Wer künftig in München mit dem Bus oder der Bahn unterwegs ist, dem könnte etwas Seltsames auffallen.
Denn bald verschwindet aus den Straßen- und U-Bahnen ein ganz bestimmtes Wort.
Im Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in München soll nämlich nicht mehr die Rede vom „Schwarzfahren“ sein, wenn jemand ohne Ticket erwischt wird. Das Wort könnte rassistisch verstanden werden, so die Begründung.
München: Die Stadt ist kein Einzelfall
Deshalb hängt die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) derzeit alle Plakate und Anschläge ab, auf denen das Wort zu finden ist.
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Gegenüber der Bild-Zeitung erklärt die MVG, damit ergreife man eine „Maßnahme für zeitgemäße Kommunikation“. Statt des Wortes „Schwarzfahren“ soll künftig subtiler darauf hingewiesen werden, dass Menschen ohne gültigen Fahrschein eine Strafe zahlen müssen: „Ehrlich fährt am längsten“, heißt es dann statt „Schwarzfahren kostet 60 Euro!“.
München ist nicht die einzige Stadt, die das Wort verbannt. Bereits die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hatten aufgrund eines im September 2020 vom Berliner Senat beschlossenen „Diversity-Programms“ das Wort „Schwarzfahren“ aus dem Vokabular gestrichen.
Im Internet entzündet sich an der Entscheidung eine lebhafte Debatte. Einschlägige Portale wettern gegen die Neuerung.
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Das ist die Stadt München:
- erstmals 1158 urkundlich erwähnt
- Landeshauptstadt von Bayern, wird zu den Weltstädten gezählt
- mit rund 1,5 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Deutschlands
- besteht aus 25 Stadtbezirken
- Oberbürgermeister ist Dieter Reiter (SPD)
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München: Daher kommt das Wort „Schwarzfahren“
Ein Argument: Das Wort „Schwarzfahren“ habe mit der Hautfarbe eines Menschen gar nichts zu tun. Das ist korrekt: Das Wort stammt aus dem Jiddischen und leitet sich von „shvarts“ ab. Das bedeutet Armut.
Auf der anderen Seite beklagen Menschen mit dunkler Hautfarbe allerdings, dass sie immer wieder im Kontext des Wortes „Schwarzfahren“ Rassismus erleben. Etwa bei dem meist harmlos gemeinten Wortwitz, dass ein Mensch mit dunkler Hautfarbe „schwarzfahre“.
Die mitschwingende Aussage: Der Mensch habe kein Ticket, sei kriminell. Das muss der Andere nicht einmal so gemeint haben, das Gefühl ist aber da.
Auch an anderer Stelle hat das Wort schon für Kritik gesorgt: Eine Aktion der Polizei gegen das Fahren ohne Fahrschein, dass einen schwarz angemalten Menschen mit stechenden blauen Augen zeigte, bekam heftige Kritik.
Viele Menschen mit dunkler Hautfarbe empfinden das Wort „schwarz“ in vielen Kontexten als negativ, etwa weil es im direkten Vergleich zu „weiß“ oft mit schlechten Dingen in Verbindung gebracht wird, etwa beim „schwarz sehen“, „schwarz malen“ oder der „Schwarzarbeit“.
Unabhängig davon, ob das Wort selbst nun einen rassistischen Ursprung hat oder nicht. (evo)