Deutsche-Bahn-Kunden sind genervt: Statt dass das 9-Euro-Ticket den Zugverkehr erleichtert, kommt es zu noch mehr Verspätungen und Ausfällen.
Doch dieses Schreiben der Deutschen Bahn könnte für die Verspätungen und Ausfälle nun eine plausible Erklärung offenbaren.
Deutsche Bahn: Internes Schreiben entdeckt – DARUM haben Züge oft Verspätung
Dem „Spiegel“ liegt offenbar ein vertrauliches Schreiben der DB an ihre Lokführenden vor. Es trägt den Titel: „Tages-La | Zusammenstellung der vorübergehenden Langsamfahrstellen und anderen Besonderheiten“. Und darin sind zig Meldungen über sogenannte „Langsamfahrstellen“, wie sie im Bahn-Jargon heißen, aufgelistet.
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Damit sind Streckenabschnitte gemeint, an denen nicht die normale Geschwindigkeit gefahren werden darf, sondern abgebremst werden muss. Das können altbekannte Stellen sein, wie zum Beispiel enge Kurven oder auch kurzfristige oder vorübergehende Einschränkungen wie Gleisarbeiten oder eben die immer schlechter werdende Infrastruktur des Schienennetzes. Und gerade die scheint sogar noch fragiler zu sein als bisher angenommen.
Deutsche Bahn: „Langsamfahrstellen“ – sie sind der Grund für Verspätungen
Die Schleichfahrten, wenn Züge auf 20 oder zehn Stundenkilometer herunterbremsen müssen, sorgen immer wieder für Chaos im Zugverkehr, da sie oft nicht in den Fahrplan miteinberechnet werden. Denn eine Zugbremsung ist nicht so schnell möglich wie beim Autofahren. Daraus resultierende Verspätungen können sich teils bis zur Endhaltestelle der Bahnstrecke weiterziehen.
Das von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bahnchef Richard Lutz vor ein paar Wochen versprochene „Hochleistungsnetz“ scheint angesichts dieser Enthüllungen noch in weiter Ferne. Veraltete und schlecht gewartete Schienen haben so beispielsweise am 3. Juni zu insgesamt 331 Langsamfahrstellen in ganz Deutschland geführt. Davon waren 123 auf Baustellen und etwa 60 auf Mängel zurückzuführen, darunter defekte Brücken, Signale, Bahnübergänge oder Gleise.
Deutsche Bahn äußert sich zu den Vorwürfen – „Erforderlich“
Dem Bund, der der Eigentümer des Staatskonzerns ist, waren zum Beispiel im Mai noch lediglich 189 Langsamfahrstellen bekannt. Die große Differenz begründet die DB Netz AG damit, dass die Liste, die dem „Spiegel“ vorläge, nicht mit der ihrigen vergleichbar sei. Letztere führe „ausschließlich die mängelbedingten Langsamfahrstellen, die aufgrund von Modernisierung und Instandhaltung der Infrastruktur erforderlich sind“. Und auch nur die müsse der Konzern dem Bund übermitteln.
Allerdings sollten zum Start des 9-Euro-Tickets im Juni bereits 39 dieser Problemstellen beseitigt werden. Das ist laut Information vom „Spiegel“ jedoch nicht geschehen. Tatsächlich seien sogar noch weitere dazugekommen sein. Von den 331 Stellen im Juni bestanden 225 seit einem Monat, andere bereits seit über fünf Jahren. Wann diese Mängel behoben werden sollen, bleibt unklar.
Deutsche Bahn lässt Züge extra langsamer fahren – doch DAS ist noch „viel schlimmer“
Die Menge sei aber auch auf lediglich äußerst kurzfristig bestehende Probleme zurückzuführen, sagt die Bahn. Teils seien diese nach wenigen Minuten oder Stunden schon wieder behoben. „Langsamfahrstellen im Netz auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, und so agieren wir auch“, so eine Sprecherin. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir dabei in vielen Fällen externen Einflüssen und Regularien unterliegen.“
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Teils werden Langsamfahrstellen auch einfach in die Fahrpläne übernommen und somit legitimiert. Andere, die weniger als 100 Tage bestehen, jedoch nicht. Und somit sind Verspätungen vorprogrammiert.
„Viel schlimmer ist“, so ein ehemaliger interner Experte der Deutschen Bahn gegenüber dem „Spiegel“, „dass zu viele Züge auf zu wenig Infrastruktur verkehren. Der Fahrplan kann nicht mehr heilen, was die Infrastruktur nicht hergibt. Ein besonderes Problem sind dabei die Kapazitätsengpässe auf den Bahnsteigen und beim Güterverkehr.“ (mbo)
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