Vereiste Straßen, vereinzelte Schneeflocken und bittere Kälte – das aktuelle Wetter will uns offenbar einiges abverlangen. Besonders in den vergangenen Nächten sanken die Temperaturen in der Hauptstadt Berlin weit unter den Gefrierpunkt. Kein Wunder, dass man es sich lieber im beheizten Zuhause gemütlich macht…
Für Negru Gics ist das allerdings nicht möglich. Seit mittlerweile drei Jahren ist sein „Zuhause“ der Ort unter der Bahnbrücke am Savignyplatz im Berliner Stadtteil Charlottenburg. Zwar hat es sich der obdachlose Mann mit rumänischen Wurzeln vor einem Plakat voller Blumen gemütlich gemacht – der Kampf gegen die Kälte bleibt ihm dennoch nicht erspart. Im Gespräch mit DER WESTEN äußerte Negru eine Bitte!
Berliner Nächte sind kalt – besonders ohne Dach über dem Kopf
Auf einer durchgelegenen Matratze verbringt Negru seine Nächte. An Schlaf ist dabei nicht zu denken – zu groß die Angst, beklaut zu werden. Hin und wieder darf sich der 58-Jährige über ein heißes Getränk oder vorbeigebrachtes Essen von Passanten freuen. Der Wahl-Berliner baute sich ein Lager auf, in dem er seiner Beschreibung nach alles zum Überleben hat. Eine Sache fehle ihm allerdings: „Eine lange Decke wäre toll!“
Bisher besitzt er nämlich nur eine Bettdecke, die seinen kompletten Körper bedeckt. Darunter verbergen sich mehrere kleine Stofffetzen, die ihm keine große Wärme spenden. Vom Angebot der sogenannten Kältebusse der Berliner Stadtmission habe Negru ebenfalls schon mal gehört. Die ehrenamtlichen Helfer brachten ihm in der Vergangenheit warmes Essen und ein Paar Schuhe vorbei.
Berlin: Kältebus spendet Wärme
Der Kältebus bietet Hilfsbedürftigen sogar an, sie für die bitterkalten Winternächte in eine Unterkunft mit bis zu 150 Schlafplätzen zu bringen. Dort sind übrigens auch die tierischen Begleiter der Personen willkommen. Mehrere Obdachlose möchten dieses Angebot trotzdem nicht annehmen, sondern lieber an ihrem Platz bleiben – und genau das führt öfter zu Problemen.
„Darum ist es besser, wenn Passanten, die besorgt sind, wirklich denjenigen kurz fragen, ob Hilfe benötigt wird“, erklärte Barbara Breuer, Pressesprecherin der Berliner Stadtmission. So können die Helfer bei den rund 50 Anrufen pro Nacht an anderen Stellen, wo tatsächlich Hilfe gewünscht ist, schneller vor Ort sein.
Wie kann Betroffenen geholfen werden?
Doch wir alle können helfen. „Man kann fragen, ob man eine heiße Suppe mitbringen kann. Viele bringen den Obdachlosen in der Nachbarschaft am Abend sogar eine heiße Wärmflasche vorbei“, erzählte Breuer. Ihr gegenüber äußerten Hilfsbedürftige dennoch immer wieder, dass sie von Passanten oftmals völlig unbeachtet bleiben.
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Und das ist ein Punkt, den jeder einfach ändern könnte, wie Breuer appellierte: „Bitte die Leute wahrnehmen, ansprechen und fragen!“ Allein schon ein spontanes Gespräch oder ein kleines Lächeln kann Wunder bewirken – und zumindest die Herzen der Betroffenen für kurze Zeit erwärmen.