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Todsünden beim Gebrauchtwagenkauf und wie man sie vermeidet

Todsünden beim Gebrauchtwagenkauf und wie man sie vermeidet

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Düsseldorf Sturmschäden / Sturmschaden Foto: Lars Heidrich/WAZ FotoPool
Sturm „Ela“ dürfte den Autohandel ankurbeln. Gut 10.000 Euro kostet ein Gebrauchtwagen in Deutschland im Durchschnitt, sagt die Statistik. Doch mitunter greifen Kunden beim Gebrauchtwagen daneben, teure Reparaturen sind die Folge. Wie lässt sich das vermeiden? Ein paar Tipps für den Kauf.

Essen. 

Für hunderte Autobesitzer brachte der Dienstag nach Pfingstmontag ein böses Erwachen: „Sturm Ela“ hatte an Rhein und Ruhr gewütet und so manches Auto schrottreif gemacht. Besonders ärgerlich war das dort, wo es ältere Autos erwischte, die für ihre Besitzer wertvoller waren als der „Zeitwert“, den die Versicherungen ersetzen. Nun muss Ersatz her, aber wie lässt sich dabei Ärger vermeiden? Für den Gebrauchtwagenkauf gibt es eine Reihe einfacher Regeln, um das Risiko einer späteren Enttäuschung zu vermindern.

Nie unter Druck kaufen

Es ist wohl die wichtigste Regel beim Gebrauchtwagenkauf: Nie unter Zeitdruck auf die Suche gehen: Wenn die „alte Karre“ langsam aus dem letzten Loch im Auspuff pfeift, dann nicht bis zum unweigerlich kommenden TÜV-Termin oder der nächsten großen Reparatur warten, was den Alten in einen wirtschaftlichen Totalschaden verwandelt. Und wenn das Schicksal zuschlägt und das treue Gefährt in der Blüte seiner Jahre dahinrafft, so wie Sturm „Ela“ jetzt vielen den Wagen beim Parken verschrottet hat? Das Überbrücken einer „Autolosigkeit“ mit einem geliehenen Wagen kommt immer billiger als ein überhasteter schlechter Kauf.

Wissen, was man will

Wer mit 10.000 Euro in der Tasche, aber keiner festen Vorstellung im Kopf loszieht, hat beste Chancen auf einen Fehlkauf. Vor der Frage nach dem „Was will ich?“ sollte die Suche nach dem „Was brauche ich?“ stehen. Viele Ältere fahren auch dann noch ein großes (und in der Regel) teures Auto, wenn ihre Kinder längst ausgeflogen sind.

Einfach mal die Alternativen im Kopf Probe fahren. Zu welcher anderen Marke würde ich wechseln, kommen andere Konzepte in Frage? Kaufe ich vielleicht nur aus Gewohnheit immer dasselbe? Die wenigen Euros für eine der Gebrauchtkaufberatungen der großen Autofachzeitschriften sind gut angelegt.

Offen für Alternativen sein

Wer ausschließlich nach dem schwarzen Passat Kombi als Diesel aus erster Hand mit geringer Laufleistung zum Schnäppchenpreis sucht, wird nicht viele finden. Es lohnt in der Regel nicht, für den einen Treffer in der Internetbörse ein paar Hundert Kilometer weit zu fahren. Damit setzt man sich – siehe oben – allerdings nur schnell selbst unter Druck, dass begutachtete Fahrzeug schließlich auch zu kaufen, damit der Aufwand nicht umsonst war. Und das Traumauto zum kleinen Preis, den Porsche 911 zum Beispiel für 9999 Euro? Das gibt es nur im Märchen oder mit einem dicken Haken dran.

Keiner Angst vor alten Autos

Längst sind 200.000 Kilometer mit einem Motor keine exotische Besonderheit mehr, sondern Standard. Und Rost ist längst kein Thema mehr, außer nach schlampigen Reparaturen.

Deshalb: keine Angst vor älteren Autos! Der Wagen mit 100.000 Kilometern auf der Tachouhr und mit frischer großer Inspektion und gerade gewechselten Verschleißteilen kann der kostengünstigere Kauf sein gegenüber dem gleichen Modell ein Jahr jünger und mit 70.000 Kilometern, aber ohne ein einziges ausgetauschtes Verschleißteil. Das wird dann in den nächsten Jahren ein teures Vergnügen.

Nicht den Experten spielen

Seien wir ehrlich: Halten wir uns nicht alle für Experten, die mehr über Autos wissen als Mehmet Scholl über Fußball? Stimmt: Alle (Männer) haben Ahnung von Autos – aber meistens nicht genug. Es ist keine Schande, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das in eine zusätzliche Hauptuntersuchung oder einen Check bei einem Automobilclub (es muss ja nicht der ADAC sein) investierte Geld ist gut angelegt – vielleicht gerade dann, wenn es daraufhin nicht zum Kauf kommt.

Nicht gutgläubig sein

Lassen Sie sich nicht von einem Verkäufer bequatschen und denken Sie an das Sprichwort von der Vorsicht als Mutter der Porzellankiste. Wer seine sauer verdienten 10.000 Euro aus der Kiste holt, muss überzeugt sein von Unfallfreiheit, Tachostand und den Vorbesitzern.

Der erste Eindruck täuscht nämlich immer öfter. Viele Verkäufer, auch Privatleute, investieren ein paar hundert Euro in eine professionelle Oberflächenaufbereitung, um den Preis um mehr als diese Investitionen in die Höhe zu treiben. Der schöne Schein überdeckt den Zustand. Und: „Bekomme ich den Interessenten ins Auto, dann kauft er es auch“, lautet eine Verkäuferweisheit. Eine Proberunde kann blind machen: fährt doch! Oder die Augen öffnen: Ist es wirklich das Auto, das ich die nächsten Jahre steuern (und bezahlen) will?