Die Ferres zwischen Ehemann und Hongkong-Lover. Als Kunstexpertin kommen ihr in Fernost wertvolle Ausstellungsstücke abhanden. Ein charmanter Filou will helfen. Ihn treibt allerdings nicht die pure Hilfsbereitschaft. Und die Kunstfreundin ist zugleich eine vernachlässigte Ehefrau.
München.
Exotik und Erotik – damit will das Erste am Samstag das vorweihnachtlich gestimmte Publikum ködern. Und mit Veronica Ferres. Das ehemalige „Superweib“ im „Hafen der Düfte“ (Samstag, ARD, 20.15 Uhr) zwischen Ehemann und Hongkong-Lover. Hält der Inhalt, was die Packung verspricht?
Tatsächlich spendiert die ARD-Tochter Degeto den Daheimgebliebenen eine televisionäre Fernreise. Die Bilder von Jan Fehse sind opulent. Damit sind nicht die handelsüblichen Totalen der südostasiatischen Metropole gemeint, in der der Romantik-Thriller gedreht wurde, auch nicht der unvermeidliche Neon-Glitzer, den Hongkongs Hauptstraßen nachts verströmen. Vielmehr zeigt sich die Qualität der Bilder in den Innenräumen. Egal ob Polizeibüro oder Hinterhof-Auktion – Fehses Kamera zeigt sie mit detailverliebter Tiefenschärfe, die vergessen lässt, dass das Fernsehen oft zu Recht als hässlicher, kleiner Bruder des Kinos geschmäht wird.
Ein Griff in die Klischeekiste
Kann der Inhalt der Story mithalten? Leider nein. Drehbuchautor Philip LaZebnik greift tief in die Klischeekiste mit blutarmen Figuren und knäcketrockenen Dialogen. Herbert Knaup mimt einen Banker, der in der ehemaligen britischen Kronkolonie eine Ausstellung finanziert, die seine Gattin (Veronica Ferres) betreut. Er steht für Geld und kalten Pragmatismus, sie für Kunst und politisch korrekte Ideale. Sie kritisiert ihn für seine Haltung, sie klingt dabei wie eine vernachlässigte Ehefrau. Kann das gut gehen? Natürlich nicht. Die Ehe steuert auf eine Krise zu.
Obendrein sind plötzlich die Kunstschätze gestohlen: Eine Frau gerät aus dem Alltag in ein Abenteuer – Triebfeder ungezählter Filme. Hilfe verspricht der Kunstexpertin ein charmanter Filou namens Edward Lim (Russel Wong mit Gel-Haar als China-Guttenberg), der sich elegant zwischen Gesetz und Ganoven bewegt. Seine Hilfsbereitschaft treibt auch ein ganz persönliches Interesse an der blonden Deutschen, die er mit Komplimenten locken und – sehr teueren – Geschenken ködern will. Die Kunstexpertin gibt seinem Liebeswerben – biederer Dreh – erst nach, als sie ihren Gatten auf erotischen Abwegen erwischt. Die westöstliche Romanze steht im Mittelpunkt, mit jugendfrei inszenierter Erotik als Höhepunkt.
Und die Darsteller? Die Ferres müht sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Einzig in der ersten Verführungsszene zeigt sie mit einem Blick zwischen Verlangen und Verzweiflung Emotionen. Ansonsten spricht Deutschlands meist-überschätzte Schauspielerin so leidenschaftslos wie eine telefonische Warteschleife. Herbert Knaup, sonst überzeugend, stapft lustlos durch Hongkong. Er überlässt seinem Film-Rivalen Russell Wong bereitwillig das Feld, der immerhin seinen Charme versprühen kann. Er wie die übrigen ausländischen Kollegen wurden allerdings gestraft durch eine mäßige Sychronisation.
Immerhin stimmt die Dramaturgie von Regisseur Peter Gersina, so dass er zwar keine China-Feinkost serviert. Zumindest aber verursacht sein Fernost-Fast-Food kein Sodbrennen.