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Szenesprache – Wo Horst und Tickmann sich zweinigen

Szenesprache – Wo Horst und Tickmann sich zweinigen

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Foto: WR

Frankfurt/Main. Wer nach dem Buffen Beef mit dem Kollegen hat, versteht vielleicht seine Sprache einfach nicht. Kein Grund sich zu smacken: Das neue Wörterbuch „Pageturner“ und der Szenesprachenwiki im Internet können helfen. Allein in diesem Jahr gibt es 1690 neue Wörter.

Wenn man sich mal amtlich abgehorstet hat, ist das fjedn auch latte. Nichts verstanden? Dann hilft ein Blick auf den Szenesprachenwiki. Das ist die Internetseite zu dem „Pageturner“, einem Wörterbuch der Dudenredaktion und des Hamburger Trendbüros, das sich mit Szenesprache beschäftigt. Kurz vor der Frankfurter Buchmesser ist die neue Version des 2000 erstmals aufgelegten Werkes erschienen. Amtlich heißt hier ordentlich. Wer sich abhorstet, benimmt sich wie ein Idiot. Fjedn ist eine Kurzform für auf jeden Fall. Und wenn etwas latte ist, dann ist es völlig egal.

In dem 204 Seiten dicken Nachschlagewerk werden die neumodischen Begriffe leicht verdaulich beschrieben. Dabei geht es nicht nur um Jugendsprache, sondern um verschiedene Alltags-Situationen. Vom Internet über das Nachtleben, die Arbeitswelt oder die Popkultur bis zu Freundschaft und Partnerschaft lassen sich die Begriffe einordnen. Laut dem Online-Sprachenwiki sind in diesem Jahr 1690 Wörter neu hinzugekommen. User haben die Möglichkeit, selbst neue Begriffe einzustellen, so dass sich das Vokabular der Szenesprachen ständig erweitert.

Wer will schon ein DAU sein?

Wer im Internet immer wieder auf Wörter stößt, die er nicht kennt, wird in dem Nachschlagewerk „Pageturner“ oder auf der Internetseite fündig. Schreibt jemand zum Beispiel im Chat brb (be right back – bin gleich zurück), dann hat er den Computer kurz verlassen. Mit wb (welcome back – Willkommen zurück) wird er häufig wieder zurück begrüßt. Ein A-Blogger schreibt Beiträge, die täglich von mehr als 1000 Usern gelesen werden; ein B-Blogger wird von 100 bis 1000 Interessierten täglich gelesen; C-Blogger unter 100 mal. Schreibt ein Blogger überflüssige oder unspannende Texte, spricht der Onliner von Bloggerrhoe in Anlehnung an Diarrhoe (Durchfall). Das lässt sich auch auf Twitterrhoe übertragen. Wer selbst bloggen und twittern nicht kennt, könnte schnell als DAU gesehen werden – als Dümmster anzunehmender User. Denn so werden Internetnutzer beschrieben, die die Grundlagen nicht kennen.

Wer sich auf dem Szenesprachenwiki durch die Begriffe klickt, stellt fest, dass die Menschen besonders bei Beleidigungen sehr kreativ sind. Wenn man jemanden als Depp, Trottel, Idiot oder Blödmann bezeichnen möchte, gibt es etliche Alternativen: wie zum Beispiel Hejel, Horst, Dunzel, Löli, Trollo, Tüffel, Brot, Tickmann oder Spallo.

Niften statt Neffen und Nichten

Mit möglichst wenig Wörtern etwas auszudrücken – das ist Sprachökonomie. Und das scheint eine große Rolle in der Szenesprache zu spielen. So kommen häufig Wörter wie Niften statt Neffen und Nichten zustande. Oder smexy aus smart und sexy. Besonders schön: zweinigen – sich darauf einigen, dass man einfach nicht einer Meinung ist.

Lautmalerisch entstehen Begriffe wie buffen für Fußballspielen oder ditchen – einen Klapps geben. Muhaha steht für ein hämisches, verachtendes oder sarkastisches Lachen, das häufig in Chats oder Weblog-Kommentaren auftaucht.

Nicht Smacken, wenn man Beef hat

Im Szenesprachenwiki fällt auf, dass viele Begriffe sich aus dem Englischen ableiten oder sogar übernommen wurden. Mit jemandem Beef haben, bedeutet zum Beispiel auch im Englischen, dass man mit jemandem Ärger hat. Smacken (eine Ohrfeige geben) leitet sich von to smack ab. Und auch Bro für Bruder entstammt dem Englischen brother und wird vor allem in der afroamerikanischen Szenesprache auch als Bro abgekürzt.

Im Szenewörterbuch sind durchaus auch Wörter zu finden, die die Mehrheit der Deutschen bestimmt kennen. Ü-30-Party (Party für Menschen ab 30 Jahren), Töfte (gut, toll), Grobmotoriker (eine körperlich ungeschickte Person) oder Konterbier (ein Bier am Morgen nach der Feier, das gegen den Kater helfen soll).

Wem das alles Spanisch vorkommt, muss sich nicht schämen ein Noob zu sein – ein unerfahrener Anfänger. Aller Anfang – und das ist keine neue Szeneweisheit – ist schwer.