Die totgesagte Scheibe feiert ihr Comeback. Der Umsatz steigt, in den Geschäften gibt es wieder Plattenregale und Zubehör. Was Sammler wissen sollten.
Essen.
Die Schallplatte lebt. Nach Angaben des Bundesverbands Musikindustrie wurden im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Alben gekauft, so viele wie seit 1992 nicht mehr. In vielen Elektronikmärkten stehen wieder Plattenregale, auch Schallplattenspieler und Vinyl-Zubehör werden gelistet. Der letzte Beweis, dass das Vinyl-Herz wieder schlägt: Großbritannien hat vor wenigen Wochen die Vinyl-Charts wiedereingeführt. Tipps und Infos für Schallplattenliebhaber und jene, die es werden wollen.
Platten sammeln
Es ist eine dieser Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichten, die das Internet schrieb. Im Jahr 2000 veröffentlichte der US-Bürger Kevin Lewandowski die Webseite „Discogs“. Eigentlich wollte er dort nur seine eigene Plattensammlung verwalten. Aus Discogs (engl. discographies, Diskografien) wurde eine der weltweit größten Online-Datenbanken, in denen die veröffentlichten Tonträger von Musikern und Plattenlabeln verzeichnet sind.
„Discogs“ ist heute so etwas wie das Wikipedia für Vinyl-Liebhaber. Wer den Namen einer Band eingibt, erhält Informationen über alle Alben, die veröffentlicht wurden. Angegliedert ist auch ein Marktplatz, auf dem neue Platten und Second-Hand-Ware gekauft werden können. Aber Achtung: „Discogs“ tritt nur als Vermittler auf, über die Seriosität von Anbieter und Preis sollten sich Käufer vorab informieren.
Der Mehrwert von „Discogs“: Wer den Wert seiner Plattensammlung wissen will, bekommt in der Datenbank schnell alle Infos. Nützlich ist die Seite auch unterwegs, wenn Sammler bei dem Besuch auf einem Flohmarkt Details zur angebotenen Platte abfragen können.
Mit Platten richtig umgehen
Ein schwieriges Thema. Für manche Sammler gehört das Knistern und Knacken beim Abspielen einer Platte einfach dazu. Besitzer einer High-End-Anlage indes können und wollen mit diesen Geräuschen nicht leben. Die richtige Pflege kann den Spaß am Vinyl verlängern – je nach Vorliebe.
Die richtige Innenhülle zum Beispiel. Über dieses Thema wird in Vinyl-Foren lang und ausgiebig diskutiert. Dahinter steckt das Problem, dass manche Schallplatten in engen, billigen Papierhüllen stecken, die Oberfläche beim Herausnehmen feine Kratzer abbekommt und die Platte zudem noch statisch aufgeladen ist. Viele Sammler schwören auf gefütterte, antistatische Innenhüllen. Die günstigsten gibt es bereits ab 25 Cent das Stück, erhältlich in guten Schallplattenläden oder im Internet. Welche Qualität oder Marke die richtige Wahl ist, dürfte Geschmacks- und Erfahrungssache sein.
Das zweite wichtige Thema, bei dem die Meinungen auseinandergehen: die Reinigung.
Wer den gröbsten Staub aus den Rillen holen will, sollte bei der „Trockenreinigung“ eine Kohlefaserbürste benutzen. Besonders schmutzige Schallplatten – das Schnäppchen vom Flohmarkt zum Beispiel – können mit einer Reinigungsflüssigkeit gesäubert werden. Eine Möglichkeit: Zwei Drittel destilliertes Wasser mit einem Drittel Isopropanol-Alkohol mischen, erhältlich in der Apotheke. Die Platten können entweder in die Flüssigkeit eingetaucht oder auf dem Plattenteller mit einer Sprühflasche angefeuchtet werden. Vorsicht: Ältere Schellackplatten dürfen auf keinen Fall mit Alkohol in Berührung kommen.
Eher für Profis oder DJs gedacht sind Plattenwaschanlagen, die mehrere Hundert Euro kosten, allerdings auch super gründlich sind.
Platten digitalisieren
Eigentlich ein No-Go für die Anhänger analoger Technik. Doch viele Musikfans überspielen ihre Vinyl-Schätze und speichern sie als digitale Dateien im MP3- oder viel besser und ohne Qualitätseinbußen im FLAC-Format ab. Das geht so:
Neuere Plattenspieler haben in der Regel auch einen USB-Anschluss. Mit einem USB-Kabel wird das Gerät ganz einfach an den Computer angeschlossen, mit dem passenden Treiber wird das Gerät vom PC erkannt. Nachteil: Oft lässt die Qualität der Aufnahmen zu wünschen übrig.
Hat der Plattenspieler einen Phono-Ausgang, wird er zunächst wie gewohnt an den Verstärker der Musikanlage angeschlossen, von dessen Cinch- oder Line-Ausgang wird er mit dem Eingang der Computer-Soundkarte verbunden.
Zur Aufnahme der Musik gibt es viele Programme, mit manchen lässt sich auch das Knistern und Knacken des Vinyls herausfiltern. Eines der meistverbreiteten Programme ist Audacity, das es als kostenlose Freeware im Internet gibt.
Platten unterwegs hören
Auch das dürfte Retro-Fans reichlich schräg vorkommen: Apps für Tablets oder Smartphones verwandeln die Oberfläche des Digitalgeräts in wunderschöne, stylische Plattenspieler – Knistern und Knacken der aufgelegten Scheibe eingeschlossen.
Zwei Tipps: „Turnplay“ für das iPad (1,99 Euro, weitere Oberflächen kosten), „edjing gratis DJ Mix Turntable“ für Android-Geräte (Premium-Version ab 8,99 Euro).