Sarah Jessica Parker machte den Designer Jimmy Choo und seine handgearbeiteten Schuhe in der TV-Serie „Sex and the city“ unsterblich. Stil-Ikonen wie Victoria Beckham und Kylie Minogue tragen seine Entwürfe. Er selbst schwärmt bis heute von seiner Lieblings-Kundin Diana. Ein Gespräch über Stil-Ikonen und sündhaft teure High Heels.
Essen.
Er entwirft Schuhe, so atemberaubend schön, dass Sarah Jessica Parker in der New Yorker Kultserie „Sex and the City“ mehr als einmal entzückt aufkreischte. Madonna liebt seine High Heels ebenso wie Victoria Beckham oder Kylie Minogue. Und von keiner seiner Kundinnen erzählt der englische Schuh-Designer Jimmy Choo derart gerne und liebevoll wie von Prinzessin Diana. Ein Gespräch mit Jimmy Choo über sie, über Stil-Ikonen im allgemeinen und natürlich über High Heels.
Ein scheuer Mann sei er, hieß es bei den Vorbereitungen zu diesem Interview. Doch der Mann, der uns im Foyer des Essener Sheraton entgegenkommt, wirkt weniger scheu als ausgesprochen höflich und bescheiden. Der erste Eindruck: Anthrazitfarbener Anzug, schwarze Slipper, seine Lieblingsschuhe, wie er später erzählen wird, und erstaunlich blaue Augen für einen Asiaten. Am Abend zuvor ist der 51-Jährige als Juror auf der Gala des Red Dot Design-Wettbewerbs aufgetreten, nun also parliert er über seine Welt. Die Welt der Schuhe.
Willst Du Diana kennenlernen?
Von wegen scheu. Einmal im Redefluss, ist Jimmy Choo kaum noch zu bremsen. Drei, vier Sätze, dann ist er von dem kleinen malaiischen Jungen, der seinem Vater beim Schuhemachen zusah, über das Design-Studium in London schon bei ihr, bei seiner Lieblingskundin. Diana. Sieben Jahre vor ihrem Tod traf er sie zum ersten Mal, vermittelt durch einen befreundeten Londoner Modemacher. „Willst Du Diana kennenlernen?“ hatte der ihn gefragt und Jimmy Choo wollte. Keine Frage. Eine erste schüchterne Begegnung im Kensington-Palast sei das gewesen. Sie zeigte ihm ihre neuen Kleider, die sie auf eine Asien-Reise mitnehmen wollte, bat ihn, passende Schuhe zu entwerfen.
„Damals habe ich nur flache Schuhe für sie hergestellt. Mit Absätzen, die nicht höher waren als fünf Zentimeter. Vor allem wollte sie keine Sandalen. Sie fand, ihre Zehen seien nicht schön genug. Dabei waren sie schön!“, erinnert sich Choo. Unzählige Male sollte er sie noch in ihrem Londoner Palast besuchen, für sie arbeiten. Der heute weltbekannte Designer stand damals noch am Anfang seiner Karriere, war zwei Jahre zuvor von der Vogue auf der Londoner Fashion Week entdeckt worden.
Diana bestellte bei ihm unermüdlich. Handgearbeitetes. Flache Slipper, Ballerinas vor allem, später auch Choos berühmte High Heels. „Jedes Mal fragte sie nach meinen Eltern, meiner Familie. Wir saßen bei Tee und Plätzchen zusammen. Eine ganz normale und sehr, sehr freundliche Frau“, sagt Jimmy Choo. Eine von vielen Frauen, Prominenten, Popstars, Hollywood-Diven, die seine Kreationen lieben.
Echte Choos vom ersten Moment an. Die Zeichnung, der Entwurf, das Schnittmuster, jede einzelne Naht, ein Choo. Selbst Kate, die Herzogin von Cambridge, steht auf Choo, auch wenn er für sie bislang noch nicht maßgearbeitet hat. Queen Elizabeth ernannte ihn für seine modischen Verdienste zum „Officer of the Order of the British Empire“, und die australische Schauspielerin Cate Blanchett soll sich einst bei einer Oscar-Verleihung kurzfristig gegen ein Paar strassbewehrte Choos entschieden haben, da sie fürchtete, diese könnten auf dem Roten Teppich mehr Aufsehen auslösen als sie selbst. Ein Gerücht freilich, aber eines, das viel über die Marke Jimmy Choo aussagt.
Schwierig wie Ballett-Tanzen
Vier Inches, also rund zehn Zentimeter, misst ein echter High Heel. Es sei jedoch ein Fehler zu glauben, ein schöner High Heel passe zu jeder Frau. „Oft sehen Frauen einen Schuh in einem Mode-Magazin und wollen ihn unbedingt haben. Dabei muss er wirklich passen, darf nirgends drücken oder schmerzen und sollte auch dem Stil der Trägerin entsprechen“, sagt Choo. Überhaupt, auf vier Inches, also zehn Zentimetern zu gehen, sei etwas, was man wie Ballett-Tanzen lernen müsste. Jimmy Choo: „Nur wenn der High Heel komfortabel und fest sitzt, wenn er nicht wackelt, geht eine Frau damit wie auf dem Catwalk, sieht es sexy aus!“.
Wenn Stil-Ikonen seine Kreationen tragen, dann setzen sie Trends. Sarah Jessica Parkers entzückter Aufschrei bedeutete Publicity weltweit. Der Stil Dianas wurde von Frauen millionenfach kopiert. So wie heute der von Kate, der Herzogin von Cambridge. „Auch meine Schwester trug damals Dianas Frisur“, sagt der Designer.
Die letzten Schuhe, die er für sie entwarf, hat er nicht mehr ausliefern können. „Es waren champagnerfarbene flache Schuhe, wie sie sie gerne trug. Ich wollte sie an diesem Tag in den Palast bringen. Da erfuhr ich, dass Diana abgereist war nach Paris. August ‘97 war das.
Für Dianas letztes Paar Schuhe sei ihm viel Geld geboten worden: „Aber ich verkaufe sie nicht. Sie sind meine Erinnerung an Diana.“