Kopenhagen.
Dieser Fall berührt ganz Dänemark. In einem öffentlichkeitswirksamen Prozess verklagt eine der berühmtesten Persönlichkeiten des Landes ihren ehemaligen Ehemann. Janni Spies, einst reichste Frau in Dänemark und Tourismus-Unternehmerin, will von ihm 135 Millionen Kronen (18 Millionen Euro) haben. Damit wäre dies der Gerichtsfall in Dänemark, bei dem es um die höchste Streitsumme geht.
Die 50-jährige Janni Spies wurde berühmt, als sie 1983, damals 21 Jahre jung, den 62-jährigen Reise-König Simon Spies heiratete. Der illustre Milliardär, der zeitweise ein Hippie war, der sich auch nackt in Pornoklubs fotografieren ließ, hatte in den 60er-Jahren das Geschäftsmodell der Charterreisen nach Dänemark gebracht.
Damit wurde Spies so reich, dass er einmal ganz Kopenhagen zu seinem Geburtstag mit einem kostenlosen Essen einlud.
Ein Jahr nach seiner Märchenhochzeit starb der Reise-Mogul. Janni Spies und ihr Bruder, ein Handwerker, führten das Imperium in wenigen Jahren in den Bankrott. Doch es war noch genug Geld für Janni Spies da, das sie als Mitgift in ihre zweite Ehe mit dem Anwalt Christian Kjaer einbringen konnte, der ein enger Freund des dänischen Königspaares ist.
185 Millionen Kronen in15 Jahren ausgegeben
Die üppige Mitgift machte die Eheleute zum reichsten Ehepaar Dänemarks. Kjaer, der auch das ehrenvolle Amt des königlichen Hofjägermeisters inne hat, ließ es sich gut gehen mit den Resten des einst so stolzen Vermögens des Reise-Königs von Dänemark. Innerhalb von 15 Jahren soll das Paar sage und schreibe 185 Millionen Kronen ausgegeben haben, wie die dänische Boulevardzeitung „BT“ berichtete. Andere Zeitungen schreiben von einem monatlichen Geldverbrauch von 400 000 Kronen. Das scheinbar so glückliche Promi-Paar hat davon auch zwei Kinder versorgt – die heute 23-jährige Michala und den mittlerweile 15-jährigen Christopher.
Aber 2008 war die Ehe am Ende. Im Blitzlichtgewitter der Presse ließen sich Kjaer und Spies scheiden. Die einstige Charterreise-Königin stellte danach fest, dass nun wirklich kaum noch etwas von dem einst so stolzen Vermögen ihres ersten Ehemannes übrig war. Sie verklagte Kjaer auf 135,6 Millionen Kronen plus Zinsen. Kjaer habe ihr Geld 20 Jahre lang zum Fenster hinausgeworfen, so stellt sie es heute dar. Da seien die Wuchermieten für Häuser, teuere Investitionsprojekte ihres Ex-Mannes, die sich angeblich nie ausgezahlt hätten und schlichte Kredite, die sie ihm für seine Firma gewährte, aber nie zurückbekommen habe.
Jeder Ausspruch vor Gericht wurde über Twitter weitergegeben
Wenn sie gefragt habe, wo das Geld geblieben sei, habe er ihr nicht antworten wollen, sagt sie. Sie habe viele seiner Transaktionen gar nicht verstanden, bis sie, nach der Scheidung, mit Hilfe von Sachkundigen alles systematisch aufgearbeitet habe. Janni Spies wollte den Prozess eigentlich gern hinter verschlossenen Türen führen. Doch ihr ExMann lehnte ab. Die dänische Öffentlichkeit könne dem Rechtsspektakel ruhig beiwohnen, ließ er mitteilen.
Nun warten vor allem die älteren Däninnen, die noch bei den ersten Charterreisen nach Spanien dabei waren, gespannt auf intime Details aus dem Leben der Prominenten. Denn intim würde es durchaus werden, räumte Spies kürzlich in einem Exklusivgespräch mit „BT“ ein. Die Klatschpresse folgte dem ersten Prozesstag dementsprechend akribisch. Jeder Ausspruch vor Gericht wurde direkt über Twitter an die Leser weitergegeben. In Leserumfragen wird gefragt, wer für Spies sei und wer hinter Kjaer stehe.
Spies scheint dieses Spektakel zu akzeptieren. Sie habe sich schon auf den Medienrummel „mental eingestellt“, erklärt sie. Sie habe 20 Jahre mit diesem Mann gehabt. Sie habe ihn geliebt und sei dankbar für die beiden Kinder, die nun diesen unsäglichen Prozess über sich ergehen lassen müssten. „Aber nun ist die Liebe weg. Welche Gefühle ich nun für ihn habe, behalte ich für mich“, erklärte sie öffentlich.