Ein junger Mann rast in München mit einem Auto in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi. Knapp 30 Menschen – darunter Kinder – werden verletzt, teils schwer oder gar lebensgefährlich. Unmittelbar nach dem Vorfall holen Polizisten den Täter aus dem Fahrzeug. Was wissen wir über ihn?
Daran, dass der Mann am Steuer des schwarz-weißen Kleinwagens der Marke „Mini“ der Täter ist, besteht kein Zweifel. Polizisten waren am Donnerstag (13. Februar) unmittelbare Zeugen des Vorfalls. Wenig später erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), es handele sich um einen 24-jährigen abgelehnten Asylbewerber aus Afghanistan. Er ist bereits polizeibekannt.
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Anschlag in München: Mann aus Afghanistan fiel durch Diebstähle und Drogendelikte auf
Der Verdi-Demonstrationszug war vorne und hinten von Einsatzfahrzeugen der Polizei begleitet worden. Wie der Münchener Polizeipräsident Thomas Hampel erklärte, sei der Mann mit dem Auto zunächst von hinten an das Polizei-Fahrzeug herangefahren, habe dieses dann überholt und sei von hinten in die Menschenmenge gerast. Dabei wurden mindestens 28 Menschen teils schwer verletzt, ein zweijähriges Kind schwebt in Lebensgefahr.
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Laut Innenminister Herrmann ist der festgenommene Afghane für die Polizei kein Unbekannter. Er wurde bereits wegen Ladendiebstahls sowie durch Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz auffällig. Vergehen, die Anlass zur Sorge vor einem Anschlag hätten geben können, seien nicht bekannt. „Nach gegenwärtigem Ermittlungsstand“, so Herrmann, „sei keinerlei Gewalttätigkeit erkennbar“ gewesen.
Innenminister Herrmann: Abgelehnter Asylbewerber „konnte nicht abgeschoben werden“
Der 24-Jährige, so der Minister, sei als Asylbewerber nach Deutschland gekommen, sein Asylantrag sei aber abgelehnt worden. Allerdings habe man festgestellt, „dass er im Moment nicht abgeschoben werden kann und er deshalb sich weiter in unserem Land aufhalten durfte“.
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Direkt werden Parallelen zu früheren Gewalttaten deutlich. Am 22. Januar 2025 wurden in einem Park in Aschaffenburg ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann erstochen (>>> wir berichteten) . Tatverdächtig ist ein 28-jähriger afghanischer Staatsangehöriger. Er hätte längst ausreisen sollen, zu einer Abschiebung kam es nicht. Am 23. August 2024 wurden auf einem Stadtfest in Solingen drei Menschen bei einem Messer-Angriff getötet. Der Tatverdächtige, ein 26-jähriger Syrer, sollte schon 2023 abgeschoben werden. Der Versuch scheiterte.
Medienberichte: Über Italien 2016 nach Deutschland eingereist
Zum persönlichen Hintergrund des 24-jährigen Täters in München ist aktuell Folgendes bekannt. Wie „Focus Online“ berichtet, soll der Mann 2001 in Kabul (Afghanistan) geboren worden sein. Nicht offiziell bestätigten Medienberichten zufolge reiste er über Italien, wo die erstmalige Asyl-Registrierung stattfand, im Jahr 2016 nach Deutschland. Da er als unbegleiteter Minderjähriger galt, kam es nicht zu einer Rückführung nach Italien. Nach Ablehnung des Asylantrags im Jahr 2017 soll der Afghane eine befristete „Duldung“ erhalten haben. Er war zuletzt in München gemeldet.
Anschlag in München: Anzeichen für islamistisches Motiv
Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) soll der Afghane vor dem Anschlag in München einen mutmaßlich islamistischen Post in sozialen Medien veröffentlicht haben. Extremismus-Experten der Generalstaatsanwaltschaft München haben daher die Ermittlungen übernommen.
Nach Angaben von Innenminister Herrmann gehen die Sicherheitsbehörden nicht von einem Zusammenhang mit der Münchner Sicherheitskonferenz aus, die am Freitag (14. Februar) starten soll und zu der zahlreiche hochrangige Politiker erwartet werden.
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Zwei weitere Anschläge waren an diesem Donnerstag Thema in Deutschland. Am Oberlandesgericht Stuttgart begann der Prozess gegen einen 26-jährigen Afghanen wegen der tödlichen Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz am 31. Mai 2024. Fünf Menschen wurden verletzt, ein Polizist getötet.
Unterdessen tagte im Landtag von Sachsen-Anhalt erstmals der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Am 20. Dezember 2024 war ein Mann (50) aus Saudi-Arabien mit einem Auto in eine Menschenmenge gerast. Sechs Menschen starben, mehr als 300 wurden teils schwer verletzt. Der Täter war den Sicherheitsbehörden schon lange zuvor bekannt.