Am 6. Februar riss ein Erdbeben in der Türkei ganze Städte zugrunde. Unter den Trümmern der Gebäude wurden Tausende von Menschen begraben. Hilfstrupps aus der ganzen Welt suchten nach Überlebenden – so auch Jalal Aouf und Hasan Oral vom „Deutsch-orientalischen Ärzteforum“ aus Aachen.
Die beiden Ärzte machten sich zusammen mit vier weiteren Medizinern am 10. Februar auf den Weg in die Türkei. Sie kamen in Kahramanmaraş an und unterstützen die professionellen Rettungstrupps bei der Bergung von Menschen. Dabei mussten sie ein traumatisches Erlebnis mitansehen.
Erdbeben in der Türkei: „Wie beim Weltuntergang“
Bereits im Flieger schlossen sich Aouf und Oral mit einem belgischen Rettungsteam zusammen. Als sie abends landeten, wurden sie von dem Anblick überwältigt: „Man kann sich das wirklich nicht vorstellen und das werden wir auch nie vergessen. Überall zerstörte Gebäude, Trümmer und alles ist in Schutt und Asche“, schildert Aouf, Facharzt für Innere Medizin, die Situation gegenüber dieser Redaktion.
„Was erschreckend war: dass vor den Trümmern überall noch Angehörige saßen. Die Menschen waren sich sicher, dass unter dem Schutt noch ihre Kinder, Geschwister oder Partner liegen. Deshalb wollten sie nicht weggehen, ehe ihre Liebsten gefunden wurden – ob lebend oder tot. Für mich selbst war das auch wirklich schwer zu sehen“, führt Oral die dramatische Lage weiter aus.
Bei Minusgraden hätten die Angehörigen ausgeharrt – sie mussten Gewissheit haben, was mit ihren Familien und Freunden passiert war. Links und rechts von ihnen habe es wie beim „Weltuntergang“ ausgesehen, beschreibt der Oberarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie vom Rhein-Maas Klinikum Würselen weiter.
Rettungshelfer müssen qualvolle Entscheidung treffen
Die Hoffnung überhaupt noch Lebende unter dem ganzen Schutt zu finden, sei zu dem Zeitpunkt schon verschwindend gering gewesen. Dennoch wollten sie nicht aufgeben. Für einen Moment hatten die Helfer auch einen Hoffnungsschimmer, doch sie ahnten nicht wie dramatisch dieser Fall werden sollte.
Es handelte sich um einen Mann um die 25 Jahre. Ein Rettungstrupp aus Frankreich konnte den Mann dank eines Hundes ermitteln. „Man hat nur den Kopf aus den Trümmern heraus gesehen. Eigentlich war der Plan, dass die Decken über ihm mit dem Kran weggetragen werden sollten, damit er herausgeholt werden kann. Das ging aber nicht, weil nach Einschätzung der Experten würden die Mehrfamilienhäuser links und rechts dann einstürzen“, erklärt Oral die Situation.
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Nach langem Hin- und Herüberlegen hätten die Rettungshelfer eine qualvolle Entscheidung treffen müssen: „Deshalb hat man sich gegen die Bergung dieser Person entschieden, ohne zu wissen, ob er wirklich schon tot ist oder vielleicht noch lebt. Doch die Gefahr für alle anwesenden Menschen war einfach zu groß. Das war wirklich schwer zu verarbeiten.“
Die beiden Ärzte hatten dann die schreckliche Aufgabe, diese Entscheidung der Verlobten und dem Bruder mitzuteilen. Bis in den frühen Morgen suchten sie weiter nach Überlebenden – jedoch vergeblich. Danach trennte sich das Ärzteteam aus Deutschland und Oral und Aouf kamen nach Nordsyrien.
Viele deutsche Hilfsteams haben ihren Einsatz eine Woche nach dem schrecklichen Erdbeben in der Türkei abgebrochen. Sie kehren nun nach Deutschland zurück. Mehr als 45. 000 Menschen verloren in den beiden Ländern ihr Leben. Doch das Leid der Menschen sei noch immer groß, deshalb sammelt der ehrenamtliche Verein „Deutsch-orientalisches Ärzteforum“ weiter Spenden.