Veröffentlicht inPanorama

Von wegen spießig – So sparen Sie mit dem Haushaltsbuch

Von wegen spießig – So sparen Sie mit dem Haushaltsbuch

Viele Verbraucher haben keinen Überblick über ihre Finanzen. Wer aber seine monatlichen Einnahmen und Ausgaben notiert, findet die Löcher, in denen das sauer verdiente Geld verschwindet. Gerade Menschen mit höherem Einkommen verlieren schnell den Überblick. Wir zeigen Ihnen, wie es geht.

Düsseldorf/Oberhausen. 

„Spießig, altbacken, kleinkariert“: Wer im Bekanntenkreis eingesteht, regelmäßig Buch zu führen über seine persönlichen Ein- und Ausgaben und selbst den kleinsten Schokoriegel in einer Excel-Tabelle erfasst, wird gerne mit Hohn und Spott, wenigstens aber mit einem eher mitleidigen Lächeln bedacht. Zu Unrecht, wie Finanzberater und Verbraucherschützer meinen. Denn die meisten Leute haben, wenn überhaupt, nur einen sehr groben Überblick über ihre persönlichen Finanzen.

Mit bisweilen fatalen Folgen: Das Geld ist fast immer zu knapp, mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Dem lässt sich mit einem Haushaltsbuch vorbeugen. „Denn erst wenn ich genau aufschreibe, wo mein Geld hingeht, habe ich einen Überblick über meine persönlichen Ausgaben“, weiß Sylvia Groh von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu berichten.

Kreditkarte, PayPal und Co.: Das Geldausgeben geht schnell von der Hand

Hinzu kommt: Das gute alte Haushaltsbuch mag vielleicht eher an Omas Zeiten erinnern; ist aber heute, im Zeitalter des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, nützlicher denn je. Das Geldausgeben geht schneller von der Hand, man merkt es kaum noch. Bestellungen im Netz werden mit Kreditkarte, Paypal oder Überweisung bezahlt. Die Miete, die Stromrechnung oder die Kfz-Steuer werden bequem, aber auch irgendwie unbemerkt vom Konto abgebucht. Die Zahlung tut weniger weh, als wenn man einen Schein aus dem Portemonnaie kramt.

Umso hilfreicher ist deshalb der regelmäßige Kassensturz. Entweder ganz traditionell mit Bleistift und Papier. Oder mit einem Computerprogramm wie „Wiso“ (14,95 Euro) oder „Quicken“ (49,99 Euro). Der Vorteil solcher kommerziellen Programme: Sie lassen sich mit dem Online-Banking verknüpfen, Kontoumsätze – etwa für die Stromrechnung – können automatisch übernommen werden. Lästiges manuelles Übertragen entfällt. Nachteil: Jedes Jahr wird eine Gebühr fällig.

Inzwischen gibt es auch Apps für Smartphones oder Tablet-Rechner. Das ist deshalb bequem, weil sich so auch unterwegs kleinere Ausgaben für den Milchkaffee, das Brötchen oder anderen Kleinkram einfach erfassen lassen. Im Hinblick auf die Datensicherheit muss man sich allerdings stets darüber im Klaren sein, dass hier auch sehr persönliche Daten übertragen werden; immerhin ist den Verbraucherschützern aus Düsseldorf bislang keine App negativ aufgefallen, Fälle von Datenmissbrauch sind bislang nicht bekannt.

Am einfachsten und preisgünstigsten ist neben der Stift-Papier-Lösung aber eine Excel-Tabelle. So bietet zum Beispiel Uwe Brüning aus Oberhausen auf spartipp-haushaltsbuch.de ein mustergültig vorbereitetes Haushaltsbuch zum Gratis-Download an. Dort werden – wie es Verbraucherschützerin Sylvia Groh empfiehlt – Einnahmen und Ausgaben in eine übersichtliche Ordnung gebracht. Zuerst die regelmäßigen Einnahmen wie Gehalt, Rente oder Kindergeld notieren, dann die festen Ausgaben (Miete, Strom, GEZ, Versicherungen), und schließlich einige Zeilen und Spalten für flexible Ausgaben wie Bekleidung, Körperpflege oder Restaurantbesuche.

Durch die Kategorisierung der Ausgaben bekommt man einen guten Überblick, wohin die sauer verdienten Euros fließen. Manch einer wundert sich vielleicht über zu teure Versicherungen oder alte Handyverträge, ein anderer über hohe Ausgaben für Klamotten. Ein Dritter muss sich womöglich eingestehen, dass zwei Restaurantbesuche pro Woche vielleicht doch das Budget sprengen.

Kleinvieh macht auch Mist

Wichtig: Auch Kleinvieh macht Mist. Die Kaugummis, das belegte Brötchen beim Bäcker, Kinobesuche: Verbraucherschützerin Groh weiß aus Erfahrung, dass die meisten Leute, die erstmals ein Haushaltsbuch führen, ganz schön staunen, wofür ihr Geld draufgeht. Selbst wenn man nicht die Zeit und die Disziplin aufbringt, dauerhaft alles zu notieren: Nach Grohs Einschätzung ist es schon eine große Hilfe, wenn Verbraucher einmal über einen Zeitraum von wenigen Monaten akribisch ihre Finanzen überwachen. Das ist lästig, aber man bekommt ein gutes Gefühl für den Umgang mit dem eigenen Geld. Wichtiger noch: Wer weiß, wofür er sein Geld ausgibt, erkennt auch, wo er welches sparen kann.

Ein weit verbreiteter Irrtum: Ein Haushaltsbuch ist keineswegs nur etwas für arme Leute, die mit einem Bein in der Pleite stehen. Im Gegenteil. Gerade Menschen mit viel Geld verlieren schnell den Überblick. „Auch ein gut situierter Haushalt muss Rücklagen bilden oder Sparziele erreichen“, sagt Verbraucherschützerin Groh.