„Opa, ledig, jung“ ist eine frische Beziehungskomödie, die beweist, dass es die ARD-Filmtochter Degeto ernst meint mit ihren Modernisierungsplänen.
Frankfurt.
Dass es in der ARD-Komödie „Opa, ledig, jung“ krachen muss, ist schnell klar. Wenige knackig-kurze Szenen reichen.
Gleich zu Beginn lernen wir den Mittvierziger Werner (Steffen Groth) kennen, der auf dem besten Weg ist, für immer ein Kindskopf zu bleiben. Beim klassischen Party-Spiel „Wer bin ich?“ klebt ihm ein Zettel mit seinem eigenen Namen am Kopf, angepappt von „Dornröschen“ mit dem strategischen Ziel, den notorischen Frauen-Vernascher „besser kennenzulernen“. Klar, dass die beiden im Bett landen. Noch klarer, dass Werner für seine Märchenprinzessin nicht mal ein Frühstück macht.
Die Kita wird geschlossen, der Gatte ist weg
Niemand würde dem großen Jungen mit den ewigen Geld-Sorgen zutrauen, dass er eine Tochter namens Julia (Julia Hartmann) hat – noch weniger, dass er schon Opa ist. Werner kann kaum Verantwortung für sich selbst tragen. Doch seine Tochter kommt in eine Zwangslage, in der der Lebenskünstler Verantwortung für seine Enkelin übernehmen muss: Die Kita wird – Schimmel! – geschlossen, und Julias Gatte ist beruflich weit, weit weg.
Da Werner einen Sprachfehler hat – er kann nicht Nein sagen –, lässt er sich widerstrebend zur Kinderbetreuung breitschlagen, zumal der Filou bald merkt, dass sich ein Spielplatz perfekt zum Flirten mit jungen Muttis eignet.
Dass Werner Werner bleibt, führen Markus Herling (Regie) und Florian Schumacher (Buch) in einer wunderbaren Szene vor. Werner will sich mit einer jungen Mutter verabreden, stakst breitbeinig zum Auto, als ihn ein Pfiff – oder besser: ein Anpfiff – der Frau ereilt: „Hast Du nicht was vergessen?“
Lügen, Notlügen und Ausreden
Völlig überrascht dreht sich der Großstadt-Cowboy um und sieht seine Enkelin in weiter Ferne am Bürgersteig.
Natürlich ahnen wir, wie die Geschichte ausgeht. Es gibt eine Menge Lügen, Notlügen und Ausreden. Und am Ende…na, lassen wir das.
Mit der Komödie knüpft die ARD-Filmtochter Degeto, die für die freitägliche Romantik-Schiene im Ersten verantwortlich ist, da an, wo Serien wie „Doctor’s Diary“ aufgehört haben: altersmäßig wie thematisch. RTLs preisgekrönte Arzt-Sitcom erzählte vom Single-Leben ihrer Heldin auf der Suche nach dem Traummann – eine Serie für die Generation zwischen 20 und 30. „Opa, ledig, jung“ richtet sich an die Generation ab 30, die der Freiheit ihrer Jugendjahre nachtrauert.
Steffen Groth ist für die Rolle des Widerspenstigen, der gezähmt werden muss, eine Ideal-Besetzung. Der 40-jährige Berliner, sportlich, gut aussehend und mit lausbubenhaftem Charme gesegnet, ist im Fernsehen der Herzensbrecher vom Dienst. Nur wenige können so leichtfüßig spielen, dass ihnen die Kür allemal lieber ist als die Pflicht.
Dass der Film so ansehnlich geworden ist, verdankt er nicht nur Buch und Regie, sondern auch Degeto-Chefin Christine Strobl und Produzentin Caroline Haasis. Sie trauen sich, im Romantik-Gewerbe frische Stoffe auszuprobieren, die trotz notwendiger Zuspitzung angenehm alltagsnah sind.
Fazit: Frische, leichtfüßige Beziehungskomödie.
Freitag, ARD, 20.15 Uhr