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Steffi Grafs Vater Peter im Alter von 75 Jahren gestorben

Steffi Grafs Vater Peter im Alter von 75 Jahren gestorben

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Steffi Graf mit ihrem Vater im Jahr 1987. Jetzt ist Peter Graf im Alter von 75 Jahren gestorben. Foto: dpa
Peter Graf ist tot. Der Vater des einstigen Tennis-Stars Steffi Graf starb am Samstag im Alter von 75 Jahren. Das teilte seine Familie am Sonntag mit. Graf wurde berühmt, weil er seine Tochter, das Tennis-As, berühmt machte. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Besessenen. Ein Nachruf.

Essen. 

Er ist berühmt geworden, weil er seine Tochter berühmt gemacht hat, weil er sie für Jahre zur besten Tennisspielerin der Welt formte. Aber dann hat Peter Graf viel von dem, was er in mühsamer Arbeit aufgebaut hat, wieder zerstört. Für sich und beinahe auch für seine Stefanie, die alle Welt immer nur Steffi nennt. Eine Affäre mit einem Nacktmodell soll er gehabt haben, wegen Steuerhinterziehung wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Am Samstag ist Graf im Alter von 75 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.

„Nach einem erfüllten Leben ist gestern im Alter von 75 Jahren mein lieber Mann, unser guter Vater und Großvater in Frieden von uns gegangen“, heißt es in einem von einem Anwalt übermittelten Schreiben der Familie, die damit einen entsprechenden Bericht der „Bild“-Zeitung bestätigte. „Wir gedenken seiner in Trauer und großer Dankbarkeit und bitten um Verständnis, dass wir im engsten Familienkreis stillen Abschied nehmen wollen.“ Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Besessenen.

Drei Jahre alt ist die kleine Steffi, als der Papa im Wohnzimmer die Couch von der Wand drückt und seiner Tochter einen abgesägten Tennisschläger in die Hand drückt. Schafft sie es, den Ball ohne Unterbrechung 20 Mal über das Möbelstück zurück zu spielen, bekommt sie eine Salzstange. Für 50 Returns gibt es heiße Himbeeren auf Eis. Es gibt oft Eis.

Das Talent der Tochter erkannt

Später hat man ihm oft vorgeworfen, er habe die Kindheit seiner Tochter ruiniert, habe sie gezwungen, Tennis zu spielen. Doch das stimmt so wohl nicht. „Es war umgekehrt“, hat Steffis Mutter Heidi, von der sich Graf 1998 scheiden ließ, mal gesagt. „Man musste Stefanie vom Tennisplatz runterziehen. Der Ehrgeiz ging schon sehr von ihr aus.“

Aber Graf hat das Talent seiner Tochter erkannt. Ein Talent, das ihm fehlte. Er hat geboxt, sich als Gewichtheber versucht, hat Modernen Fünfkampf gemacht, will Profi in der Fußball-Bundesliga werden. Er ist gut, aber nie gut genug.

Gefängnisstrafe für Steuerhinterziehung

Steffi ist es. Und in ihrem Sog, so hofft er, kommt er dorthin, wohin er allein nie käme – ganz nach oben in den Kreis der Reichen und Einflussreichen.

Steil geht Steffis Weg nach oben, und bald kommen die Grafs mit dem Zählen der Siegprämien kaum noch nach. Mit dubiosen Firmenkonstruktionen lenkt Graf Millionen-Einnahmen in ausländische Geldverstecke. Lange Zeit geht das gut, aber 1995 bezichtigt die Staatsanwaltschaft ihn der Steuerhinterziehung. 41 Millionen Mark Einkommen seiner Tochter soll er dem deutschen Fiskus verschwiegen haben. 1997 wird er wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 12,3 Millionen Mark zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Zum zweiten Mal verheiratet

In den letzten Jahren ist es ruhig gewesen um Peter Graf. Lange hat er nach dem Gefängnis wieder in seiner alten Heimat Brühl gelebt, hat ausländische Tennisspielerinnen beraten und sich für soziale Projekte engagiert. 1999 heiratet Graf zum zweiten Mal, seine Braut ist 20 Jahre jünger.

Der Kontakt zur berühmten Tochter soll stets gut gewesen sein, auch wenn seine Gefängnisstrafe und mehrere Frauengeschichten manchen Werbepartner von Steffi vergraulten. „Wir sehen uns häufig“, hat Graf vor Jahren gesagt. „Steffi kommt oft rüber, sie hat immer viele geschäftliche Termine hier… und ein, zwei Mal im Jahr in den USA.“

Graf litt seit mehr als einem Jahr an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er verbrachte die letzten Wochen im Krankenhaus, starb am Samstagnachmittag aber zu Hause.