Seit dem 1. Juli 1993 gibt es in Deutschland fünfstellige Postleitzahlen. Eine sprechende Hand namens Rolf warb mit „Fünf ist Trümpf“. Anfangs gab es viele Probleme mit der Umstellung. Heute gibt es sogar Bäume mit einer eigenen Zahl. Das neue System machte es möglich, dass Briefe auf Stadtviertel, Postfächer oder Großkunden heruntersortiert werden können.
Ruhrgebiet.
Ein Baum mit eigener Postleitzahl steht auch nicht an jeder Ecke. Aber in Eutin, da steht einer: die Bräutigamseiche, an die Menschen schreiben, die sich verbandeln wollen. Nein, natürlich nicht mit dem Baum!
30 bis 40 Briefe legt der Postbote der Eiche wöchentlich ins Astloch, die kann dann jede(r) lesen, und angeblich kamen so schon hunderte Hochzeiten zustande über die Jahre. Aber heutzutage macht natürlich niemand mehr so einen Quatsch mit (Bräutigamseiche, Dodauer Forst, 23701 Eutin).
„Fünf ist Trümpf“ war der Slogan der Post
Einen Baum mit eigener Postleitzahl kann es natürlich erst seit 20 Jahren geben, seit dem 1. Juli 1993, als die Post die Zahl erweiterte auf fünf Stellen und seitdem Überfluss herrscht. Das war ein ziemlicher Kampf damals mit den vierstelligen Gewohnheiten der Menschen. Böse Journalisten erfanden flugs die ,Postleidzahl’, und es ist eigentlich auch nicht vorstellbar, dass der damalige Slogan „Fünf ist Trümpf“ die Leute positiver stimmte.
Selbst Postler hatten zunächst ihre Schwierigkeiten, wie Karl-Heinz Behrens, der Leiter der Briefniederlassung Essen. Der Mann wohnte bis dahin in 5810 Witten, „das war zugleich die Telefonnummer der Stadtverwaltung“. Ohne einen Schritt zu tun, wohnte er danach in 58455 Witten (nicht genug mit dem Wechsel, hebt unter der Nummer auch niemand ab).
800 doppelt gültige Postleitzahlen gab es nach der Wende
Aber natürlich hatte die Umstellung einen ernsthaften Hintergrund, wenn nicht sogar zwei. So bekam man die über 800 doppelt gültigen Postleitzahlen aus der Welt, die seit der Wiedervereinigung im Briefverkehr rumstörten (4300 Essen, 4300 Quedlinburg). Außerdem wurde so der Einsatz von Maschinen effizienter, weil sie seitdem Briefe auf einzelne Stadtviertel, Postfächer oder Großkunden heruntersortieren können. Das mache die Post, sagt einer ihrer Sprecher, heute zur „schnellsten Post Europas“.
Doch selbst so etwas Harmloses wie eine Postleitzahl hat einen militärischen Hintergrund. In Deutschland wurde sie nämlich 1941 eingeführt. Da waren so viele Postsortierer mit ausgewachsenen geografischen Kenntnissen bei der Wehrmacht, dass die Zustellung sich spürbar verzögerte. Den Hilfskräften wurde das Vorsortieren nach Zahlen beigebracht, um wieder schneller zu werden. Bis heute sind von 99 999 möglichen Postleitzahlen nur 28 683 vergeben. Da ist also noch Platz für ganze Wälder.