Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind 47 Prozent der Frauen und 62 Prozent der Männer in Deutschland übergewichtig. Grund dafür sei vor allem die einseitige und kalorienreiche Ernährung. Vor allem Fertigprodukte treiben das Gewicht vieler Menschen im Land in die Höhe. Lidl, Edeka und viele weitere Lebensmittelhändler haben sich deshalb Ziele gesetzt, um den Trend entgegenzuwirken.
Die Rezepturen ihrer Eigenmarken sollen geändert und Inhaltstoffe angepasst werden. Diese Redaktion hat bei Lidl, Edeka, Rewe und Aldi nachgefragt – Süßigkeiten-Fans dürften ihre Antworten nicht gefallen.
Lidl, Edeka & Co.: Weniger Zucker und Salz
Der Verbraucher steht bei den großen Lebensmittel-Ketten an erster Stelle. Er soll möglichst viele Produkte kaufen und somit möglichst viel Geld in die Kassen spülen. Mit Fertigprodukten, die sich schnell und einfach zubereiten lassen, gelingt den Supermärkten und Discountern das sehr gut. Obwohl der Trend zur gesunden Ernährung und veganer Kost weiter steigt, treten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 immer häufiger auf.
Das BMEL plant deshalb eine Ernährungsreform und will diese mit der sogenannten „Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie“ umsetzen. Das bedeutet weniger Zucker und Salz in Fertigprodukten und keine Bewerbung ungesunder Produkte für Kinder. Derzeit sind Hersteller nicht gesetzlich verpflichtet, sich an diese Strategie zu halten, dennoch passen sie ihre Rezepturen immer schneller an.
Lidl, Edeka & Co.: Verbraucher soll sich langsam gewöhnen
Den Verbraucher wollen sie dabei langsam an den geringeren Zuckergehalt ihrer Lieblingslebensmittel gewöhnen. Lidl hat beispielsweise bis 2021 bereits 13 Prozent Zucker und 15 Prozent Salz in seinen Produkten verringert. Bis 2025 sollen die Anteile um 20 Prozent sinken. Aber: „Den eingesparten Zucker ersetzen wir nicht durch Süßstoffe“, erklärt das Unternehmen gegenüber dieser Redaktion. „Damit die Kunden sich an den weniger süßen Geschmack gewöhnen können, reduzieren wir den Zuckergehalt in unseren Produkten sukzessive.“
Auch Aldi teilte mit, dass der Anteil von Zucker, Salz und Fett in den Eigenmarkenprodukten nach und nach weniger würde. Rewe und Penny hätten seit 2018 bisher insgesamt 1.300 Eigenmarken-Produkte im Zucker- und Salzgehalt reduziert und der Edeka-Verbund habe bereits vor Jahren damit begonnen, die Inhaltsstoffe anzupassen, um weniger Zucker und Salz zu verwenden. Außerdem bestätigen alle angefragten Händler, dass auch die weiteren Inhaltsstoffe regelmäßig kontrolliert und verbessert würden.
Lidl, Edeka & Co.: Werbung soll eingestellt werden
Die Lebensmittehändler wollen zudem die Werbung für ungesunde Kinder-Produkte einschränken. Ab März 2023 wolle Lidl deshalb – mit Ausnahme von Aktionsartikeln zu Weihnachten, Ostern und Halloween – auf an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel in TV, Radio, Social Media und in Prospekten zu verzichten.
Auch Aldi will einen besonderen Fokus auf die Ernährung von Kindern und Jugendlichen legen. „So haben wir uns das Ziel gesetzt, die Nährstoffzusammensetzung unserer Produkte, die sich aufgrund der Artikel- und/oder Verpackungsgestaltung an Kinder richten, bis Ende 2024 zu optimieren“, heißt es seitens des Unternehmens.
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Lidl, Edeka & Co.: Nutri Score soll eingeführt werden
Rewe, Penny und Aldi wollen außerdem zusätzlich einen Nutri-Score einführen. „Die Kunden sollen möglichst einfach und aussagekräftig den Stellenwert eines Produktes für eine ausgewogene Ernährung einschätzen können. Daher setzen wir seit 2020 als erste Lebensmittelhändler in Deutschland auf den Nutri Score bei unseren Eigenmarken“, erklärt ein Sprecher von Rewe und Penny.
Bis Ende 2024 wolle auch Aldi diese Kennzeichnung auf ihren Eigenmarkenprodukten aufbringen. „Die fünfstufige Buchstabenskala auf der Vorderseite der Verpackung gibt eine Orientierungshilfe, welche Lebensmittel im direkten Vergleich eine eher günstige oder eine weniger günstige Nährstoffzusammensetzung haben. Dadurch können verschiedene Produkte innerhalb einer Kategorie leichter miteinander verglichen werden“, erklärt das Unternehmen.