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Mallorca: Deutscher startet irres Vorhaben – der Grund geht ans Herz

Harald Kümmel aus Deutschland startet auf Mallorca eine irre Aktion. Er will mit seinem SUP einmal um die Insel. Der Grund geht dabei ans Herz.

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© Vanessa Schubert

Aktion mit Herz: 68-jähriger Deutscher umrundet Mallorca mit SUP

Einmal um die Insel Mallorca – und das mit nicht mehr als einem Stand-Up-Paddel (SUP) und einen Hauch von Gepäck. Ein Vorhaben, auf dessen Idee alleine schon kaum einer kommt.

Harald Kümmel wagt das irre Vorhaben. Rund 500 Kilometer will er mit seinem SUP zurücklegen – die beliebte Urlaubsinsel Mallorca einmal umrunden. „Das mach ich nicht, um mein Ego zu befriedigen oder zu zeigen, was für ein toller Hecht ich bin“, macht der 68-Jährige im Interview mit unserer Redaktion klar. Der Grund für die irre Aktion geht viel tiefer und trifft dabei voll ins Herz.

Mallorca: Deutscher will Insel mit SUP umrunden

Kocher, Zelt, Licht, Klamotten, Handy, etwas Essen, ein zweites Paddel, Schaumkissen – Harald checkte am Dienstagmorgen (20. August) sein Gepäck sorgfältig, bevor er es auf seinem SUP befestigt. Sein Gefährt für die nächsten Wochen wiegt alles in allem rund 30 Kilogramm. Kurz schaut er auf sein Handy, schickt die letzten Nachrichten, macht ein Selfie und dann geht die große Reise los. Innerhalb der nächsten 14 bis 20 Tage will der 68-Jährige die Insel Mallorca umrunden – Start ist der Hafen in S’Arenal. Bis zu acht Stunden am Tag wird er dabei auf seinem Board stehen. „‚In deinem Alter… was du da für Zeug machst‘ – höre ich öfter“, schmunzelt Harald im Gespräch mit unserer Redaktion, „Aber ich sag immer: Alter ist nur eine Zahl – keine Ausrede.“

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Angst habe er keine, Respekt schon eher. „Ich habe Respekt vor der Natur generell, denn mit der muss ich ja zusammenarbeiten. Aber das Wetter ist bisher auf meiner Seite“, erzählt er. Eine besondere Herausforderung auf seiner Route rund um Mallorca ist das Cap Formentor. „Da muss ich rund 18 Kilometer durchpaddeln und kann keine Pause machen. Es kommt dann sehr auf den Wind und die Wellen an. Ich will an dem Tag direkt 6 oder 7 Uhr los… wenn der Wind an dem Tag von vorne kommt, wird’s schwierig“, erzählt der 68-jährige Kursleiter für Kinder- und Gesundheitssport beim SV Böblingen. Sein Ziel sind täglich um die 30 Kilometer zurückzulegen.

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„Ich habe gar keinen Muskelkater“

Einen festen Ablaufplan gebe es nicht. Harald richte sich bei seiner Reise komplett nach dem Wetter. Wird die Sonne gegen Mittag zu stark, wird er eine Pause einlegen. Übernachten will er in seinem Zelt an den jeweiligen Buchten oder auch mal in einer Unterkunft – wie es für ihn eben passt. Vorräte füllt er vor Ort auf. Bei der Frage, ob er denn Muskelkater befürchtet, muss der topfitte 68-Jährige lachen. „Ich habe gar keinen Muskelkater. Ich trainiere das ganze Jahr und kann sieben bis acht Stunden am Stück auf dem Brett stehen. Klar, biste halt platt, aber Muskelkater habe ich noch nie gehabt“, erzählt er.

Das ist bei weitem nicht die erste Aktion, die Harald startet. Er legte mit seinem SUP bereits rund 700 Kilometer auf der Elbe zurück – und das nicht etwa weil der 68-Jährige sonst nichts mit sich anzufangen weiß. Im Vordergrund steht immer ein guter Zweck. Mit seinen sportlichen Extrem-Vorhaben sammelt und sammelte er Spenden für die unterschiedlichsten Organisationen. „Ich mach das jetzt schon seit fast 25 Jahren mit diesen Aktionen… als meine Mutter gestorben ist, habe ich damit angefangen“, berichtet Harald. „Ich habe ein tolles Leben gehabt und habe noch ein tolles Leben – ich möchte den Leuten etwas zurückgeben, die es nicht so gut haben. Und das nicht mit meinem Geld, sondern ich möchte etwas in Gang setzen“, erzählt er. Bei seiner Mallorca-Aktion sollen alle Spenden an den Verein Förderkreis Krebskranke Kinder in Stuttgart gehen.

Einmal rund um Mallorca – für den guten Zweck

Die Wahl fiel dieses Mal für Harald aus einem ganz persönlichen und emotionalen Grund auf die Stuttgarter Organisation. „Mein Cousin ist vor ein paar Tagen an Krebs gestorben… Ich hatte ihn vorher fast 42 Jahre nicht gesehen, weil er auf Mallorca lebte und es sich irgendwie nicht ergeben hatte“, erzählt er. Als sie sich dann nach der langen Zeit wiedersahen, war die Krebsdiagnose bereits gestellt. Damit war für Harald auch relativ schnell die Route klar – einmal um Mallorca.

Bei all der Motivation und der Power, die der 68-Jährige mitbringt ist er jedoch nicht so vermessen die Gefahren und die Anstrengung zu unterschätzen oder Sätze von sich zu geben wie „Aufgeben ist keine Option“. „Ich habe immense Willenskraft, bis ich aufgebe dauert es… es geht ja auch um ein soziales Projekt – da zieht man durch. Aber wenn ein akuter Erschöpfungszustand auftritt oder wenn das Brett gegen Wellen geschlagen wird und kaputt geht, muss ich schon aufgeben… aber erstmal ist es keine Option“, macht Harald deutlich. Eine Herausforderung ist auf jeden Fall nicht nur der körperliche Aspekt, sondern auch der mentale. Immerhin ist 68-Jährige den größten Teil der Reise von jeglichen Menschen abgeschottet. „Auf dem Paddel verfalle ich immer in einen meditativen Zustand. Man fängt automatisch an über sich selbst nachzudenken… was ist meine Zukunft, was ist meine Vergangenheit… wo stehe ich im Leben. Du kommst da anders heraus als zuvor“, erzählt Harald.


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„Urlaub ist es jetzt nicht“, macht Harald deutlich, „Bei 500 Kilometern wird’s bestimmt ätzend, wenn ich dann ankomme. Da willst du das Ding bestimmt ne Weile nicht mehr sehen. So ging es mir auch, als ich auf der Elbe war und angekommen bin. Da dachte ich auch ‚Jetzt ist erstmal ne Weile gut‘.“

Bis es aber „ne Weile gut“ ist, hat Harald noch ein paar Kilometer rund um Mallorca vor sich – gelinde gesagt. Wer das irre Vorhaben „Paddeln gegen Krebs“ unterstützen will, kann das über folgende Bankverbindung tun:

Spendenkonto KSK Nürthingen-Esslingen
Harald Kümmel
IBAN: DE92 6115 0020 0104 0043 04