Ist Erfolg Gift für die Beziehung? Bei einem Blick auf das Liebesleben von Deutschlands WM-Helden könnte man diesen Eindruck gewinnen. Reihenweise scheinen die Beziehungen zu zerbrechen – und tatsächlich könnte es ein Muster hinter den zerbrechenden Liaisonen von Fußball-Stars geben.
Verheiratet mit einem Fußball-Weltmeister – für manch junge Frau mag das fast so märchenhaft klingen, wie eine Ehe mit einem Prinzen. Trotzdem: Der Erfolg auf dem grünen Rasen scheint Deutschlands WM-Helden und ihren Herzdamen kein Glück zu bringen. Mittelfeld-Stratege Mesut Özil (24) und Mandy Capristo (22, „Overrated“); Torwart-Held Manuel Neuer (28) und Ex-Freundin Kathrin Gilch haben sich schon getrennt. Und die Boulevardpresse kennt bereits reichlich Gerüchte über weitere kommende Trennungen.
Was also ist da los? Gibt es einen „Weltmeisterfluch“ ähnlich dem „Oscar-Fluch“, der schon einige Film-Stars ereilt hat? Denkbar wäre es, im Lager der gerne abergläubischen Kicker. Tatsächlich legt ein etwas eingehenderer Blick auf das Lieben und Trennen in Zeiten der Abseitsfalle aber profanere Antworten nahe. Fußballer sind eben Menschen mit einer besonderen Biografie – und ganz eigenen Erlebnissen und Problemen.
Früh zu Bett – früh verheiratet
Der moderne Fußball zeigt sich gerne als Glamour-Geschäft. Hinter den Kulissen geht es nicht immer so komfortabel zu. Wer mit 22 zur WM fahren will, kann sich nicht mit 20 noch die Nächte um die Ohren schlagen – und wer es tut, hat schnell zuerst die Paparazzi und dann den Zorn des Trainerteams im Nacken. Die Konsequenz: Viele junge Fußballer auf dem Weg zur großen Karriere haben wenig Gelegenheit Frauen kennenzulernen. Und kommen womöglich auch deshalb früh in dauerhafte Beziehungen oder gar Ehen.
Beispiele für die Tendenz zur frühen Fußballer-Bindung gibt es viele. Nicht immer ist sie ein schlechtes Omen. FC-Bayern-Naturbursche Thomas Müller (25) ist seit dem Alter von 19 mit Ehefrau Lisa verheiratet; Team-Kollege Philipp Lahm (30) kennt seine Claudia seit bald 15 Jahren – wenngleich sich die beiden erst 2010 vermählten. Oft genug scheitern die frühen Lieben aber auf lange Sicht. Sturm-Star Mario Gomez (29) war schon seit Teenager-Jahren mit Freundin Silvia zusammen. 2012 trennten sich die beiden. Ex-„Capitano“ Michael Ballack (38) lernte seine frühere Ehefrau Simone Ende der 90er als Talent beim 1. FC Kaiserslautern kennen. Ebenfalls 2012, nach zahllosen fußballerischen Erfolgen Ballacks, war Schluss. Menschen bleiben eben nicht immer die, die sie mit Anfang 20 waren.
Ein neuer Pokal – ein neues Leben
Und die Liste ließe sich beliebig verlängern. Zum Beispiel mit Torwart-Titan Oliver Kahn (45). Er lernte seine Ex-Ehefrau Simone 1986 im zarten Alter von 17 Jahren kennen. Ins Wanken kam die Liaison, als Kahn 2003 seine Zuneigung zur Ex-Kellnerin Verena Kerth bekannt machte – gerade als Simone Kahn zum zweiten Mal schwanger war. Dennoch ließen sich die beiden erst 2010 scheiden. Auch dieser Fall zeigt exemplarisch eine Facette der Eigenheiten im Liebesleben eines Fußballers: Die früh gefundenen Frauen und Freundinnen sind und bleiben oft Erdung und Heimat für die Kicker. Zugleich locken aber bisweilen die Versuchungen in der völlig anderen Welt des Fußball-Biz. Eine harte Prüfung für eine Beziehung – eine die, rein hypothetisch, gerade viele WM-Superstars treffen könnte.
Das Liebes-Aus der Kicker unterliegt also oft ganz simplen Gesetzen: Denn die wenigsten Beziehungen halten ewig – und für alle ist es ein Prüfstein, wenn sich Lebenssituationen radikal ändern. Und dann sind all diese Fallstricke für Fußballer auch noch ganz besonders relevant. Denn anders als viele renommierte Sänger, Schauspieler oder gar Wirtschaftsbosse und Politiker sind auch die größten Helden des runden Leders vor allem eins: Jung und immer jünger. Die Beziehung Mesut Özils und Mandy Capristos kam nun auch ohne jahrzehntelange Vorgeschichte zu einem Ende; nach nicht einmal zwei Jahren war Schluss. Aber dann scheint das ja auch nicht direkt skandalös: Özil war beim Kennenlernen der beiden 24, Capristo 22 – noch nicht wirklich das Alter der gefestigten Selbstfindung.
„Ich habe widerstanden“ – der späte Erfolg
Gleichwohl gibt es im Fußballgeschäft auch zahllose Beispiele für feste, innige Bindungen. Oft sind es jene Profis, die nicht ganz so sehr im Rampenlicht stehen, die ihr dauerhaftes Glück finden. Oder jene, die bereits auf dem Weg ins Leben abseits des grünen Rasen sind. So hat zum Beispiel der Weltmeister-Sturm des Jahres 1990 längst sein Eheglück gefunden – allerdings erst deutlich nach dem Triumph. Rudi Völler (54) ist seit 1995 glücklich mit seiner Sabrina verheiratet. Jürgen Klinsmann (50) hat im gleichen Jahr Debbie Chin geehelicht – auch diese Liaison hält. Auch für die Weltmeister von 2014 ist also noch längst nicht jede Hoffnung verloren.
Der Intellektuelle unter Deutschlands Ex-Kickern, Günther Netzer (70), hat es übrigens auch geschafft. Er feierte 2012 silberne Hochzeit mit seiner Elvira. Der „Bild“-Zeitung erklärte er damals, warum so viele Fußballer-Ehen scheitern: „Weil viele Spieler sich in jungen Jahren für eine Verantwortung entschieden haben, der sie noch nicht gewachsen sind. Ruhm, Geld, wirtschaftliche Unabhängigkeit, das alles verändert einen Menschen. Und es gibt viele Verlockungen, denen man erliegen kann“, bestätigt der Ex-Mittelfeldstratege und -Discobesitzer. Und dann weiß natürlich auch er, dass das Liebesglück eine ganz simple Voraussetzung hat. Warum seine Ehe so lange hält? „Weil ich mit meiner Frau die richtige Wahl getroffen habe.“