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Urlaub auf Mallorca: Einheimische wollen Touristen vertreiben – das ist der falsche Weg

Urlaub auf Mallorca – das soll, wenn es nach einer Gruppe Mallorquiner geht, in Zukunft nicht mehr gehen. Wie soll das gehen? Ein Kommentar.

Am Sonntag (19. Juli) fand eine Großdemonstration gegen den Massentourismus aus Mallorca statt. Wer derzeit Urlaub auf Mallorca macht, kann dem Ärger der Einheimischen immer wieder begegnen.
© Sarah Fernandez/DER WESTEN

Mallorca hat die Touristen satt. Protest gegen Massentourismus an der Playa de Palma

Kaum ein Ort kann so viel Tourismus vorweisen wie Mallorca. Gerade Deutsche sehen Mallorca häufig als Erweiterung Deutschlands. Die Mallorquiner sehen das möglicherweise etwas anders.

Die spanische Insel Mallorca ist zu einem der beliebtesten Urlaubsreiseziele Europas geworden – vor allem bei den Deutschen. Das macht sich in diesem Sommer auf der Insel wirklich überall bemerkbar. Die Straßen Palmas sind überfüllt von Touristen. Die Strände quellen beinahe über! Manche von ihnen – so etwa der beliebte Strand von Ses Illetes westlich von Palma – sind dermaßen überfüllt, dass ein Strandbesuch überhaupt keinen Spaß macht. Handtuch an Handtuch liegen die Menschen nebeneinander ohne sich zu kennen. Wer ins Wasser will, steigt wie bei einem Parcours über sich sonnende Touristen.

Mallorquiner kommen an den Strand schon gar nicht mehr her! Warum auch? Die Parkplätze sind voll und teuer, der Bus der Richtung Ses Illetes fährt ist ständig überfüllt. Die Einheimischen der Insel werden im Sommer an die Seite gedrängt und das macht sie sauer. Wie ich finde, absolut zu Recht. Doch so einfach ist das Ganze nicht. Ein Kommentar.

Kein Urlaub auf Mallorca mehr?

Der Protest der Mallorquiner in diesem Sommer teilt sich in zwei Gruppen auf. Auf der einen Seite sind die, die nicht gegen den „Touristen an sich“ sind. Was sie fordern ist die Einschränkung des Massentourismus auf der Insel. Zu viele Hotels brauchen zu viel Wasser für die duschenden Urlauber und das Füllen sowie Sauberhalten der Pools. Und wenn Mallorca eine Sache nicht hat, dann ist das zu viel Wasser.

Während die wohlhabenderen Menschen in ihren Privatpools planschen und so mancher Tourist vielleicht gerne dreimal am Tag duscht, wird durch die Gemeinden bei den Einheimischen auf Mallorca regelmäßig der Wasserdruck gesenkt oder das Wasser gar ganz abgestellt. Doch das ist noch lange nicht Alles, warum viele von ihnen so wütend sind!

Ein Kampf ums Überleben

Die vielen Touristen auf Mallorca treiben die Preise für Lebensmittel und Wohnraum in die Höhe. Die meisten jungen Mallorquiner die ich kenne, leben in umgebauten Vans oder (wieder) bei den Eltern zu Hause. Denn die Gehälter hier steigen im Gegensatz zu den Preisen nicht. Der Frust ist enorm!

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Viele Wohnungen und Häuser werden auf der Insel für die Saison und die vielen und gut zahlenden Touristen zurückgehalten. Legale und illegale Vermietungen privater Wohnungen finden zuhauf statt. Es rentiert sich scheinbar mehr, eine Wohnung nur wenige Monate im Jahr zu vermieten, statt sie einem Einheimischen das ganze Jahr zu überlassen.

Tausende Mallorquiner kamen zu einer Großdemonstration Ende Juli in Palma.
Tausende Mallorquiner kamen zu einer Großdemonstration Ende Juli in Palma. Foto: Sarah Fernandez/ DER WESTEN

Währenddessen reiht sich in Mallorcas Hauptstadt Palma ein Immobiliengeschäft an das andere. Geht man die Straße Carrer del Conquistador im Zentrum der Stadt entlang, zählt man auf nur 300 Metern Straße sechs Immobiliengeschäfte, die schöne Wohnungen und Fincas hauptsächlich zum Kauf anbieten. Ein absurdes Bild! Vor den Schaufenstern bleiben aber keine Mallorquiner stehen, sondern die Touristen, die nicht nur einmal Urlaub auf Mallorca machen wollen und darum einen Zweitwohnsitz auf der Insel suchen. Wieder einmal haben die Einheimischen hier das Nachsehen.

„Tourists go home“

Das sind alles Dinge, die sich regulieren lassen können. Mietendeckel für Einheimische, mehr Kontrolle der privaten Vermietungen von Unterkünften und eine Obergrenze zugelassener Mietwägen und Kreuzfahrtschiffe wären nur ein paar Möglichkeiten, wie die Regierung dem Massentourismus hier Einhalt gebieten könnte. Das ist auch das, was viele Mallorquiner fordern.

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Doch es gibt noch eine zweite Gruppe Protestierender: die Radikalen. Sie wollen überhaupt keine Touristen mehr auf ihrer Insel haben. Wobei sich da sofort die Frage stellt. Ist das ihre Insel? Haben nicht alle Menschen ein Anrecht darauf, die Schönheiten Mallorcas zu genießen?


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Diese Gruppe geht auf Protestaktionen mit Schildern bewaffnet, auf denen steht „Tourists go home“ – das ist ja noch harmlos. „More balconing please“ geht dann schon weit unter die Gürtellinie. „Balconing“ ist das spanische Wort für das Phänomen, dass meist betrunkene Touristen auf Balkone klettern, stürzen und dabei sterben. Das manche Mallorquiner anderen Menschen den Tod wünschen, weil sie hier Urlaub machen ist ein absolutes Unding!

Kein Mallorca ohne Touristen

Diese extreme Gruppe ist sehr wütend und überschreitet dabei Grenzen. Der Grund: Sie fühlt sich marginalisiert und ausgebeutet. Einige arbeiten wie so viele andere tausend Menschen hier als Sommer-Saisonarbeiter in der Tourismusbranche. Haben sie etwa das Gefühl, allein für das Wohl der Touristen zu arbeiten? Tatsache ist: Etwas anderes finden sie nicht. Und da wären wir auch schon beim entscheidenden Punkt.


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Mallorca kann ohne den Tourismus nicht überleben. Die Wahrheit ist, dass sich seitdem nicht mehr nur noch Pauschalurlauber, sondern auch wohlhabende Touristen auf Mallorca Urlaub machen einiges getan hat. Palma ist sauber und lebendig. Der Tourismus schafft viele tausende Arbeitsplätze und ernährt sehr viele mallorquinische Familien.

Mallorca braucht die Touristen und die Touristen brauchen die Mallorquiner. Doch solange die zahlenden Urlauber über die Einheimischen gestellt werden, werden diese das Nachsehen haben und ums Überleben kämpfen müssen.