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Ich war zum ersten Mal beim Ballermann-Opening – nicht für eine Million wieder

Ich bin zum ersten Mal zum Saison-Opening am Ballermann auf Mallorca. Einmal und nie wieder, nicht für eine Million Euro komme ich wieder!

© DER WESTEN / Chaleen Goehrke

Rick Arena verrät, wie er um 12 Uhr Mittags den Ballermann zum Kochen bringt

Auf Mallorca haben wir im Bierkönig Partyschlager-Sänger Rick Arena zum Interview getroffen.

Mallorca ist eines der absoluten Lieblingsreiseziele der Deutschen. Besonders der berühmt-berüchtigte Ballermann ist hier ein Sehnsuchtsort vieler. Jedes Jahr fahren sie mit Freundesgruppen oder ihrer Sportmannschaft nach El Arenal und lassen ihr inneres Party-Animal frei. Für mich ist dieser Ballermann-Tourismus bisher nur ein Deutschen-Klischee gewesen, mit dem ich nichts zu tun hatte. Jetzt war ich zum ersten Mal beim Saison-Opening dabei.

Ich gebe zu, ich habe Erwartungen und Vorurteile gehabt, ich bin aber auch bereit gewesen, mich eines Besseren belehren zu lassen. So bedeutend anders, als in Hamburg auf dem Kiez feiern zu gehen, kann es doch im Grunde auch nicht sein. Ausgelassene Stimmung, laut mitgesungene Klassiker, wankende Betrunkene und immer mal wieder zu viel Körpernähe, die man gar nicht will.

Mallorca: „Helmut“ hilft beim Malle-Look

Angekommen im Paradies vieler Deutscher fallen mir zuerst die „kultigen Ballermann-Essentials“ auf. Überall sehe ich Fußball-Trikots und Badelatschen, es scheint fast wie eine Uniform für die Feierwütigen: Trikot, Shorts, Socken, Adiletten – passt. Die Frauen entweder genau so oder die freizügigere Version, die sich ein bisschen mehr Mühe gibt – modisch jedoch immer ein paar Jahre hinterher ist. Viele runden ihren Look noch mit einem Accessoire von „Helmut“, wie sich die illegalen Straßenverkäufer selbst nennen, ab. Eine Propeller-Mütze, eine „schnelle Brille“ oder gar eine Penis-Wasserpistole oder -Nasen, so ziemlich jeden billigen Schrott haben die senegalesischen Straßenverkäufer im Angebot und werden niemals müde, ihn anzubieten.

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Ich setze mich nur einen Moment an die Promenade oder in ein Restaurant gegenüber, da werde ich im Minutentakt von „Helmuts“ mit kecken Sprüchen angequatscht. „Aber hallo!“, „Lady Gaga“, „Gisela“ oder gar „Sexy Tomato“ sagen sie und hoffen, meine Aufmerksamkeit zu erregen, um mir dann ihr Plastik-Allerlei anzubieten. Ich lehne immer höflich dankend, aber irritiert ab. Andere Mallorca-Besucher kennen diese Verkäufer schon, äffen sie nach oder machen sich auch mal einen Spaß daraus, sie auf Qualitätszusicherungen wie „100 Jahre Garantie“ festzunageln, wenn ihr Schrott-Produkt schon den Geist aufgegeben hat. Ich finde es wahnwitzig, dass diese Männer ihre Existenz mit überteuertem Schrott und Fake-Ware bestreiten müssen – aber kultig sind sie halt!

„Heidi! Happy Hour! Kiffi, kiffi?“

Durch die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen und erhöhte Polizeipräsenz am Ballermann erreicht das Geschäft der Senegalesen ein Level an Absurdität, das kaum in Worte zu fassen ist. Sie spielen ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel miteinander. Sobald die Polizei die Schinkenstraße betritt, raffen die Verkäufer ihre Decken zusammen und verschwinden samt ihrer Ware in der nächsten Seitenstraße. Sind die Beamten weg, werden ihre illegalen Verkaufsflächen fein säuberlich wieder ausgerollt und die Ware drapiert. „Heidi! Happy Hour! Kiffi Kiffi?“ – ja, Drogen gibt es auch, toll!

Die Polizei wirkt eher harmlos und unbeteiligt. Umfallende Betrunkene ignorieren sie nahezu komplett. In Gespannen von drei bis teilweise zehn Polizisten laufen sie die Bereiche, wo sich das Partyvolk tummelt, ab. Dabei schauen sie nicht sehr freundlich und tragen Waffen. Die illegalen Verkäufer jedoch bleiben, genauso wie die Hütchenspieler, und vor Taschendieben werde ich auch immer wieder gewarnt. Solange es auf den Straßen belebt ist, fühle ich mich sicher. Allerdings wird man als nüchterne Person sowieso nicht unbedingt als Opfer auserkoren.

Mallorca: Grölen, saufen, wanken

Als ich den Megapark das erste Mal betrete, fallen mir direkt die großen Getränkesäulen auf. Hier könnte ich für schlappe 120 Euro drei Liter Getränk (zum Teilen) bestellen. Wie gut der Deal tatsächlich ist, kann sich jeder ausrechnen, der weiß, dass die Maß alkoholisches Getränk 24,90 Euro kostet. Getränke für die Säulen, die Ballermann-Maß und selbst die Shots gibt es in vielen verschiedenen knallbunten Farben. Toll! Einmal komme ich den Genuss eines Erdbeer-Tequilas und beschließe direkt, dass es keinen zweiten geben wird. Der Alkohol schmeckt billig, die Kombination begeistert mich nicht. Aber solange die Partypeople es lieben, who am I to judge the Getränkeangebot.

Der Weg zum Suff führt zum Beispiel durch die belebte Schinkenstraße. (Archivbild) Foto: IMAGO/Eibner

Die Massen grölen, saufen und wanken – das ist in Megapark und Bierkönig auf Mallorca gleich. Während die Musik ohrenbetäubend laut durch die Räumlichkeiten schallt, vibriert meine Smartwatch, ihr ist es zu laut, sie sorgt sich um mich. Ich sorge mich auch um mich. Ich stehe nüchtern eingequetscht zwischen Betrunkenen und schaue mir einen Künstler an, von dem ich bis gestern nie gehört habe. „Wackelkontakt“ sei DER Hit 2025, wurde mir gesagt. Na gut, dann zeig mal, Oimara. Ich bin positiv überrascht, dass der Mann auf der Bühne ein Instrument spielt, nicht schlecht. Sein Hit ist eingängig und bleibt schnell im Hirn hängen, aber es geht ums Trinken – na klar.


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Während viele das Lied mitgrölen, saufen und wanken, habe ich in der Menschenmenge immer mehr Probleme, mich auf den Beinen zu halten. Zwischenzeitlich berühre ich nur noch mit einem Fuß auf Zehenspitzen den Boden. Aber hinfallen kann ich nicht, dafür sind zu viele umstehende Körper an mich gedrückt – ich schwebe fast. Es ist laut, es ist stickig, in der Luft liegt immer wieder der penetrante Geruch von Alkohol, Schweiß, süßen E-Zigaretten und billigen Parfums.

Ikke Hüftgold ist zurück im Bierkönig und heizt der betrunkenen Menge ein. Foto: DER WESTEN / Saskia Papenthin

„Schalalalalala, wir sind sternhagelvoll!“

Bei vielen Mallorca-Künstlern ist es anders als bei meinem ersten „Ballermann-Konzert“. Meist läuft ein Voll- oder wenigstens Teilplayback. Die Künstler singen mal lauter, mal leiser ihren eigenen Song mit, klatschen, animieren, rennen auf der Bühne herum, schwitzen. Zwischendurch werden immer wieder Frage-Antwort-Brüllerein gestartet. „Sauft ihr Säcke“, ruft der Künstler. Und das Publikum antwortet: „Sauf du Sack!“ Und dann: „Zickezacke, zickezacke!“ – „Hoi, hoi, hoi!“ Ich fühle mich wie im Fußballstadion und wundere mich über die Freude, die dabei alle haben. Aber sie wanken ja auch.

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Immer wieder wird animiert, noch lauter zu sein, während der hämmernde Bass in meinem Kopf und Bauch pulsiert, liefert die Menge Lärm. Ich will hier raus. Damit ich mir nicht zu sehr der Enge und der Ausweglosigkeit meiner Situation bewusst werde, versuche ich, mich auf die Leute zu konzentrieren. Manche werden sich morgen hieran nicht erinnern, da bin ich sicher. Sie gucken in mindestens drei verschiedene Richtungen, werden von Freunden bereits festgehalten oder sind noch fröhlich sturzbesoffen und grölen inbrünstig mit: „Schalalalala, wir sind sternhagelvoll!“ Ich werde mich an jedes Detail dieses Fiebertraums erinnern und mich elend fühlen, sie werden sich nur elend fühlen. Wie benommen wanken sie hin und her, während die betrunkene Maxi-Playback-Show sich fortsetzt.

Draußen auf der Schinkenstraße sehe ich um 13.55 Uhr einen Kerl, der von seinen Freunden in das Hotel gegenüber vom Bierkönig gebracht wird. Hier wurde offenbar mitgedacht: Suff. Sleep. Repeat. Der Umsorgte möchte allerdings gar nicht ins Hotel, etwas laufen kann er ja auch noch, kurzerhand dreht er sich um und versucht auszubüchsen. Unter dem Gejohle der Bierkönig-Gäste im Außenbereich, die das Schauspiel beobachten, kommt er ein paar Meter weit, bevor seine Begleiter ihn dann doch die Treppen hinauf in die Lobby des Hotels bringen können.

Ballermann: Nicht einmal für eine Million!

Wer den Ballermann liebt und diese Feierkultur zelebriert, der wird in vielen Punkten meinen Vorurteilen gerecht. Tut mir leid. Viele sind offenbar Fußball-Fans oder spielen selbst, das legen die unzähligen Trikots, das ständige Vereinsbashing durch gegrölte Parolen und das Sticker-Geklebe nahe. Auch die Herkunft vieler wird immer wieder klar. „Sind heute Dorfkinder da?“, fragen die Künstler immer wieder. Die Antwort ist ohrenbetäubender Lärm. Das erklärt auch die Trinkkultur, zumindest von dem, was ich von Freunden weiß. Auf dem Dorf trinke man eben härter. Außerdem wirkt diese Gruppe der Augenbrauen gepiercten Typen mit ihren „I LOVE SLUTS“-T-Shirts und der blondierten Freundin mit billigen Extensions, die ich sonst nur aus dem TV kenne, insgesamt einfach etwas schlichter.

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Immer wieder habe ich natürlich auch freundliche Menschen in der brutalen Masse getroffen, ja. Und sicherlich hat die Gemeinsamkeit dieser vielen Menschen, sich auf den primitivsten gemeinsamen Nenner zu einigen und diesen miteinander zu feiern, etwas Besonderes, ja. Ich verstehe auch, wenn man so einmal alle Sorgen und Probleme loslassen will, klar! Dennoch möchte ich nie wieder dabei sein – nicht einmal für eine Million Euro.

Ich finde die Leidenschaft dafür, sich mit Ansage bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken, nicht nur nicht smart und sinnlos, sondern auch gefährlich. Es wird an vielen Stellen billigster Alkohol ausgeschenkt, manche Leute liegen schon mittags in der prallen Sonne in ihrem Erbrochenem und trotzdem geht der Mist spätestens am nächsten Tag munter weiter. Was für diese Menschen nach Spaß klingt, kommt mir wie kollektive Selbstzerstörung vor, und ein paar wenige verdienen mit viel „Billo-Schrott“ richtig Geld. Zudem sollten wirklich nur diejenigen derart viel Alkohol trinken, die den Verlust einiger Gehirnzellen verkraften können.