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Aldi-Mitarbeiter packt aus: „Wir sind psychisch und körperlich am Ar…“

Ein Mitarbeiter von Aldi hat sich vertrauensvoll an uns gewandt und spricht schwere Vorwürfe aus. Was sagt der Discounter?

Aldi: Ex-Mitarbeiter wird deutlich.
© IMAGO/Manfred Segerer

Aldi: So wurde aus einem kleinen Laden ein Discounter-Riese

Mit knapp 12.000 Filialen weltweit gehören Aldi Süd und Aldi Nord zu den erfolgreichsten Discountern. In diesem Video zeigen wir, wie Aldi zum Discounter-Riese wurde.

Vor Kurzem erreichte unsere Redaktion ein Hilferuf per E-Mail. Ein Mitarbeiter von Aldi machte in den Zeilen seiner Wut und Hilflosigkeit Luft. Er erklärte, dass er seit vielen Jahren für den Discounter arbeite, aber nun völlig kaputt sei.

Seit ungefähr einem Jahr würden bei Aldi Zustände herrschen, die der Mitarbeiter aus Hessen als „Psychoterror“ beschreibt. Auch vielen Kollegen würde es sehr schlecht gehen, so seine Behauptung. Doch was ist da los? Und wie reagiert der Discounter, als wir ihn mit den Vorwürfen konfrontieren?

Aldi: Mitarbeiter ist „psychisch und körperlich am Ar…“

Der Hilferuf per Mail klingt wirklich dramatisch. Der Mitarbeiter von Aldi schreibt: „Wir sind psychisch und körperlich am Ar…“. Er müsse sich nach vielen Jahren bei dem Discounter und im mittleren Alter jetzt noch einen neuen Job suchen, weil ihn der Psychoterror in kürzester Zeit kaputtgemacht habe. Hintergrund seien die neuen Doppelkassen (wir berichteten bereits darüber). Diese bedeuten laut seiner Angaben mehr Stress für die Mitarbeiter. Der Aldi-Mitarbeiter schreibt außerdem: „Bin einfach nur noch traurig darüber wie Menschen andere Menschen behandeln wegen – GELD!“

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Wir wollten natürlich genau wissen, was da los ist und haben uns mit dem Mitarbeiter in Kontakt gesetzt. Zuerst erklärte er uns, dass die Doppelkassen im März 2023 eingeführt wurden und was diese genau bedeuten. Es gibt ein Band und zwei Schächte für zwei Kunden, die mehr oder weniger gleichzeitig bedient werden müssen. Während Kunde Nummer eins schon mal seine Einkäufe von Aldi einpackt und man ihn fragt, ob er bar oder mit Karte zahlen will, muss der Mitarbeiter schon die Ware von Kunde Nummer zwei einscannen und in den zweiten Schacht führen.

Wenn beide mit EC-Karte zahlen und bei dem ersten Kunden ein Fehler auftritt, kann der aber schon unbeabsichtigt über alle Berge sein. Zusätzlich würden die Mitarbeiter an der Kasse noch ein Headset tragen über das gerne mal Zwischenfragen vom Chef oder anderen Kollegen kommen, obwohl sie gerade kassieren. Man hätte kaum Zeit, durchzuatmen. In Zahlen gesprochen: Bei den Doppelkassen würden laut dem Mitarbeiter im Schnitt 1.500 Artikel pro Stunde durchlaufen. Das klingt alles nach einem nervenaufreibendem Job an der Kasse.

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Aldi-Mitarbeiter klagt über Schmerzen

Der Mitarbeiter macht aber deutlich, dass er grundsätzlich arbeiten kann und will. Aber nicht unter diesen Umständen. Bei Aldi an der Kasse wäre es schon immer stressig gewesen, aber nun mache man sich als Mitarbeiter völlig kaputt. Er spüre sowohl körperliche als auch geistige Auswirkungen, die von Rückenschmerzen und Kopfschmerzen über Beinschmerzen bis hin zu psychischen Problemen reichen.

Das sagt Aldi zu den Vorwürfen

Unsere Redaktion hat Aldi Süd mit den Vorwürfen des ehemaligen Mitarbeiters konfrontiert.

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Die Antwort war eindeutig: „Das Ziel von ALDI SÜD ist es, das Einkaufserlebnis kontinuierlich einfacher und moderner zu gestalten. Daher optimiert das Unternehmen täglich Prozesse und Abläufe in allen Bereichen. Der Schlüssel zum Unternehmenserfolg von ALDI SÜD sind die vielen Mitarbeiter:innen. Daher steht ALDI SÜD bei sämtlichen neuen Maßnahmen im engen Austausch mit ihnen und bezieht sie aktiv mit ein. Dies gilt selbstverständlich auch für alle Filial-Mitarbeiter:innen. So werden umfassende Schulungen für alle Mitarbeiter:innen rund um Neuerungen wie beispielsweise Doppelkassen oder Self-Checkout-Kassen durchgeführt.“

Jede Geschichte hat zwei Seiten

Zudem sei Aldi Süd ein verantwortungsvoller Arbeitgeber, der viel Wert auf Verlässlichkeit, Wertschätzung und Respekt legen würde. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter würde man unter anderem an der langen Unternehmenszugehörigkeit von vielen erkennen.

Weiter heißt es: „Sollten Mitarbeitende einmal nicht zufrieden sein oder Anlass für eine Beschwerde haben, haben sie bei ALDI SÜD jederzeit die Möglichkeit Gebrauch von ihrem Beschwerderecht zu machen. Dieses Beschwerderecht wird jedem neuen Mitarbeitenden von Anfang an transparent kommuniziert und ist ein fester Bestandteil unserer Mitarbeitendenführung. Dazu gehört auch die Möglichkeit, sich jederzeit anonym an unseren Vertrauensanwalt zu wenden. Der ALDI SÜD Vertrauensanwalt ist eine neutrale Anlaufstelle, an den sich Mitarbeitende, aber auch Externe bei Problemen und Unstimmigkeiten wenden können.“