Veröffentlicht inVermischtes

Windpocken auf dem Vormarsch – so gefährlich kann es für dich werden

Die Zahl der Windpocken-Infektionen steigt aktuell rapide an. In einzelnen Fällen kann das Virus erheblichen Schaden anrichten.

Kind mit Windpocken
© IMAGO / Westend61

Impftermin absagen – und dann?

Jeder hat das Recht, einen Impftermin abzulehnen – doch was passiert dann? Muss man sich wieder hinten anstellen oder kann man sich schnell einen neuen Termin sichern? Antworten gibt's im Video.

Die Anzahl der Windpocken-Fälle ist im vergangenen Jahr wieder deutlich angestiegen. So misst das Robert-Koch-Institut (RKI) beispielhaft 2022 für NRW über 1.800 Fälle. 2021 lagen die Zahlen noch bei der Hälfte, 2019 waren es hingegen 4.000 Fälle.

+++ Karneval in NRW: Corona-Regeln weg – das müssen Feiernde jetzt beachten +++

Experten gehen deshalb davon aus, dass die Corona-Pandemie Einfluss auf das Infektionsgeschehen hatte. Diese Redaktion hat sich die Lage von einem Facharzt für Virologie und Infektionsepidemiologie einschätzen lassen.

Windpocken breiten sich aus

Die Maskenpflicht, das Desinfizieren, der Abstand und die Isolation haben dazu beigetragen, dass sich Corona und andere Virusinfektionen weniger stark ausgebreitet haben. Jetzt, wo die Lockerungen in Kraft treten, werden die Fälle wieder mehr – auch bei Windpocken. „Durch die Einschränkungen während der Pandemie hatten weniger Menschen untereinander Kontakt und damit waren die Zahlen gering“, schätzt Prof. Dr. med. Johannes Knobloch.

+++ Affenpocken: Zwei Fälle in Deutschland – SO überträgt sich die Krankheit +++

Er arbeitet am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf (UKE). „Vor einem Jahr hat man vielleicht ein fieberndes Kind auch eher zu Hause gelassen, weil man eben dachte, es könnte auch Corona sein – es ist also eher das Verhalten als die Corona-Maßnahmen.“

So gefährlich ist das Virus

Das sogenannte Varizellen-Zoster-Virus, eine Tröpfcheninfektion, kann schon über die Luft übertragen werden – genauso wie Covid 19. „Die Windpocken sind in der frühen Phase der Erkrankung auch über die Atemwege ansteckend, aber wenn die Bläschen auftreten, ist auch der Kontakt ein sehr wichtiger Übertragungsmechanismus“, so der Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.


Das sind Windpocken:

  • Hautausschlag, auch Varizellen genannt, häufigste Kinderkrankheit
  • Flüssigkeit in den Bläschen extrem ansteckend, aber auch schon ein Tag vor dem sichtbaren Hautausschlag
  • Nach zehn bis 21 Tagen treten Kopf-, Rücken-, Gliederschmerzen oder auch Fieber auf
  • Ein, zwei Tage später die Bläschen, verkrusten innerhalb von ein, zwei Wochen und fallen dann ab

Die meisten Menschen infizieren sich bereits in der frühen Kindheit – und das auch nur einmal. Wenn du es bekommst, ganz wichtig: nicht kratzen! Sonst gibt es Narben oder im schlimmsten Fall eine schwere Hautinfektion. Der Arzt verordnet dann eine Salbe, die den Juckreiz lindern soll. Zudem brauchen Infizierte viel Ruhe zum Genesen.

Wer einmal Windpocken hatte, kann dadurch, dass die Viren im Körper verbleiben, auch Gürtelrose bekommen. Das Virus verläuft meist harmlos, ist aber sehr unangenehm. Nur selten gibt es schwerere Verläufe. „Die Impfung ist der beste Schutz“, rät Dr. Knobloch. „Ansonsten müsste man seine Kinder aus gemeinschaftlichen Einrichtungen herausnehmen – das würde ich auf keinen Fall empfehlen.“

Wann gegen Windpocken impfen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung, und auch die AOK rät dazu, insbesondere Kinder impfen zu lassen. Die erste Impfung sollte im Alter von elf bis 14 Monaten erfolgen, die zweite zwischen 15 und 23 Monaten (zwei Jahre). Sie können aber auch später noch nachgeholt werden.


Mehr News:


Dr. Knobloch geht davon aus, dass sich in den nächsten zwei, drei Jahren deutlich mehr mit den Windpocken anstecken werden, „bis es sich dann wieder auf das Niveau von vor der Pandemie einpendelt. Dann haben es die meisten nachgeholt, die noch nicht erkrankt waren. Das Virus wird jetzt nur versuchen, die zu erwischen, die es noch nicht hatten. Man bekommt die Windpocken ja ohnehin nur einmal.“