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Vor 30 Jahren startete der diabolische „Denver Clan“ im ZDF

Vor 30 Jahren startete der diabolische „Denver Clan“ im ZDF

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Foto: ABC PHOTO ARCHIVES
Sie logen, sie betrogen, und manchmal würgten sie sich auch: Im Vergleich zum „Denver Clan“ war „Dallas“ ein Kindergeburtstag. Die Zuschauer liebten Joan Collins & Co. dafür. Vor 30 Jahren ging es los im ZDF.

New York. 

„Dallas“ haben sie verschlafen damals beim ZDF. Zu trivial, zu böse findet der damalige Intendant die Öl-Saga und überlässt die Familie Ewing kampflos der ARD, denn: „Irgendwo ist eine Grenze.“ Doch dann schalten Millionen Deutsche jeden Dienstag ein, wenn J.R. seine Intrigen spinnt und Sue Ellen zum Glas greift. Und beim nächsten Mal sind sie klüger. Man habe, verkündet der Intendant nun, das „Bedürfnis des Publikums nach großen Familien-Epen“ erkannt. Und die Serien-Redaktion sekundiert, indem sie von einem Stoff schwärmt, der gleichzeitig an die „griechische Mythologie“ wie an die „deutsche romantische Literatur“ erinnere. Da muss man erst einmal darauf kommen, dass es sich um den „Denver-Clan“ handelt. Vor 30 Jahren lief die erste Folge im deutschen TV.

Und da wird nicht gekleckert, da wird geklotzt. 1,2 Millionen US-Dollar pro Folge kostet die Reihe – eine halbe Million mehr als Dallas. Im Vergleich zu den Carringtons sind die Ewings fast schon Petro-Prekariat und die Southfork Ranch verkommt zur besseren Absteige. Die Milliardäre aus Colorado residieren in einem 48-Zimmer-Palast, umgeben von einem Park in der Größe des Saarlandes. Das Personal umfasst Kompaniestärke und bewegt sich unauffällig zwischen Marmor und edlen englischen Möbeln.

Hier leben und leiden Ölmulti Blake Carrington (John Forsythe), seine zweite Gattin Krystle, Sohn Steven (Al Corley), Tochter Fallon Carrington (Pamela Sue Martin), Schwiegersohn Jeff Colby (John James). Und ob das grauhaarige Clan-Oberhaupt nicht schon genug damit zu tun hätte, 218 Folgen lang das weltumspannende Imperium zu leiten, geht es auch in der Familie drunter und drüber. Es wird gelogen und betrogen, dass J.R.’s Probleme wie Streit auf einem Kindergeburtstag wirken.

Deutsche Antwort auf „Denver“ fällt bieder und harmlos aus

Natürlich ist „Denver“, wie die Deutschen bald verkürzt sagen, ein „Dallas“-Abklatsch. Aber zeitweise ist dieser Abklatsch erfolgreicher als das Original. Bald aber werden die Geschichten immer schlechter, die Ideen der Drehbuchautoren immer aberwitziger Und so sehr sich das „Denver“-Biest Alexis ­(Joan Collins) auch bemüht, nie kann sie der Boshaftigkeit des Dallas-Ekels J.R. das Wasser reichen. Nach neun Staffeln ist 1989 Schluss und in der letzten Folge lassen die Macher nahezu das ganze Serienpersonal sterben.

Da hat das ZDF längst seine eigene Familiensaga und lässt erfolgreich um „Das Erbe der Guldenburgs“ kämpfen. Sehr bieder und sehr harmlos ist die deutsche Antwort. Jedenfalls muss niemand befürchten, dass Christiane Hörbiger als Gräfin von Guldenburg Sätze sagt wie Alexis, die einen in die Jahre gekommenen Liebhaber auch schon mal warnt: „Du darfst nicht auf mir sterben.“

Simpler Kuss sorgt für Riesen-Ärger

Die größte Aufregung beim „Denver“-Publikum verursachte allerdings ein simpler Kuss, ausgetauscht zwischen Gaststar Rock Hudson und Linda Evans. Nachdem Hudson seine Aids-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, waren viele US-Zuschauer fest davon überzeugt, Evans habe sich angesteckt. „Eine Zeit lang“, hat sich die Schauspielerin später einmal erinnert, „hat mich niemand mehr umarmt.“