Eigentlich wollte die Sparkasse sich auf ihren Social-Media-Kanälen nur nach den Zahlungsgewohnheiten ihrer Kunden erkundigen. Anlass dazu war eine Statistik der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Thema „Bargeldzahlungen“, die von der Sparkasse als grafische Darstellung im Netz geteilt wurde.
Doch die mehr als 300 Kommentare, die die Sparkasse daraufhin zurückbekam, machen eine Sache deutlich: Die vermeintlich unscheinbare Frage des Bezahlens mit Bargeld oder Karte ist ein Thema, das viele Menschen extrem emotionalisiert.
Sparkasse will über Bargeld informieren
In einer Zeit, in der viele deutsche Bürger im Land den Glauben in die Regierung sowie in die Behörden und Institutionen des Landes verloren haben und in gefühlt jeder Ansage „von denen da oben“ eine Einschränkung der persönlichen Freiheit sehen, werden Themen plötzlich sehr heiß debattiert, obwohl sie von außen betrachtet recht harmlos erscheinen.
So wie die Frage: Barzahlung oder Kartenzahlung? Die Sparkasse teilte kürzlich eine Statistik der EZB, der zufolge die Europäer im Jahre 2019 noch rund 72 Prozent ihrer Transaktionen mit Bargeld tätigten. Fünf Jahre später, 2024, waren es nur noch 52 Prozent. Ein Rückgang, der definitiv auch mit dem Trend zum kontaktlosen Bezahlen während der Corona-Pandemie und mit der voranschreitenden Digitalisierung zu erklären ist.
Ein interessanter Fakt, ohne Frage. Aber gleichzeitig auch eine Statistik, in der viele Bargeld-Fans – und von denen gibt es in Deutschland eine ganze Menge – sofort einen indirekten Zwang hin zur Kartenzahlung vermuten. In den Kommentaren meinen sie daher umgehend, ihre geliebten Scheine und Münzen lautstark zu verteidigen.
Viele Argumente dabei sind auch keinesfalls unbedeutend. So finden es viele Kunden beispielsweise einfacher, einen Überblick über ihre Ausgaben und Finanzen zu behalten, wenn sie sehen, wie viele Scheine und Münzen im Portemonnaie noch übrig sind. Auch die Sorge vor Zahlungsunfähigkeit bei Technikausfällen treibt viele Menschen eher zum Bargeld.
Etwas extrem wird es dagegen dann, wenn Nutzer ihre Angst vor dem ausufernden Diebstahl persönlicher Daten bei einer Kartenzahlung formulieren und von einer „Überwachung“ des Bürgers durch Banken und den Staat sprechen.
Heftige Diskussion unter Sparkassen-Kunden
In den Social-Media-Kommentaren auf den Kanälen der Sparkasse diskutieren sowohl die Pro-Bargeld-Seite als auch die Contra-Fraktion mit ebenbürtiger Emotion. Ein Ausuzg:
- „Kaum noch bar. Es ist nervig, immer darauf zu achten, genug Geld bei sich zu haben. Man kann auch bargeldlos den Überblick behalten.“
- „Finde Haptisches in der wirklichen Welt immer noch besser, als sich komplett von der Technik abhängig zu machen.“
- „Es gibt auch immer weniger Automaten und ihr pusht alle das Digitale. Das ist in der Masse ein Wechsel aus Zwang.“
- „Ich bleibe bei meinem Bargeld, so kann ich besser sparen und hab den Überblick.“
- „Immer schön mit Karte zahlen und sich dann wundern, wenn irgendwann nichts übrig ist. Lächerlich.“
- „Ich persönlich zahle lieber mit Karte oder Smartphone, das ist viel praktischer und schneller.“
Das Social-Media-Team der Sparkasse versucht aktiv, die Wogen zu glätten. Auf viele emotionale Kunden-Kommentare wird direkt geantwortet, man sucht den Kontakt. Gleichzeitig betonen die Verantwortlichen immer wieder, dass die Sparkasse jede Zahlungsform akzeptiert und kein Kunde befürchten muss, wegen seiner präferierten Bezahlvariante benachteiligt zu werden.
Ob das die aufgekochte Stimmung dämpfen kann, darf jedoch zumindest bezweifelt werden.