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Deutscher auf Mallorca am Ende seiner Kräfte – wann hat das alles ein Ende? „Geht nicht mehr“

Eine Gruppe von Bewohnern in S’Arenal auf Mallorca leidet. Schuld daran sind Hotelgäste, die für unglaubliche Szenen sorgen.

Blick auf die Bucht der Playa de Palma in Arenal auf der spanischen Baleareninsel Mallorca.
© IMAGO/Udo Gottschalk

Mallorca hat die Touristen satt. Protest gegen Massentourismus an der Playa de Palma

Kaum ein Ort kann so viel Tourismus vorweisen wie Mallorca. Gerade Deutsche sehen Mallorca häufig als Erweiterung Deutschlands. Die Mallorquiner sehen das möglicherweise etwas anders.

Lange bevor die ersten Urlauber nach Mallorca kamen und lange bevor der Ballermann erfunden wurde, gab es das kleine Küstenörtchen S’Arenal. Heutzutage ist es das wohl berühmteste mallorquinische Dorf – zumindest in Deutschland. Denn seit Jahren kommen die Menschen hierher, um Urlaub und Party zu machen.

Manche Deutsche sind gekommen, um zu bleiben. Und so lebt Sven K. (Name von der Redaktion geändert) aus Hamburg bereits seit Jahren auf Mallorca. Gemeinsam mit seiner kleinen Familie wohnt er seit 2017 in seiner Traumwohnung in S’Arenal. Doch ein nicht unerheblicher Fakt stört das ruhige Leben der Familie und sorgt für mächtigen Stress in der ganzen Gemeinde. Ich habe als Reporterin auf Mallorca die Familie in ihrer Wohnung besucht und mit ihr gesprochen.

Mallorca-Anwohner leiden unter Partygästen

Sven K.s Wohnung liegt im Erdgeschoss eines kleinen Häuserblocks mit roten Ziegelmauern. Hier wohnen mallorquinische Familien und auch Deutsche, die Mallorca zu ihrer Heimat gemacht haben – so wie Sven K. Rechts und links von dem kleinen Häuserblock befinden sich mehrere Hotels. Zwar ist es von hier aus ein ganzes Stück bis zum Ballermann, doch auch diese Gegend ist bei Mallorca-Urlaubern durchaus beliebt.


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Direkt neben seinem Wohnhaus befindet sich das „Seramar Hotel Luna Park Adults Only“ und direkt neben seinem Garten ist der Poolbereich des Hotels. Und das hört man auch – vor allem als wir im Garten hinter der Wohnung sitzen. „Wir wissen ja, wo wir hingezogen sind“, erzählt Sven K. Der normale Pool-Lärm störe die Familie nicht. „Aber dieses ständige Rumgegröle, das geht nicht mehr.“

Es geht um weit mehr als nur um Lärmbelästigung

„Immer im Sommer kommen erst die spanischen Studentengruppen, da geht es los mit der Lärmbelästigung. Ab da ist es eine Abwechslung von spanischen Touristen, deutschen Ballermann-Touristen und holländischen Ravern“, so Sven K. Da wird es des Öfteren auch nachts laut: Menschen, die rufen und schreien und Musik, die aus den Musikboxen dröhnt. Uns liegen solche Videos vor, diese sind jedoch schon ein paar Jahre alt. Nachts sei es nicht mehr ganz so schlimm – so Sven K. Aber auch noch lange nicht ruhig – vor allem nicht am Tag. Außerdem geht es bei weitem nicht nur um den Lärm.

  • Direkt hinter der Gartenmauer befindet sich der Poolbereich des Hotels.
  • Hotelgäste stehen hinter dem Zaun und stören immer wieder die Anwohner nebenan, so berichtet es Familie K.
  • Neben leeren Bierdosen sollen im Garten der Familie K. auch schon Kondome, Flaschen, Zitronen, leere Kokainkapseln und mehr gelandet sein.

Oberhalb von Familie K.s Gartenmauer verläuft ein Maschendrahtzaun, der von einer Hecke bedeckt wird und an der hintersten Stelle mit einer Art grünen Folie verhangen ist – die jedoch sehr blickdurchlässig ist. Und auch das ist für Familie K. ein Problem. „Hotelgäste stehen da teilweise mit dem Handy in der Gruppe und nehmen Drogen oder bauen Joints und kiffen hier. Hier wurde schon runtergepinkelt – das ist ja eine unbeobachtete Ecke. Es kam auch schon öfters vor, dass meine Frau hier im Garten lag und die da runtergespannt haben.“

Das Sonnensegel im Garten der Familie ist voller Löcher, weil manche Hotelgäste auch ihre Kippen zu ihnen herüberwerfen, so Sven K. Und nicht nur das. „Bierbomben, Wodka-Flaschen, Eier, Zitronen, Müll, Kondome, leere Kokain-Päckchen und Cannabis-Tütchen“, das alles sei bereits in ihrem Garten gelandet.

Fotos und Videos, die mir vorliegen, sowie ein Nachbar, mit dem ich vor Ort sprechen konnte, unterstützen die Aussagen von Sven K. und seiner Familie. Doch was ist die Lösung?

Eine festgefahrene Situation

Die Familie K. hat schon mehrere Anzeigen bei der Policia Local auf Mallorca wegen Lärmbelästigung eingereicht. Passiert sei bislang jedoch nichts. „Das Ganze könnte man sehr gut und sehr leicht verhindern. Man könnte hier (am Zaun) einen Sichtschutz anbringen und das Gegröle verbieten. Aber es gibt keine Security und die Bademeister animieren die Leute auch noch mit Frei-Shots. Wir haben unzählige Male versucht, mit dem Hotel zu sprechen, aber der Direktor will nichts verändern.“


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Er sei zuerst dagewesen und habe das Hotel so von seinen Eltern geerbt und möge das weiterführen, wie es bislang war. Wenn es den Nachbarn nicht passen würde, sollten sie gehen, hatte der Direktor in der Vergangenheit gegenüber dem Chef der Nachbarschaftsgemeinschaft S’Arenal gesagt.

Ich habe das „Seramar Hotel Luna Park Adults Only“ um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen der Anwohner gebeten. Das Hotel hat auf diese Anfrage bislang nicht reagiert.

Weil die Hochsaison auf Mallorca sich langsam dem Ende zuneigt, wird es ruhiger am Ballermann. „Ab September wird es immer etwas ruhiger“, sagt Sven K. Doch der nächste Sommer kommt – und er und seine Nachbarn befürchten, dass dieser wieder so schlimm, wenn nicht gar noch schlimmer werden könnte.