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Aldi geht fragwürdigen Schritt – Preis-Dumping bedeutet nichts Gutes für Kunden

Aldi senkt die Preise nicht nur für Veggie-Produkte, sondern macht auch billiges Fleisch noch günstiger. Das schadet Mensch und Tier. Ein Kommentar.

Aldi
u00a9 IMAGO/Manfred Segerer

Aldi gegen Lidl - der ultimative Vergleich

Zahlen, Daten, Fakten: Wo ist es günstiger? Wer ist größer? Welcher Discounter steht in der Kritik?

Aldi Süd und Aldi Nord senken, wie so viele andere Discounter und Supermärkte aktuell auch, die Preise für eine Reihe von vegetarischen und veganen Produkten. Damit wollen sie die positiven Effekte, die eine pflanzliche Ernährungsweise auf das Tierwohl, die Gesundheit der Kunden und auf die Umwelt haben kann, unterstützen. Ein Schritt in die richtige Richtung!

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Eine weitere Aktion von Aldi stimmt nun jedoch nachdenklich. Denn diese steht im direkten Widerspruch zu den Bestrebungen des Discounter-Konzerns, vegane Produkte im Vergleich zu tierischen günstiger zu machen. Und zwar verbilligt Aldi plötzlich auch wieder Fleisch-Produkte. Was soll das?

Aldi: Erst Veggie günstiger, jetzt auch wieder Fleisch

Dafür müssen wir einmal insgesamt auf die Branche schauen. Aldi-Konkurrent Lidl glich kürzlich die bis dahin höheren Preise für Veggie-Produkte den deutlich günstigeren Äquivalenten aus Fleisch an – ein Schritt, der bundesweit Aufsehen erregte. Die Konkurrenz zog nach, zum Beispiel auch Aldi Nord (wir berichteten). Der Discounter senkte die Veggie-Preise um bis zu 35 Prozent, zum Beispiel für vegane Käse-Scheiben. Veganer und Vegetarier freuen sich. Endlich sind die pflanzlichen Alternativen nicht mehr viel teurer als Fleisch – und im Fall von Lidl sind sie sogar identisch.


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Wer sich die pflanzlichen Produkte bisher nicht leisten konnte, hat nun eher die Möglichkeit dazu. So machen es die Supermärkte und Discounter den Verbrauchern leichter, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Eine lobenswerte Entscheidung, müssen die Unternehmen doch im Hintergrund auch eine erhebliche Kluft in ihrer Kalkulation ausgleichen. Denn: Fleisch wird mit sieben Prozent Mehrwertsteuer immer noch deutlich geringer vom Staat belastet als Veggie-Produkte mit 19 Prozent.

ABER: Kaum hat Lidl die Preise für Fleisch und Veggie-Produkte angeglichen und kaum haben Aldi Nord und Süd an dieser Stelle nachgezogen, gehen die beiden Aldi-Gesellschaften mit einer weiteren Preissenkung in die Offensive. Doch diesmal geht es nicht etwa darum, pflanzliche Produkte noch günstiger zu machen. Im Gegenteil! Aldi rabattiert plötzlich fleischhaltige Tiefkühlwaren – und das dauerhaft.

Schlag gegen Lidl und die Fleisch-Qualität

Damit versetzt Aldi dem ärgsten Konkurrenten Lidl einen echten Schlag: Preise unterbieten und die Konkurrenz in eine Zwickmühle bringen, das ist offenbar die Devise. Denn würde das Unternehmen Lidl jetzt ebenfalls mit einer Preissenkung beim Fleisch nachziehen, würde es sein gerade erst gemachtes Versprechen „Gleichberechtigung auf dem Teller“ direkt brechen.


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Sieben Tiefkühlfleisch-Produkte bei Aldi werden um vier bis sechs Prozent günstiger. So ist das Brathähnchen von Jack’s Farm jetzt 30 Cent billiger und auch die „Crispy Nuggets“ kosten 20 Cent weniger. Aldi wirbt auf der Verpackung mit „Qualität aus Deutschland“ und der Teilnahme an der Initiative Tierwohl. Doch entstammen die verwendeten Tiere lediglich der Haltungsform 2. Das bedeutet Stallhaltung. Und die entspricht in den meisten Fällen Massentierhaltung ohne Tageslicht.

Aldi sollte in Qualität und Tierwohl investieren

Im Klartext: Aldi bewegte sich mit seinen Preisen für Fleischprodukte ohnehin schon auf sehr niedrigem Niveau, was unmittelbar mit der Massentierhaltung zu tun hat. Welche Auswirkung wird dann eine weitere dauerhafte Preissenkung haben? Mindestens steht zu befürchten, dass die Qualität sinkt. Darüber hinaus muss angenommen werden, dass sich die Situation der Tiere nicht verbessert – eher im Gegenteil. Wie passt das zusammen mit den Ankündigungen von Aldi, künftig immer mehr Fleisch aus höheren, also besseren Haltungsformen zu beziehen?

Um es auf den Punkt zu bringen: Aldi geht den falschen Weg. Dumping-Preise für Fleisch und miserable Haltungsformen sind aus der Zeit gefallen. Vegetarische und vegane Ernährung – bei Bedarf kombiniert mit Fleisch von Tieren aus den Haltungsformen 3 und 4 – müssen der Standard in allen Discountern und Supermärkten werden. Anstatt die Fleischpreise zu senken, sollte Aldi das Geld also lieber in eine verbesserte Haltung investieren und die Qualität der Produkte erhöhen – im Interesse der Kunden und der Tiere.