Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag (9. Januar) in Essen mit.
Für GKK ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb von weniger als vier Jahren. Vorausgegangen war die Schieflage des Mutterkonzerns Signa. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe des österreichischen Unternehmers René Benko Insolvenz angemeldet – darunter die Signa Retail Selection AG, zu der GKK gehört. Sie hatte Ende November 2023 angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf von GKK bedeutet.
Galeria Karstadt Kaufhof erneut pleite
Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte nach der letzten Insolvenz etwa 40 Filialen schließen müssen. Die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht. Aber die Mehrzahl wurde (vorerst) gerettet. Groß war zum Beispiel die Erleichterung im Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen (>>> hier unser ausführlicher Bericht). Galeria betreibt aktuell insgesamt 92 Warenhäuser in deutschen Innenstädten und Einkaufszentren und beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 15.000 Menschen. Diese bekommen nun erst einmal Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit.
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Es ist nicht das erste und vermutlich auch nicht das letzte Traditionsunternehmen, dass in Schieflage gerät oder dem sogar das Aus droht. Ein anderes prominentes Beispiel ist die Kaffee-Kette Tchibo (>>> wir berichteten).
Die Geschäfte von Galeria Karstadt Kaufhof seien zuletzt gut gelaufen, beteuerte das Warenhaus-Unternehmen in einer Stellungnahme. Allerdings, so heißt es weiter: „Die zahlreichen Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten stark ein.“ Aus dieser Situation wolle man sich durch einen angestrebten Eigentümerwechsel „befreien“. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde demnach Stefan Denkhaus bestellt.
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„Die Insolvenzen der Signa-Gruppe haben die gute Entwicklung von Galeria konterkariert und bedrohen das Unternehmen“, erklärte Denkhaus gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Dem Management blieb deshalb kein anderer Weg, als das Unternehmen im Zuge einer Insolvenz aus dieser Umklammerung zu befreien.“ Er, Denkhaus, wolle jetzt „mit aller Kraft“ daran arbeiten, Galeria Karstadt Kaufhof zu erhalten „Eine Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens“, betonte der Insolvenzverwalter.
Staatliche Unterstützung ist unterdessen nicht in Sicht. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums teilte gegenüber dem „Spiegel“ mit, man stehe mit Galeria Karstadt Kaufhof „in engem Austausch.“ Neue Rettungsgelder oder Bürgschaften seien aber „nicht Teil der Gespräche.“ Auch das Bundesfinanzministerium schloss weitere Geldspritzen aus. Während der Insolvenzen in den Jahren 2020 und 2020 hatte der Bund bereits 680 Millionen Euro in den Warenhaus-Konzern gesteckt – der größte Teil davon dürfte verloren sein.
Rettung möglich – oder Sterben auf Raten?
Ist Galeria Karstadt Kaufhof wirklich noch zu retten – oder ist es ein Sterben auf Raten? Weder das eine noch das andere Szenario ist aktuell auszuschließen. Doch selbst wenn eine erneute Rettung gelingt, steht zu befürchten, dass abermals Filialen geschlossen werden müssen und zahlreiche Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Einen schwarzen Tag markiert der Insolvenzantrag also allemal.
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Doch es sind auch zuversichtliche Stimmen zu vernehmen. So hält es der Insolvenz-Experte Manfred Hunkemöller es für möglich, dass Galeria Karstadt Kaufhof tatsächlich ein weiteres Mal gerettet werden kann. „Ich bin sicher, dass Galeria, richtig geführt, wieder erfolgreich sein kann. Dann hat das Format Kaufhaus eine Chance“, sagte Hunkemöller der dpa. „Die neue Geschäftsführung hat zuletzt viel richtig gemacht, das Unternehmen zu sanieren. Sie hat das Pech, dass der Gesellschafter seinen Verpflichtungen nicht nachkommt.“ Die Signa-Holding hatte hatte 200 Euro Millionen Euro für die Sanierung zugesagt, die ersten 50 Millionen sollten jetzt im Februar fließen. Doch als die Unsicherheit immer größer wurde, ob das Geld tatsächlich fließt, geriet Galeria Karstadt Kaufhof in Schieflage.
(mit dpa)