen“, stellt die Regie unmissverständlich klar. Wer das nicht mehr kann, wird von Helfern oft recht rüde von der Spielfläche gezerrt.
Deutsche Städte setzen ihre Joker meist geschickt ein
Ein großer Spaß soll es sein, aber die teilnehmenden Städte nehmen die Sache oft bierernst. Was an erster Stelle die Schiedsrichter erfahren müssen, mit denen über vermeintlich falsche Entscheidungen minutenlang diskutiert wird.
Vor allem von den Deutschen, die bei den jährlichen Finalspielen mit bis zu anderen sieben Nationen am häufigsten siegen. Auch weil sie ihren Joker für die vierfache Punktzahl geschickt zu setzen wissen.
In Deutschland wird die Reihe 1980 nach 209 Ausgaben eingestellt, eine Neuauflage mit Michael Schanze scheitert knapp zehn Jahre später. Viele TV-Shows, vor allem im privaten Fernsehen, bedienen sich aber bis heute bei den Ideen des Klassikers.
Ob manche Aufgabe in der „100.000-Mark-Show“ oder das ein oder andere Spielchen, mit denen sich Joko und Klaas gegenseitig aufs Korn nehmen – beim „Spiel ohne Grenzen“ hat es ähnliches schon vor fünf Jahrzehnten gegeben.