Europa gehört mit seinen zahlreichen hoch entwickelten Industrieländern zu den wohlhabenden Kontinenten der Erde. Doch nicht alle Staaten in Europa sind mit Reichtum gesegnet, einige von ihnen sind auch vergleichsweise arm. Welche Staaten bilden die ärmsten Länder in Europa? Wir verraten es euch in unserer Liste, welche die zehn ärmsten Länder in Europa nach Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf umfasst.
Ist Deutschland tatsächlich eines der ärmsten Länder in Europa? So empfinden es angesichts der auseinanderklaffenden sozialen Schere einige. Wir klären auf, welche Staaten die zehn ärmsten Länder in Europa sind. Als Grundlage dafür dient das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf. Das BIP gibt den Wert aller in einem Land hergestellten Waren und Dienstleistungen wieder. Wichtig ist, dass diese Waren und Dienstleistungen nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Für die Liste wird das jeweilige Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch die Anzahl der Einwohner geteilt, um eine möglichst faire und vergleichbare Liste der ärmsten Länder in Europa zu erhalten. Wir beziehen uns dabei auf die Daten des IMF aus dem Jahr 2023.
Platz 10: Serbien
Seit dem Jahr 2012 ist Serbien offizieller Beitragskandidat der Europäischen Union (EU). Und das kommt nicht von ungefähr: Der schwer vom Jugoslawienkrieg gezeichnete Staat ist zwar eines der ärmsten Länder in Europa, doch hat auch eine zunehmend aufstrebende Wirtschaft. Diese orientiert sich stark an den westeuropäischen Standards und lockt internationale Investoren an. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf liegt bei 11.327 US-Dollar, wodurch Serbien dennoch eines der ärmsten Länder in Europa ist und in dieser Liste Platz 10 belegt.
Platz 9: Georgien
Georgien wurde vom Zerfall der Sowjetunion extrem hart getroffen. Inzwischen hat sich die heimische Wirtschaft einigermaßen stabilisiert, doch noch immer ist das Land eines der ärmsten Länder in Europa. In der Liste der ärmsten Länder in Europa belegt Georgien Rang 9 mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 8.172 US-Dollar.
Als wichtigste Wirtschaftszweige in Georgien gelten nach wie vor der Tourismus am Schwarzen Meer, der Anbau und Export von Zitrusfrüchten, Weintrauben und Tee sowie der Abbau von Mangan und Kupfer. Was übrigens kaum jemand weiß: Georgien besitzt auch eine sehr lange Tradition beim Weinbau, diese reicht mindestens bis ins 6. Jahrhundert vor Christus zurück. Georgien hat im Jahr 2022 einen Aufnahmeantrag gestellt, um Mitglied der EU zu werden.
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Platz 8: Armenien
Armenien, ein kleines, gebirgiges Land im Südkaukasus, hat seit seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 eine Reihe wirtschaftlicher Herausforderungen bewältigen müssen. Die Wirtschaft Armeniens ist diversifiziert, wobei die Hauptsektoren Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen umfassen. Dennoch ist das Land stark von externen Faktoren wie internationalen Handelsbeziehungen und geopolitischen Spannungen abhängig. Der Konflikt mit Aserbaidschan um die Region Bergkarabach hat die wirtschaftliche Entwicklung oft behindert und erhebliche Ressourcen in Anspruch genommen. Obwohl Armenien in den letzten Jahren ein moderates Wirtschaftswachstum verzeichnet hat, liegt das BIP pro Kopf bei 8.153 US-Dollar.
Armut ist in Armenien weiterhin ein ernsthaftes Problem. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, besonders in ländlichen Gebieten, wo die Arbeitsmöglichkeiten begrenzt und die Infrastruktur oft unzureichend ist. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, und viele Armenier sind gezwungen, im Ausland nach Arbeit zu suchen, was zu einer signifikanten Diaspora geführt hat. Überweisungen aus dem Ausland spielen eine wichtige Rolle für die Wirtschaft des Landes und die Existenz vieler Familien. Die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten belasten zusätzlich die finanziellen Ressourcen der Haushalte. Soziale Sicherheitsnetze und staatliche Unterstützungsprogramme sind vorhanden, reichen jedoch oft nicht aus, um die Armut wirksam zu bekämpfen.
Platz 7: Albanien
Albanien reiht sich ein in die Liste von Ländern, die enorm unter dem Zerfall der Sowjetunion und der damit verbundenen sozialistischen Planwirtschaft zu leiden hatten. In einigen Bereichen – etwas dem Tourismus oder der Inflation – konnte Albanien Erfolge verzeichnen, ist aber dennoch noch immer eines der ärmsten Länder in Europa.
Das Bruttoinlandsprodukt liegt bei 7.956 US-Dollar. Dies ist gleichbedeutend mit Platz 7 in der Liste der ärmsten Länder in Europa. Neben einer hohen Arbeitslosenquote hat Albanien auch mit einer nach wie vor sehr schwachen Infrastruktur zu kämpfen. Diese ist mitentscheidend dafür, dass Albanien weiterhin eines der ärmsten Länder in Europa ist. Albanien hat im Jahr 2014 einen Aufnahmeantrag für die EU gestellt.
Platz 6: Bosnien und Herzegowina
In vielen Landesteilen von Bosnien und Herzegowina sind die Spuren mitsamt Einschusslöchern des Jugoslawienkriegs noch sichtbar. Viele Einwohner sind noch immer arm, die Arbeitslosenquote ist sehr hoch, die Armut ebenfalls. In der Liste der ärmsten Länder in Europa belegt Bosnien und Herzegowina mit einem BIP pro Kopf von 7.856 US-Dollar Platz 6.
Zwar trug eine Reform des Bankwesens sowie ein an den Euro geknüpfter fester Wechselkurs zu einer gewissen wirtschaftlichen Stabilität bei, doch noch immer ist der Staat eines der ärmsten Länder in Europa. Das liegt auch daran, dass die Güter-Exporte noch immer recht überschaubar sind. Seit dem Jahr 2022 ist Bosnien und Herzegowina offizieller Beitrittskandidat der EU.
Platz 5: Belarus
Die Republik Belarus ist ein Land in Osteuropa, das wirtschaftlich in den letzten Jahrzehnten einige Herausforderungen erlebt hat. Die Wirtschaft des Landes ist stark zentralisiert und staatlich gelenkt, was oft zu Ineffizienz und mangelnder Innovation führt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt, genauer bei 7.820 US-Dollar. Viele Sektoren der Wirtschaft, einschließlich der Landwirtschaft und der Schwerindustrie, sind von staatlichen Subventionen abhängig. Die Sanktionen, die aufgrund politischer Spannungen und Menschenrechtsverletzungen von der internationalen Gemeinschaft verhängt wurden, haben die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert. Diese Sanktionen erschweren den Zugang zu internationalen Märkten und Finanzierungen, was das Wirtschaftswachstum hemmt und zu einem stagnierenden Lebensstandard führt.
Die Armut in Belarus ist ein signifikantes Problem, das durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten noch verschärft wird. Trotz einer relativ niedrigen offiziellen Arbeitslosenquote kämpfen viele Menschen mit unsicheren Arbeitsverhältnissen und niedrigen Löhnen. Besonders betroffen sind ländliche Gebiete, wo die Infrastruktur oft mangelhaft ist und es an grundlegenden Dienstleistungen fehlt. Die soziale Ungleichheit ist hoch, und viele Haushalte leben nahe oder unter der Armutsgrenze. Die Inflation und steigende Lebenshaltungskosten verschärfen die finanzielle Not vieler Familien. Darüber hinaus gibt es begrenzte soziale Sicherheitsnetze, die den am meisten Bedürftigen helfen könnten.
Platz 4: Nordmazedonien
Im Zuge eines jahrelangen Namensstreits mit dem Nachbarland Griechenland trägt Nordmazedonien seinen Namen erst seit dem Jahr 2019. Sportlich hat das Land auf sich aufmerksam gemacht, als es in der Qualifikation zur Fußball-WM 2022 in Duisburg sensationell gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnen konnte und sich in den späteren Play-offs mindestens genauso überraschend gegen Europameister Italien durchsetzte. Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nordmazedonien eines der ärmsten Länder in Europa ist.
Mit einem BIP pro Kopf von 7.158 US-Dollar belegt Nordmazedonien in der Liste der ärmsten Länder in Europa Platz 4. Das Land leidet unter einer hohen Arbeitslosigkeit und vergleichsweise geringen Exporteinnahmen, wodurch ein starkes Außenhandelsdefizit zustande kommt. Als wichtigste Exportgüter gelten Nahrungsmittel, Wein, Eisen und Stahl. Bereits im Jahr 2004 hat Nordmazedonien einen Aufnahmeantrag für die EU gestellt. Ein Jahr später bekam das Land den Status als offizieller Beitrittskandidat zugesprochen.
Platz 3: Moldawien
Auch Moldawien, das offiziell Republik Moldau heißt, gehört zu den Balkanstaaten, die fast allesamt Teil der ärmsten Länder in Europa sind. Die Einwohner Moldawiens leben vor allem von der Landwirtschaft sowie der damit verbundenen Industrie. Dennoch ist Moldawien kein Industrieland, was sich zwar positiv auf die Luftqualität auswirkt, aber auch dazu führt, dass der Staat eines der ärmsten Länder in Europa ist.
Das Klima in Moldawien begünstigt vor allem den Obst- und Weinanbau. Das BIP pro Kopf liegt bei 6.832 US-Dollar, was Platz 3 in der Liste der ärmsten Länder in Europa bedeutet. Trotzdem oder gerade deshalb hat Moldawien im Jahr 2022 einen Aufnahmeantrag für die EU gestellt.
Platz 2: Kosovo
Der Kosovo hat sich im Jahr 2009 für unabhängig erklärt und wird auch als eigenständiger Staat unter anderem von Deutschland anerkannt. Innerhalb des damaligen Jugoslawiens war der Kosovo die ärmste Region – und noch immer ist der Staat mit seinen rund 2,5 Millionen Einwohnern eines der ärmsten Länder in Europa. Dies liegt neben einer verfehlten Sozial- und Wirtschaftspolitik als Teil von Jugoslawien auch an den Folgen des Kosovokriegs sowie einer kaum ausgeprägten Industrie.
Der Kosovo galt daher lange als das ärmste Land in Europa. In der Liste der ärmsten Länder des Kontinents belegt der Kosovo mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner in Höhe von 5.917 US-Dollar jedoch Platz 2. Als letzter Balkanstaat hat der Kosovo im Jahr 2022 einen Antrag auf Aufnahme in die EU gestellt.
Das ärmste Land in Europa: Ukraine
Dass der Kosovo als das ärmste Land in Europa abgelöst wurde, liegt insbesondere am Russland-Ukraine-Krieg, der mit dem Einmarsch russischer Truppen im Februar 2022 begonnen hat. Bis zum Kriegsbeginn befand sich die ukrainische Wirtschaft auf einem Wachstumskurs, ist aber auch geprägt von starker Korruption, verfügt über keine vollständige Marktwirtschaft und ist keine etablierte Demokratie.
Bis zum Kriegsbeginn profitierte die Ukraine vom Export von Mais, Sonnenblumensamen, pflanzlichen Ölen und Baubedarf. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Ukraine liegt – stark durch den Krieg geprägt – bei nur noch 5.337 US-Dollar. Das hat zur Folge, dass die Ukraine das ärmste Land in Europa ist. Exakt eine Woche nach der russischen Invasion hat die Ukraine im Jahr 2022 einen Aufnahmeantrag in die EU gestellt.
Platz | Land | BIP pro Kopf (in US-Dollar) |
1. | Ukraine | 5.337 |
2. | Kosovo | 5.917 |
3. | Moldawien | 6.832 |
4. | Nordmazedonien | 7.158 |
5. | Weißrussland | 7.820 |
6. | Bosnien und Herzegowina | 7.856 |
7. | Albanien | 7.956 |
8. | Armenien | 8.153 |
9. | Georgien | 8.172 |
10. | Serbien | 11.327 |
Welche die zehn ärmsten Länder in Europa nach BIP pro Kopf sind, haben wir nun verraten. Doch welche Länder sind die ärmsten in der gesamten Welt? Hier haben wir für dich zusammengetragen, welche die 20 ärmsten Länder der Welt sind. >>>